Eine Schlüsseltechnologie für das ultraschnelle Laden kommt von „Adaptive Balancing Power“, einem der technologisch führenden Unternehmen für puffergespeicherte Speicher- und Ladelösungen mit Sitz in Pfungstadt, in unmittelbarer Nähe von Bensheim. Das Besondere: Durch die neue Ladetechnologie können E-Busse schneller, flexibler und bedarfsgerechter zwischendurch geladen werden. Das System für Busse besteht aus einem Pufferbatteriespeicher und einem Pantografen. Auch für PKW bietet Adaptive Balancing Power entsprechende Ladelösungen an.

Dr. Hendrik Schaede-Bodenschatz, Geschäftsführer der Adaptive Balancing Power: „Wenn das Projekt die erwarteten Ergebnisse zeigt, kann Bensheim zu einer Blaupause für viele Regionen in Deutschland werden. Das ist ein wesentlicher Baustein, um die Mobilitätswende schneller voranzutreiben und es stärkt Deutschland als Standort für Innovation und wirtschaftliche Entwicklung.“ Bisher gibt es kaum Elektrobusse in der Region, die RNV hat unlängst bei Daimler 40 eCitaro mit Wasserstoff-Rangeextender für den Stadtverkehr in Heidelberg geordert.

 

Schnelllade-Lösung für die Mobilitätswende in der Fläche und in der Stadt

Die Elektrifizierung des ÖPNV sei eine wichtige Säule der Mobilitätswende und zur CO2-Reduktion im Verkehrssektor, wie es in einer Mitteilung heißt. In der Fläche werde der ÖPNV oft über mittelständische, gewerbliche Busunternehmen abgebildet. Sie würden besonders von der neuen Ladelösung profitieren. Denn dank des neuen Systems von Adaptive Balancing Power könnten Busse deutlich flexibler eingesetzt werden: „Stand- und Ladezeiten von nur wenigen Minuten reichen aus, um den Bus für die nächste Strecke erfolgreich nachzuladen. Damit kann auf große und schwere Bus-Batterien verzichtet werden. Das macht die Anschaffung und den Betrieb der Busse rentabler. Außerdem erlaubt das Hochleistungs-Zwischenladen einen optimierten und umweltfreundlichen Prozess ohne Batterie während der Streckenfahrten der Linienbusse.“

Anders als andere Schnelllade-Systeme wie zum Beispiel TOSA in Genf, die auf eine Ladeinfrastruktur mit sehr hohen Stromdurchflüssen (Mittelspannungsnetz) angewiesen sind, kommt die patentierte Adaptive-Technologie bereits mit Niederspannung aus und verzichtet überdies auf Batteriechemie, was den Einsatz der Adaptive-Schnellladetechnologie für nahezu alle Standorte geeignet macht.

Ralf Kittlaus, Head of Finance & Business Development bei Adaptive Balancing Power: „Mit unserer Technologie muss niemand auf den Ausbau der Netzinfrastruktur warten, sondern kann sofort mit dem ultraschnellen Laden loslegen. Das ist ein enormer Vorteil in der Umstellung auf Klimaschutz und umweltfreundliche Mobilität für Busunternehmen, die E-Mobilität einfach und schnell in den Alltag integrieren wollen.“

 

Nur 150 Sekunden laden für einen kompletten Umlauf 

Das eingesetzte Fahrzeug ist ein VDL Citea LLE 99 electric von VDL Bus & Coach. Aktuell wird der Bus vorrangig auf den Stadtbuslinien in Bensheim eingesetzt (671/672/673). Dabei kommt das Fahrzeug rund alle 30 Minuten am Bensheimer Bahnhof vorbei. Ein Ladehalt beim Ein- und Aussteigen von rund 150 Sekunden reicht dabei für einen kompletten Linienumlauf. Die Testphase im regulären Fahrbetrieb ist auf 18 Monate angesetzt. Nach erfolgreichem Test soll das Infrastrukturmodell auch in andere Regionen übertragen werden.

 

Breites Konsortium für die Mobilitätswende

Gemeinsam mit „Adaptive Balancing Power“ setzen vier weitere Konsortialpartner das Projekt um. Konsortialführer ist das Unternehmen „Isabellenhütte Heusler“ aus Dillenburg (Hessen), ein führender Hersteller von Messtechnikprodukten. Der Busbetrieb wird durch die „Verkehrsgesellschaft Gersprenztal mbH“ (VGG) mit Sitz in Reichelsheim (Odw.) und Bensheim realisiert. Die VGG ist ein mittelständiges Unternehmen, das mit rund 180 Mitarbeitern und 90 Bussen ein ausgedehntes Streckennetz in den Landkreisen Bergstraße, Odenwald und Darmstadt-Dieburg betreibt. Die „CuroCon GmbH“ aus Zwingenberg wiederum realisiert die gesamte Leistungselektronik sowie die Kommunikation zwischen Ladeinfrastruktur und Bus. Der Ingenieurdienstleister verfügt über ausgiebige Erfahrung im Bereich von Ladeinfrastruktur und bei der High-Tech-Automation industrieller Anlagen und Anwendungen im stationären, mobilen und energetischen Bereich. Das in Berlin ansässige unabhängige „Reiner Lemoine Institut“ leistet die wissenschaftliche Begleitung des Projekts und hat bereits in Berlin Studien zur Elektrifizierung von Bussen durchgeführt. Das Team hat sich der anwendungsorientierten Forschung für die Energie- und Verkehrswende in Deutschland verschrieben. Es untersucht, welche Auswirkungen die Schnellladungen auf das Stromnetz haben und wie eine wirtschaftliche Nutzung der Busse und Schnellladesäulen aussehen könnte. Die Übertragbarkeit des Konzepts auf andere Nutzungsszenarien ist ebenfalls Gegenstand der Untersuchungen.