In den vergangenen Wochen gab es bereits mehrere Warnstreiks im ÖPNV in einzelnen Bundesländern. Am 2. Februar bestreikte Verdi den öffentlichen Personennahverkehr in einer bundesweit koordinierten Aktion in nahezu allen Bundesändern. Nach Gewerkschaftsangaben waren damals mehr als 80 Städte und rund 40 Landkreise betroffen. 

„Das Signal, das die Beschäftigten mit ihrem Streik am 2. Februar ausgesendet haben, ist anscheinend nicht ausreichend verstanden worden, denn die Tarifverhandlungen in den einzelnen Bundesländern sind nach wie vor ohne Ergebnis geblieben“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle laut Mitteilung. „Um endlich Bewegung in die Verhandlungen zu bringen, muss jetzt erneut Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt werden. Deshalb rufen wir die Beschäftigten zu konzertierten Streiks auf.“ Die Gewerkschaft verhandelt derzeit parallel in allen Bundesländern, in Bayern ist der Tarifvertrag jedoch nicht gekündigt. Daher kann dort nicht gestreikt werden. 

 

Verdi fordert u.a. bessere Arbeitsbedingungen

In den meisten Runden verhandelt Verdi vor allem die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, wie beispielsweise kürzere Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr Urlaubstage oder mehr Urlaubsgeld. 

Damit sollen die Beschäftigten entlastet und die Berufe im Nahverkehr attraktiver werden. Sämtliche Verkehrsunternehmen leiden unter Personalmangel. Insbesondere Busfahrerinnen und Busfahrer sind schwer zu finden.

In einigen Bundesländern verhandelt die Gewerkschaft auch über eine bessere Bezahlung, beispielsweise in  Brandenburg, im Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Verdi fordert zum Beispiel in Bandenburg 20 Prozent mehr pro Monat für die Beschäftigten, mindestens aber 650 Euro. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll laut Verdi ein Jahr betragen. In Hamburg wird über einen neuen Haustarifvertrag für die Verkehrsbetriebe verhandelt.  

Die neuen Warnstreiks reihen sich ein in eine länger werdende Liste an Arbeitskämpfen im Verkehr in diesem Jahr. Neben den ÖPNV-Warnstreiks gab es zwei mehrtägige Arbeitskämpfe bei der Bahn und zuletzt auch mehrere Arbeitsniederlegungen im Flugverkehr. 

 

Erste Verkehrsbetriebe sind verärgert

Die ersten Verkehrsbetriebe äußerten inzwischen ihren Unmut über die erneuten Streikaufrufe: "Es ist uns völlig unverständlich, wie Verdi Berlin die offenen Gespräche mit der BVG und damit gute und schnelle Ergebnisse für die Mitarbeitenden zugunsten der bundesweiten Dramaturgie gefährdet“, teilten beispielsweise die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in einem Pressestatement mit. „Die Bundesebene von Verdi versucht, alle Verkehrsunternehmen im Land über einen Kamm zu scheren, unabhängig von Ausgangssituation und Rahmenbedingungen – und das auf dem Rücken der Berliner Fahrgäste. Die bisher konstruktiven und ergebnisorientierten Verhandlungen werden dafür nun ‚schlechtgeredet‘“, so die BVG weiter. In vielen Punkten seien sich beide Parteien schon in der zweiten Verhandlungsrunde nahegekommen. Da wo es noch Unterschiede gibt, sagt die BVG: "Die lösen wir nur am Verhandlungstisch. Wie weit der unnötige und völlig überzogene Streikaufruf die geplanten weiteren Gespräche belastet, müssen wir jetzt für uns bewerten."