Das Vorhaben ist Teil des neuen BMVI-Förderkonzepts für erneuerbare Kraftstoffe. Das DLR-Institut für Verbrennungstechnik in Stuttgart erarbeitet gemeinsam mit der Technischen Universität Hamburg sowie der John Brown Voest GmbH der Griesemann Gruppe die konzeptionelle und technische Ausgestaltung.

Mit der Pilotanlage sollen rund 10.000 Tonnen synthetische Kraftstoffe pro Jahr produziert werden können. Davon profitieren soll auch der Straßenverkehr, da synthetische Kraftstoffe (auch E-Fuels genannt) sich direkt in den Verbrennungsmotoren bestehender Flotten im Straßenverkehr einsetzen lassen. Neben Batterie- und Brennstoffzellenantriebe sind synthetische Kraftstoffe ein vielversprechender Baustein in der klimaneutralen Mobilität von morgen.

Die Pilotanlage soll als übergreifende Entwicklungsplattform für Forschungseinrichtungen, mittelständische Unternehmen und der Industrie dazu dienen, Verfahrenstechniken weiterzuentwickeln und voranzutreiben. Neben der Pilotanlage soll ein anwendungsorientiertes Forschungsmodul zudem die Weiterentwicklung von Technologiekomponenten ermöglichen.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer: „Strombasierte Kraftstoffe werden derzeit noch nicht in marktfähigen Mengen produziert. Deshalb haben wir das DLR beauftragt, gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie eine Produktionsanlage zu konzeptionieren, damit wir den Kraftstoff wirtschaftlich produzieren und schneller in den Einsatz bringen können.“

Strombasierte flüssige Kraftstoffe, auch Power-to-Liquid-Kraftstoffe (PtL) genannt, werden chemisch aus Wasserstoff und Kohlendioxid (z.B. aus der Luft oder Biomasse) hergestellt. Sie sind strombasiert, weil der Wasserstoff mit Strom durch Elektrolyse von Wasser gewonnen wird. Sie haben dieselben chemischen Eigenschaften wie fossile Kraft- und Brennstoffe seien aber CO2-neutral, da bei ihrer Verwendung nur so viel CO2 freigesetzt werde, wie zuvor bei ihrer Herstellung gebunden wurde. Mit Elektrizität aus 100 Prozent erneuerbaren Energien sei der Prozess klimaneutral. Die gewonnenen Kohlenwasserstoffe werden dann zu Kraftstoff aufbereitet.

Ohne E-Fuels im Straßenverkehr, kein E-Kerosin im Flugverkehr

Da das Bundesverkehrsministerium bei diesem Projekt vordergründig von der Produktion von synthetischem Kerosin (E-Kerosin) spricht, schickt UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen eine klare Botschaft an Andreas Scheuer: „Nur mit E-Fuels im Straßenverkehr wird es E-Kerosin im Flugverkehr geben!“ verdeutlicht UNITI-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn und bringt technische wie auch wirtschaftliche Gründe als Gegenargument vor. 

Kühn führt aus: „Ganz gleich also, ob man fossiles Rohöl oder synthetisches E-Crude als Rohstoff in einer Raffinerie verarbeitet, man erhält als Ergebnis zwangsläufig einen Mix mit recht fest definierten Anteilen an verschiedenen Erzeugnissen wie Diesel, Benzin oder Kerosin. Das nennt sich Koppelproduktion.“ Der UNITI-Hauptgeschäftsführer weiter: „Bei der Verwendung von fossilem Rohöl beträgt der Anteil für Kerosin etwa zehn Prozent. Nutzt man synthetische E-Crudes als Ausgangsprodukt für die Produktion von E-Fuels, kann man den Anteil von E-Kerosin am Produktmix zwar etwas erhöhen aber dennoch fallen weiterhin auch sämtliche anderen Koppelprodukte wie E-Benzin oder E-Diesel an.“ Es sei technisch also gar nicht möglich, in einer Raffinerie ausschließlich E-Kerosin für Flugzeuge herzustellen.