„Die Corona-Krise hat das Problem noch verstärkt“, sagte Regionalgeschäftsführer Jens Löbel. So hätten im vergangenen Jahr allein in Sachsen rund 9.000 Hotel- und Gastro-Mitarbeiter die Branche verlassen – ein Minus von zwölf Prozent. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur und hat die Zahl der Beschäftigten zum Jahreswechsel 2020/21 und mit dem Vorjahreszeitpunkt verglichen – vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Demnach haben in Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr rund 4.300 Köche, Servicekräfte und Restaurantmitarbeiter den Job gewechselt, das entspricht einem Verlust von 13 Prozent. In Thüringen beschäftigte das Hotel- und Gaststättengewerbe zum Jahreswechsel rund 27.800 Mitarbeiter – 14 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Bundesweit hat jeder sechste Beschäftigte das Gastgewerbe verlassen. Durch Kurzarbeit und unklare Perspektive hätten sich viele umorientiert, so Löbel. Probleme wie ungeregelte Arbeitszeiten und geringe Löhne habe es aber schon vor Corona gegeben.

Mit einem besonderen Projekt versucht etwa der Branchenverband Dehoga in Sachsen umzusteuern. Rund 30 Schüler sind mit einem Schaufelraddampfer auf der Elbe bei Bad Schandau (Sächsische Schweiz) unterwegs und machen Station an verschiedenen Hotels, um in verschiedene Berufe zu schnuppern. Dabei stehen etwa Bettenmachen im Hotelzimmer, Drei-Gänge-Menüs zum Selbstkochen und das Mixen von Cocktails auf dem Programm.

„Wir wollen junge Menschen für die Branche begeistern. Deswegen nehmen wir sie mit auf Reisen, damit sie sehen, wie es sich anfühlt, Gastwirt zu sein“, sagte Thomas Pfenniger, Dehoga-Regionalleiter für den Bereich Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Das Werben um Nachwuchs sei nach der Corona-Krise wichtiger denn je.