Bus und Bahn in der Fläche bräuchten ein Update, um „vom Flickenteppich zum integrierten Gesamtsystem“ zu gelangen, so Möller. Vor diesem Hintergrund stelle die PBefG-Novellierung 2021 einen Meilenstein dar, da sie dazu geführt habe, dass über 120 On-Demand-Projekte mit mehr als 1.000 Fahrzeugen realisiert werden konnten. Als digitalbasierter, ÖPNV-integrierter Linienbedarfsverkehr wachse die On-Demand-Mobilität weiter, insbesondere außerhalb großer Städte, wobei jedes zweite Fahrzeug elektrisch fahre – und die „allermeisten Projekte“ die Erwartungen überträfen. „Doch die Entwicklung stagniert“, meint Möller. „Die Zahl neuer Projekte flacht ab, viele bestehende Angebote stehen ohne gesicherte Finanzierung auf der Streichliste – obwohl Handlungsdruck durch die verschärften Treibhausgaspreise entstehen wird. Deshalb ist für uns zentral: On-Demand muss Teil der ÖPNV-Finanzierung insgesamt werden.“
Lobend erwähnt Möller das Engagement der Kommunen, die trotz knapper Kassen „Verantwortung zeigen“, indem sie Angebote verstetigten, differenziertere Finanzierungsmodelle entwickelten und so auf Teilhabe, Inklusion und moderne Mobilität für alle setzten. „Wir wissen: Zwischen 15 und 20 Prozent der On-Demand-Angebote mussten mangels Anschlussfinanzierung eingestellt werden. Zwei Drittel laufen bis 2026 aus – und bei drei Viertel ist die Finanzierung nicht über drei Jahre gesichert.“
On-Demand-Mobilität: Keine Lösung für alle
Ohne klare politische Unterstützung drohe der Rückbau statt Verstetigung, heißt es seitens des VDV, der deshalb neben der Finanzierung eine bundesweite Vereinheitlichung durch einen verbindlichen ÖPNV-Angebotsstandard „etwa auf Basis des Forschungsprogramms Stadtverkehr (FoPS) des Bundesverkehrsministeriums“ fordert. „Deutschland braucht ein Deutschland-Angebot mit Anwendungsvorgaben und Mitfinanzierung durch den Bund, Anreizmodellen der Länder und Verlässlichkeit für die Aufgabenträger“, so Möller. On-Demand könne kein Einzelprodukt mehr als Zusatzangebot sein – es müsse als Baustein eines integriert geplanten Gesamtsystems verstanden werden. „Nur so erreichen wir eine moderne, flächendeckende Mobilität mit Bus und Bahn.“ Die Finanzierung sei strukturell neu zu denken: Die Mehrzahl der On-Demand-Angebote weise aufgrund der Bedienung zu Zeiten und in Räumen geringer Nachfrage eine geringe Kostendeckung auf. Ohne eine gesicherte langfristige Förderung bleibe ihr Bestand daher gefährdet. „On-Demand ist die Brückentechnologie zum Autonomen Fahren, ein Baustein für den Modernisierungspakt“, proklamiert Möller.
Ergänzen, ohne Parallelstruktur zu sein
Mit „langfristigen Budgets und klarer Aufgabenverteilung“ will der VDV erreichen, dass On-Demand-Mobilität ein dauerhaft tragfähiges und modernes Nahverkehrsangebot entstehen lässt. „Hierarchisch aufgebaut von den Hauptachsen des Bahn- und Busangebotes bis zur Haustür.“ Bedarfsverkehre dürften dabei aber keinesfalls eine Parallelstruktur zum Linienverkehr bilden, sondern müssten als strategisch integrierter Baustein im Gesamtangebot wirken, nicht als befristetes Zusatzangebot. Im Leitfaden „Linien- und Bedarfsverkehre in der Region“ empfiehlt der VDV entsprechend ein „vertaktetes Grundangebot auf den Hauptachsen und eine gezielte Ergänzung durch Bedarfsverkehre – als Zubringer, in Randzeiten oder in räumlich dispersen Strukturen“. Zumal On-Demand-Systeme dem klassischen Taxiverkehr funktional überlegen seien, da sie Leerkilometer reduzierten, Fahrten bündelten und planungsseitig in Echtzeit optimiert werden könnten. „Die Zeit der Pilotprojekte ist vorbei – jetzt braucht es Struktur“, ist man sich beim VDV einig. Integriert planen hieße vor diesem Hintergrund, Mobilität „strategisch, datenbasiert und regional angepasst zu denken“, aber „nicht zusätzlich, sondern planvoll“.
In der PBefG-Novellierung 2021 sieht der VDV einen „entscheidenden Impuls für die Integration von On-Demand-Verkehren in den ÖPNV“. Die Branche nutze den neuen Rechtsrahmen aktiv, stehe aber vor wirtschaftlichen Herausforderungen, da ohne langfristige Finanzierung durch Bund und Länder viele Angebote nicht in den Regelbetrieb übergehen könnten. Die Integration in bestehende Tarife mit flexiblen Zuschlägen sei ein Fortschritt, bedürfe aber nachhaltiger finanzieller Absicherung.
Der Leitfaden „Linien- und Bedarfsverkehre in der Region: Integriert, datenbasiert, effizient. Ein Leitfaden zur Planung, Konzeption und Umsetzung von On-Demand-Angeboten“ kann auf der Website des VDV abgerufen werden.