Über hundert Zeichnungen und Aquarelle werden erstmals in einer Einzelausstellung in Deutschland gezeigt. Davon stammen zahlreiche Werke aus dem Zyklus „My Name Was Written On Every Page“, den die Künstlerin während des ersten Lockdowns der Corona-Pandemie im Frühjahr als Reaktion auf die Ereignisse begonnen hat. 

„Ich passte mich wohl an die weltweite Isolation an, indem ich mich immer weiter verkleinert und reduziert habe. Parallel zu meinem Lebensraum habe ich meine Figuren, meine Technik und mein Material minimiert“, beschreibt Rüzgar.

Häufig geht es in den Arbeiten von Necla Rüzgar um gesellschaftskritische Themen. Sie sieht sich als Künstlerin, die die „Problemzone“ des Frauseins, aber auch die des Menschseins thematisiert und kulturübergreifend beleuchtet. In ihren Arbeiten verwendet sie oft ihr eigenes Portrait als eine Art Alter Ego für das Weibliche. Wie die Rehe, Hirsche, Vögel und anderen Tiere in den Bildern wird das Weibliche zur potentiellen Beute.

Rüzgars Bilder erzählen gleichzeitig tiefgründige und auf archaischen Erzählstoffen basierende Geschichten. Hierfür ist ein innerer Bilderkanon, den die Künstlerin seit ihrer frühesten Kindheit durch die Erzählungen ihres Großvaters erworben hat, Inspiration. Immer wieder ist im visuellen Werk Rüzgars die symbolische Verwandlung oder Verschmelzung eines Menschen in ein Tier oder Mischwesen ein zentrales Motiv.

„Ich freue mich sehr, dass die erste Einzelausstellung von Necla Rüzgar in Deutschland in der Grimmwelt in Kassel stattfindet. So wie die Märchen der Brüder Grimm mehr als nur eine Dimension haben, bieten auch die oft magisch anmutenden Werke von Necla Rüzgar mehrere Dimensionen und setzen sich mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen wie die Unterdrückung von Frauen auseinander“, teilt die Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Ayse Asar, im Grußwort zur Ausstellung, die noch bis 24. April 2022 in der Grimmwelt Kassel zu sehen ist, mit.