Nach OVN-Schätzungen bleiben die Busunternehmen in Schleswig-Holstein jährlich auf Defiziten in Höhe von vier bis fünf Millionen Euro sitzen. Den laufenden Schülerverkehr finanzieren mittlerweile viele aus eigener Tasche, heißt es. Ursache dafür sei, dass die Unternehmen die vorgeschriebenen Tarifverträge anwenden müssen, obwohl sie selbst nach einem anderen, inzwischen dysfunktionalen Tarifindex bezahlt würden. Was noch vor Jahren im Gleichgewicht gewesen sei, greife durch Corona-Pandemie, unerwartet hohe Inflation, den Krieg in der Ukraine und den Fahrpersonalmangel die Substanz der Unternehmen an. Vom Index bislang unberücksichtigt blieben hier sogar noch die kostspieligen Arbeitszeitverbesserungen und auch die obligatorisch gezahlte Inflationsausgleichsprämie, die die Landkreise den Unternehmen bislang entweder gar nicht oder nur anteilig erstattet hätten.
 
„Die zurückliegenden Tarifverhandlungen führen sowohl durch die deutlich verbesserten Arbeitsbedingungen als auch durch überdurchschnittlich hohe Lohnerhöhungen zu massiven Mehrkosten bei unseren Busunternehmen, die nicht gegenfinanziert sind und viele Unternehmen in existentielle Gefahr bringen“, sagt der OVN-Vorsitzende Klaus Schmidt. „Nach den bemerkenswerten Solidaritätsbekundungen zugunsten der hohen Verdi-Forderungen aus Kommunal- und Landespolitik im Rahmen der zurückliegenden Tarifverhandlungen erwarten wir nun, dass die Politik ebenso konsequent den Zusammenhang zwischen hohen Tarifabschlüssen und steigenden Mehrkosten allein für die Aufrechterhaltung des Status quo des ÖPNV erkennt und uns Unternehmen mit diesen nicht kalkulierten Zusatzkosten nicht im Regen stehen lässt.“ Der Stellenwert des Linien- und Schülerverkehrs als Rückgrat der öffentlichen Mobilität im Land und als Teil der systemrelevanten Daseinsvorsorge drohe zunehmend aus dem politischen Fokus zu geraten angesichts der flächendeckenden Reduzierung von Verkehrsangebot und finanzieller Budgetierung. „Für uns sind Qualität und Zuverlässigkeit der Maßstab für unsere Dienstleistung im ÖPNV“, so Schmidt. Beides sehe der OVN als massiv gefährdet an, weil zwar die Kosten in den Unternehmen immer stärker stiegen, das Entgelt aus den ÖPNV-Verträgen hingegen nicht. „Die schon heute klaffende Lücke wird sich im zweiten Halbjahr 2025 weiter vergrößern, was bei einigen Unternehmen kurzfristig zur Aufgabe des übernommenen Linien- und Schülerverkehrs führen könnte. Was das für Folgen für einen bislang geordneten ÖPNV im Land hätte, mag man sich kaum ausmalen.“

Der OVN führe seit mittlerweile drei Jahren erfolglose Gespräche über einen Kostenindex im ÖPNV, auf allen politischen Ebenen. Ein Kostenindex könne die Kostensteigerungen der verschiedenen Tarifverträge in Schleswig-Holstein tatsächlich abbilden. Der OVN sehe vor diesem Hintergrund zwar einen politischen Willen, bei künftigen Verträgen Verbesserungen vorzunehmen. Für die Bestandsverkehre sei dennoch keine Lösung in Sicht.

„Mit unserem Aktionstag möchten wir nunmehr die Dringlichkeit unseres Anliegens mit der gebotenen öffentlichen Wahrnehmung zum Ausdruck bringen“, so Klaus Schmidt. Der OVN habe deshalb zunächst alle ÖPNV-Unternehmen im Kreis Rendsburg-Eckernförde aufgefordert, am Morgen des 9. Juli an einer Bus-Demo in Rendsburg teilzunehmen und parallel den Linien- und Schülerverkehr im gesamten Kreisgebiet in der Zeit von 6.30 bis 8.30 Uhr auszusetzen. Wegen der damit verbundenen massiven Beeinträchtigungen für Eltern, Schülerinnen und Schüler bittet der Verband um Verständnis für diese „auch für uns schmerzhafte, aber notwendige Maßnahme“.