Unter dem Motto „Märkte im Umbruch – Branche im Aufbruch“ startete die Busreisebranche am 09. Januar 2017 mit der Jahresauftaktveranstaltung „Tag der Bustouristik“ im GOP Varieté-Theater in Bremen in das neue Touristikjahr.

Um- und Aufbruchstimmung herrscht auch beim RDA, dem Schirmherren dieser Veranstaltung. Der Verband hat sich für 2017 einiges vorgenommen – und das nicht nur im Hinblick auf den Erneuerungsprozess des RDA-Workshops, der ja seit dem vergangenen Jahr voll im Gange ist.

Die Entschlossenheit, im und mit dem Verband etwas zu bewegen, zeigte vor allem RDA-Vizepräsident Benedikt Esser in seinem Abschluss-Statement. Doch dazu später mehr.

Heinrich Marti, RDA-Vizepräsident, verkündete in seiner Eröffnungsrede zwei wesentliche Neuerungen, die bereits Anfang des Jahres umgesetzt wurden: Zum einen hat Benedikt Esser provisorisch die Geschäftsführung der RDA-Workshop Touristik-Service GmbH (RDA-WTS GmbH) übernommen. Damit löst er Dieter Gauf ab, der sich voll und ganz auf seine Funktion als RDA-Hauptgeschäftsführer fokussiert. Gleichzeitig wurde der neue Name des RDA-Workshops aus der Taufe gehoben: RDA Group Travel Expo. Damit unterstreicht der RDA den internationalen Charakter der Fachmesse.

Erste Maßnahmen tragen Früchte

Die Mühlen des RDA mahlen seit dem letzten Jahr zweifellos schneller: Sei es mit personellen Veränderungen, dem RDA-Workshop-Prolog in Friedrichshafen oder aber mit der Verkürzung der Messe in Köln auf zwei Tage – der Verband, der in den vergangenen Jahren immer wieder stark kritisiert wurde, hat den Knall gehört und entwickelt sich in die richtige Richtung. Laut Heinrich Marti tragen die ersten Maßnahmen bereits Früchte, auch in finanzieller Hinsicht.

Dieter Gauf, ideeller Vater und Organisator des Tag der Bustouristik und RDA-Hauptgeschäftsführer, gab am Beginn der Veranstaltung einen Überblick über die Entwicklung des Bustouristikmarktes. Er wies darauf hin, dass sich in den vergangenen 15 Jahren die Zahl der Busunternehmen drastisch zurückgegangen sei, genau genommen auf 3.780 geschrumpft. Im Gegensatz dazu sei laut Gauf aber die Zahl der Reiseveranstalter von 2.260 auf 2.900 gestiegen. Auf eine ähnliche Entwicklung wie die bei den Busunternehmen blicken auch die stationären Reisebüros zurück. Ihre Zahl sei von ehemals 14.000 auf knapp unter 10.000 gesunken. Doch diese Zahl sei jetzt stabil, so Dieter Gauf. Ferner durchleuchtete Gauf die Frage: „Ist die Busreise ein Auslaufmodell?“ und stellte gemäß der Ergebnisse der Reiseanalyse fest, dass der Reisebus seine Position über lange Jahre behaupten konnte. Die Bustouristik hatte 2015 einen Anteil von 7 Prozent am Gesamtreisevolumen. Kombireisen Bus + Flug und Bus + Schiff seien sogar gestiegen und das Potenzial nach wie vor sehr hoch. Die Herausforderungen, die es in der Bustouristik zu meistern gilt, erörterte Dieter Gauf anhand von verschiedenen Faktoren wie beispielsweise Megatrend Flugreisen, die wachsende internationale Konkurrenz, Internet, politische Rahmenbedingungen, zunehmender Verbraucherschutz, Umwelt- und Klimaschutz, Terror und Krisen etc.

Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Player

Zu den Gastrednern gehörte dieses Jahr auch der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV) Norbert Fiebig. Er setzte sich in seinem Keynote Statement mit den Auswirkungen von Krisen auf die Tourismusbranche auseinander. Im Hinblick auf die bevorstehenden Bundestagswahlen 2017 sagte Fiebig, trotz Wahlkampf dürfe kein Stillstand eintreten und große Herausforderungen sollten angepackt und gelöst werden. Sei es das Bildungssystem, die Infrastruktur, marode Straßen oder die EU-Pauschalreiserichtlinie – durch die Gesetzgebung dürfe für die Tourismusbranche keine zusätzlichen Belastungen entstehen. Er betonte: „Tourismus leistet einen großen Beitrag zum ökonomischen, politischen sowie gesellschaftlichen Stabilität.“ Darüber hinaus erklärte der DRV-Präsident, dass das Jahr 2016 zwar sehr turbulent war, aber es gab auch Positives zu verzeichnen: Beispielsweise hätten Nahziele stattliche Zuwächse generiert. Laut GfK sind die Gewinner, die aus der Krise hervorgehen, Spanien, Portugal, Griechenland und sogar Bulgarien.

Fiebig setzte sich in seinem Vortrag auch mit der gewerbesteuerlichen Hinzurechnung auseinander. Es sei zu bedauern, dass es hier nach wie vor keine befriedigende Lösung gebe. Die Gefahr, die daraus hervorgehe sei, dass große Reiseveranstalter ins Ausland abwandern und die kleinen Reiseveranstalter über kurz oder lang vom Markt verschwinden. Die Politik habe man darauf aufmerksam gemacht. Abschließend unterstrich er: „Wir brauchen gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Player, andernfalls werden wir Schiffsbruch erleiden.“

Neues RDA-Projekt: Reisewelten

Den Schlusspunkt in der Vortragsreihe setzte Benedikt Esser mit seinem Statement zum Thema „Auslaufmodell Familienbetrieb – verdrängen Konzerne, Venture Capital, bürokratische Hürden die mittelständischen Bustouristikunternehmen?“ Ein Kernpunkt des Vortrags zielte auf das Mietbusgeschäft ab. Dazu sagte Esser: „Für Busunternehmen ist die Vermietung der eigenen Reisebusse seit vielen Jahren ein geradezu ruinöses Geschäft – zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben.“ Hinzu käme, dass im Frühjahr 2016 Flixbus den Eintritt in das Geschäft mit Mietbusreisen startete. Damit spannte Benedikt Esser den Bogen zu der RDA-Internet-Plattform www.bus.de, die der Verband als Gegenoffensive zu Flixbus-Mietbusgeschäft kommuniziert. Über diese Plattform sollen die RDA-Mitglieder nicht nur ihre Busse zur Vermietung anbieten können. Darüber hinaus soll bus.de eine Buchungsplattform für Busreisen im Netz werden.

Der RDA-Vize präsentierte in seinem Vortrag ein Bündel an Maßnahmen, die der Verband 2017 umsetzen will. Was die RDA Group Travel Expo angeht, so arbeitet man in Kooperation mit der Koelmesse derzeit an dem Projekt „Reisewelten. Damit soll es kleinen und mittleren Betrieben ermöglicht werden, die eigenen Leistungen innerhalb der Reisewelten emotionaler und kulinarischer darzustellen. Des Weiteren will der RDA 2017 mit dem Aufbau einer verbandlichen „Knowledgebase“, einer Wissensdatenbank, beginnen, die dann für RDA-Mitglieder über das Internet erreichbar sein soll.

Eine Podiumsdiskussion markierte an diesem Tag dann das Ende der Veranstaltung. Dabei gab es auch kritische Stimmen wie zum Beispiel von Christoph Böckermann, dem Geschäftsführer von Sausewind GmbH. Als langjähriges RDA-Mitglied kritisierte er verschiedene Punkte der Verbandsarbeit. Benedikt Esser nahm die Kritik konstruktiv entgegen und antwortete: „Wir wissen, dass an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf besteht. Wir arbeiten entschieden daran, wir kämpfen!“

Wie immer hatten Dieter Gauf und sein Team auch bei dieser 35. Auflage des Tag der Bustouristik in Bremen mit der Anzahl von sechs „Statements“ nicht gegeizt. Auch wenn die Beiträge insgesamt interessant und informativ waren, manchmal ist bekanntermaßen weniger mehr. Ein oder zwei Vorträge weniger hätten dem informativen Charakter der Veranstaltung gewiss keinen Abbruch getan. Die Podiumsdiskussion kann bei einer solchen Veranstaltung das i-Tüpfelchen sein. Doch das „i“ musste in diesem Fall ohne Tüpfelchen auskommen, da für eine ausgiebige Diskussion dann doch wenig Zeit blieb.

Der nächste Tag der Bustouristik findet am 08. Januar 2018 in Saarbrücken statt.