Wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) heute mitteilte, sind die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) 2016 deutlich gestiegen. Der Bus ist das meistgenutzte Verkehrsmittel im ÖPNV, Busunternehmen im ländlichen Raum kämpfen aber mit der zunehmenden Urbanisierung.
Viele ÖPNV-Betreiber und insbesondere Busunternehmen haderten mit der Lage im ländlichen Raum.
Dies liege vor allem an sinkenden Schülerzahlen, dem demografischen Wandel und einer zunehmenden Abwanderung der Bevölkerung in die Städte. Die Busunternehmen stelle diese Entwicklung vor große Herausforderungen. Zwar habe der Bus 2016 seit Langem wieder einen Fahrgastzuwachs von 0,7 % zu verzeichnen gehabt und sei mit 4,5 Milliarden Fahrgästen das meistgenutzte ÖPNV-Angebot, dies liege aber am Zuwachs in den Ballungsräumen. In ländlichen Regionen gehe die Nachfrage weiter zurück.
VDV-Präsident Jürgen Fenske plädiert diesbezüglich für Formen öffentlicher Mobilität, die den veränderten Lebensverhältnissen Rechnung trage: „Wir wollen und dürfen niemanden im öffentlichen Verkehr abhängen."
Über 10,8 Milliarden Kunden sorgen für Fahrgastrekord
Insgesamt seien im ÖPNV die Fahrgastzahlen 2016 aber deutlich gestiegen: Die VDV-Mitgliedsunternehmen könnten 10,8 Milliarden Kunden verzeichnen. Dies entspreche einer Steigerung von 1,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich handele es sich um den größten Fahrgastzuwachs innerhalb eines Jahres seit 1996.
Lediglich 2006 seien die Fahrgastzahlen aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ähnlich stark angestiegen wie im vergangenen Jahr.
„2016 war ein Rekordjahr für den deutschen ÖPNV, wenn man auf die Fahrgastzahlen schaut. Ein Plus von rund 180 Millionen Fahrgästen in nur einem Jahr zeigt, dass die Nahverkehrsunternehmen bundesweit attraktive, leistungsfähige und verlässliche Angebote zu angemessenen Preisen bieten. Wir sind das Rückgrat einer effizienten und klimaschonenden Mobilität für alle Bürger in diesem Land, vor allem aber in den Ballungsräumen und Großstädten geht ohne einen leistungsstarken Nahverkehr nichts mehr. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir unter den entsprechenden Rahmenbedingungen auch in den kommenden Jahren weiter wachsen werden“, erklärte Fenske.
Ticketeinnahmen gestiegen
Zusammen mit den Fahrgastzahlen seien auch die Ticketeinnahmen im ÖPNV um 4 % auf 12,24 Milliarden Euro gestiegen. Dies sei ein wirtschaftlich wichtiges Ergebnis, da die Unternehmen fast die gesamten Fahrgeldeinnahmen wieder in den Betrieb investierten, beispielsweise weil aufgrund der gestiegenen Nachfrage mehr Fahrzeuge und Personal benötigt werden und auch die Instandhaltungskosten durch Mehrleistungen überproportional anstiegen.
Der Gesamtaufwand der deutschen ÖPNV-Unternehmen steige durch Faktoren wie Angebotserweiterungen, gestiegene Löhne und höhere Instandhaltungskosten jährlich um beinahe 4 %. Fahrgastzahlen und Ticketeinnahmen stiegen zwar, der Kostendeckungsgrad sinke aktuell aber von 76,6 auf 76,1 %. Die Fahrpreise im ÖPNV seien 2016 im Schnitt um 1,5 % gestiegen, was den geringsten Anstieg der letzten fünf Jahre darstelle.
Im innerstädtischen ÖPNV habe ein Einzelticket durchschnittlich 2,46 Euro, ein Jahresabo im Schnitt 620 Euro gekostet. In rund der Hälfte von 124 betrachteten Städten ab 50.000 Einwohnern sei der Preis für ein Einzelticket 2016 nicht erhöht worden, die Preise für Jahresabos seien hier um durchschnittlich um 1,4 % gestiegen, wobei es in einem Drittel der Städte keine Preiserhöhungen gegeben habe.
Positiv ausgewirkt auf die Fahrpreise im ÖPNV hätten sich die konstanten oder sinkenden Preise für Strom und Dieselkraftstoff. Die gestiegenen Lohn- und Betriebskosten hätten jedoch zu einer leichten Anhebung der Ticketpreise geführt.
„Ein sinkender Kostendeckungsgrad der Branche bei gleichzeitigen Ticketeinnahmen auf Rekordniveau ist ein Warnsignal. Wir müssen weiterhin darauf achten, dass alle Beteiligten, also Fahrgäste, Unternehmen und öffentliche Hand, ihren Beitrag zur Finanzierung eines modernen und qualitativ hochwertigen ÖPNV leisten. Aber natürlich werden die ÖPNV-Fahrpreise auch künftig mit Sorgfalt, Augenmaß und anhand aktueller Indikatoren weiterentwickelt", so Fenske.