Die „Verkehrsgesellschaft Prignitz“, die ab dem 1. August 2026 für den gesamten Linienverkehr in Nordwest-Brandenburg zuständig sein soll, ruhte bislang und wird zum Zwecke der Kommunalisierung reaktiviert, heißt es aus dem Landratsamt. Landrat Christian Müller (SPD) reagiere damit auf „zunehmende Beschwerden über den Schülerverkehr“, weil für Ausflüge, Klassenfahrten, Sportfeste und sonstige Veranstaltungen nicht immer ein Dienstleister habe gefunden werden können. Auch Vereine sollen sich über eine „unzuverlässige Versorgung“ beschwert haben.

Bereits Ende Mai vergangenen Jahres hatte der Prignitzer Kreistag den für die Reaktivierung der Verkehrsgesellschaft Prignitz (VGP) erforderlichen Grundsatzbeschluss gefasst. Die Gesellschaft hatte schon bis 2016 den Busverkehr in der Region bedient, war aber im Rahmen einer Ausschreibung für zehn Jahre der privaten Arbeitsgemeinschaft Prignitzbus (ARGE) gewichen. Die ARGE bestand aus einem Zusammenschluss der Regionalverkehr Bitterfeld-Wolfen GmbH und der mobus Märkisch-Oderland Bus GmbH, die der französischen Transdev-Gruppe angehört.

Private nicht außen vor – vorerst

Nach Angaben des neuen Geschäftsführers der VGP, die sich bereits in Liquidation befand, wird anfangs noch auf die Unterstützung durch private Busunternehmen gesetzt. Der Grund: Die VGP benötigt, um die Linien bedienen zu können, weitaus mehr Fahrzeuge als die 40 Busse, über die derzeit verfügt. Etwa 70 Fahrzeuge sollen im Zuge einer europaweiten Ausschreibung neu angeschafft werden. Diese Busse sollen mit dem alternativen Kraftstoff HVO 100 betankt werden können. Zehn weitere Busse sollen als Gebrauchte hinzukommen. Die übrigen 120 bis 130 Busse werden weiterhin von privaten Subunternehmern bereitgestellt, heißt es. An der Zahl der Buslinien und dem Fahrplantakt soll sich durch die Umstellung vorerst nichts ändern. Mehr als 100 Busfahrer sollen außerdem eingestellt werden.


„Wir wollten die Hoheit über die Busse wiederhaben“, so Christian Fenske, Geschäftsbereichsleiter Wirtschaft in der Prignitzer Kreisverwaltung. Der Landkreis Prignitz sei mit seinem 10 Jahre dauernden „Ausflug“ in den privatwirtschaftlichen ÖPNV ohnehin eine Ausnahme gewesen. Die meisten regionalen Busunternehmen in Brandenburg seien seit jeher in kommunaler Hand. Nach Angaben der dpa bestätigt das auch der Brandenburger Landkreistag. Laut VDV sind auch einige Landkreise im Süden Brandenburgs von einer wettbewerblichen Vergabe auf eine Direktvergabe an ein eigenes ÖPNV-Unternehmen umgestiegen. So soll beispielsweise August 2027 die Verkehrsgesellschaft Oberspreewald-Lausitz mbH als kommunales Verkehrsunternehmen für den Linienverkehr im Landkreis Oberspreewald-Lausitz zuständig sein. Bis dahin erfüllt die private Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck mbH mit eigenen Bussen und eigenem Fahrpersonal den Regionalbus- und Stadtverkehr.

 

Veränderungen bedingt durch das „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungsgesetz“

 

Eine Landkreissprecherin führt die Veränderungen auf das „Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungsgesetz“ zurück. Kommunale Verkehrsgesellschaften gewährleisteten, dass tatsächlich in die Umstellung von Fuhrparken auf batterieelektrische Busse investiert werde. Diese Umstellung erfordere laut VDV-Ost- Geschäftsführer Werner Faber eine sehr enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen.