Vorerst wird nur das Design komplett erneuert, 2024 folgen dann die Elektrikplattform sowie Motoren an die Reihe. Eine elektrische Version, wie sie Van Hool 2019 schon in Brüssel für die USA gezeigt und mitterweile schon über 100 Mal verkauft hat, sei derzeit nicht im Plan – mangels Nachfrage in Europa. Das neue “Wrap-Around-Design” (wohl eine Anspielung auf die abgerundete Ecken, “Clear Line”-Design wäre unser Favorit) vorne und hinten sowie die dreidimensionale „Lippe“ an der Vorderseite des Fahrzeugs sorgen für eine optimale Ableitung des Fahrtwinds, um so viele Luftturbulenzen wie möglich zu vermeiden. Wenn der Wind das Fahrzeug am Heck überstreicht, führen die integrierten Verkleidungsfinnen und der Spoiler auf Dachhöhe diese Abströmung so, dass die Turbulenzen so gering wie möglich sind. Das Design des Hecks ist eine Mischung aus dem bisherigen Mittelklassemodell EX und dem neuen Stadtbus der A-Baureihe mit seinen typischen C-förmigen LED-Rückleuchten. 

Das auffälligste Designmerkmal des Van Hool T ist auf den ersten Blick die besonders stark gebogene Windschutzscheibe, deren Form und Neigung ganz auf eine maximale Luftführung ausgerichtet ist. An der Vorderseite des Wagens wurde die zudem Unterseite geglättet, um auch hier die Luftverwirbelungen zu minimieren. Auch der Boden unter dem Fahrzeug wurde massiv geglättet. Welcher Cw-Wert so exakt erreicht werden konnte, möchte  der Design-Verantwortliche Jan Van Hool noch nicht sagen, es müssen erst noch Praxistests erfolgen.

 

Kameraspiegel und edle Details

 

Der Van Hool T erhält serienmäßig neu gestaltete Außenspiegel, die auch durch die optional erhältlichen Spiegelersatzkameras, MirrorCams von Vision Systems, ersetzt werden können. Sie leisten einen nochmals größeren Beitrag zu dem besonders geringen Luftwiderstand des Van Hool T-Reisebusses.    

Die charakteristische seitliche Chromleiste sorgt für eine deutliche Trennung zwischen Glasbereich der Fahrgastkabine und der Karosserie. Am Heck ist die Fahrzeugseite mit einer karosseriefarbenen Flosse verziert, die dem “Flankendesign” (Pressetext) eine dynamische Note verleiht und auch an das Leitwerk eines Flugzeuges erinnert. Direkt unterhalb in einer Ausbuchtung der Chromleiste ist der Modellname aufgebracht – ein edles Detail, das so gänzlich neu ist.

Die Front- und Heckleuchten sind in modernes und langlebiger LED-Technik ausgeführt und ergänzen die neue Designsprache der aktuellen Van Hool-Produkte – es sind tatsächlich Gleichteile zum neuen A-Stadtbus. 

 

Innenraum mit viel Luft zum Wohlfühlen

 

Im Innenraum des Fahrzeugs empfängt eine völlig neue Innenraumatmosphäre. Alle Oberflächen sind jetzt in einem trendigen Schwarz gehalten, wie z. B. die Fensterrahmen, Sitzrahmen und Handläufe, einer iust sehr dominant im Einstieg vor dem Begleitersitz verbaut. Der Dachhimmel über dem Fahrerplatz ist dagegen in einem hellen Farbton gehalten und wird indirekt von der LED-Innenbeleuchtung beleuchtet. Das Ergebnis ist ein stimmungsvoller Lichteffekt, der den Fahrer und seine Sicht nach draußen nicht stört. Ebenso wird der Bugschrank vor dem Begleiter indirekt von oben beleuchtet, was schon einen geradezu Pkw-artigen Eindruck vermittelt.

Mit der Einführung des Van Hool T kommt eine neue Sitzgeneration von Kiel für höchsten Komfort auf den Markt. Die Sitze sind gleichzeitig leichter und komfortabler und bieten verschiedene Optionen – die bisherigen hauseigenen Sitze der eher plüschigen Machart laufen endgültig aus. Mit einer Gewichtseinsparung von fünf bis sechs Kilogramm pro Sitz kann Leergewicht und damit wertvoller Kraftstoff eingespart werden – einige Modelle der drei verfügbaren Modelle Acron, Alicron und Astron sind auch mit Leichtbauelementen ausgerüstet, auch wenn das komplette Gerippe jetzt weitgehend aus einer edelstahlartigen, rostfreien Metalllegierung besteht.

Für die Aufbewahrung von leichtem Gepäck können Fahrgäste jetzt neu gestaltete Gepäckablagen verwenden, die deutlich nach aussen gewandert sind, laut Jan Van Hool sind es rund zehn Zentimeter auf jeder Seite. Sie wurden zudem leicht gekippt, wodurch das Stauraumvolumen vergrößert wurde. Noch wichtiger ist der vergrößerte Platz in der Kabine selbst. Durch die Platzierung der Gepäckablagen an der Seite wird mehr Platz geschaffen, vor allem in Höhe des Mittelganges (der nicht in allen Modellen mit Podesten abgesenkt werden kann) und der Sitze an der Seite. Dadurch können Fahrgäste vor diesem gangseitigen Sitzen aufrecht stehen, ohne von der Gepäckablage behindert zu werden. Auf Wunsch sind weiterhin sehr stabile geschlossene Ablagen erhältlich, die bei Van Hool traditionell weitgehend aus Holz gefertigt sind.

 

Der neue Innenraum ist deutlich luftiger und edler geworden.                                       Foto: T. Wagner

 

Vier-Zonen-Klima

 

Van Hool hat zudem für den neuen T eine neue Klimaautomatik entwickelt. Dank der neuen Technologie kühlt oder heizt die neue Klimaanlage besser und schneller und ist dabei auch noch energieeffizienter als die vorherige Generation. Je nach Ausführung erzeugen die neuen Systeme sechs bis zehn Dezibel weniger Geräusche. Ein wichtiger Schritt in Richtung Gesamtkomfort für die Fahrgäste.

Als High-End-Reisebus der Baureihe ist der T Astron mit einer sogenannten “Multisplit-Drop-In-Klimaanlage” mit separaten Verdampfern ausgestattet. Die vier einzelnen, aber zentral gesteuerten Kompaktklimaanlagen, die in das Dach eingelassen sind, sorgen für eine schnelle und gleichmäßige Klimatisierung der vier separat geregelten Kabinenbereiche. Alle Klimaanlagen im Van Hool T sind standardmäßig mit einem Virenschutz ausgestattet – Corona und anderes lassen grüßen.

 

Ein veritables Fahrer-Cockpit mit Zukunftspotenzial

 

Der Fahrer wird in einer völlig neuen Arbeitsumgebung empfangen, die laut Jan Van Hool besonders “zukunnftssicher” sei, weil er bereits in Richtung eines volldigitalen Cockpits mit großen Monitoren geht. Das neue, sehr steil stehende Armaturenbrett bietet dem Fahrer einen angenehmen, modernen und vor allem hochwertigen Arbeitsplatz. Ergonomisch voll durchdacht und neu gestaltet, erleichtern ein digitales Zifferblatt und ein modernes Bosch Multimediasystem, das bisher nur Setra als Serienaiusstattung angekündigt hat, mit Touchscreen und physischen Tasten nicht nur die Arbeit des Fahrers, sondern machen sie auch angenehm. Der bisherige, Van Hool typische “iDrive-Dreh-Drück-Steller” ist verschwunden. “Leider” könnte man sagen, aber dafür sind alle Aufbaufunktionen des Fahrzeuges jetzt nahtlos in die wenigen und klar gegeliederten Tastenblöcke gewandert. Sogar die drei verfügbaren Getriebe (automatisiertes 12-Gang ZF Traxon und zwei Sechs-Gang-Automatik-Getriebe von ZF und Allison) sind jetzt über den gleichen Lenkstockhebel aus dem neuen DAF Truck mit fetten Rändelrädern zu bedienen. Dazu gesellt sich das fast schon überfrachtete, aber sehr ansehnliche Multifunktionslenkrad von DAF.

 

 

Ein zukunftssicheres und modernes Cockpit ist ebenfalls an Bord.         Foto: T. Wagner

 

Auf Nummer Sicher

 

Mit der Einführung des Van Hool T stellt die Marke auch ihre neue Sicherheitsausstattung vor. Hierfür wurde der Zulieferer Mobileye mit seinem Sicherheitsprogramm Shield+ bzw. dem Nachfolger Connect 8 ausgewählt, der mit Kameras arbeitet und auch Fußgänger vor oder seitlich neben dem Fahrzeug erkennen kann, aber nur warnt und nicht aktiv eingreifen kann. Selbstverständlich sind auch ein radargestütztes Notbremssystem und Lane Guard und ein Aufmerksamkeitsassistent mit an Bord. Obwohl bei den extrem gut verarbeiteten Prototypen noch nicht an Bord, soll die Front mit einem stabilen Unterfahrschutz abgesichert werden, der auch die freiwillige ECE R29 erfüllt. Eine elektrohydraulische Lenkung für einen aktiven Spurrückholer kommt aber frühestens 2024 mit der neuen Elektrik. Dafür ist schon heute die elektropneumatische Handbremse an Bord, die auch aktiviert wird, wenn der Fahrer seinen Arbeitsplatz verlässt, ohne ihren sehr gut zur Hand liegenden Hebel zu bedienen.

 

Baureihe wird nach und nach komplettiert                                                                                                                                          

 

Der neue Van Hool T wird zunächst als Van Hool T Alicron (12-13 Meter), T Acron (10-14 Meter) und T Astron (13-14 Meter) angeboten werden, ab 2024 auch als Rechtslenker. Später soll das neue Design auch auf den Doppeldecker TDX Astromega und den Altano mit Unterflurcockpit übertragen werden, einen Termin gibt es hierfür noch nicht, 2024 wäre aber folgerichtig in der industriellen Logik. Die Busse werden überwiegend im 2014 eröffneten Werk in Skopje/Mazedonien zusammen mit den Modellen der weiterhin laufenden EX-Reihe gefertigt. Beim Antrieb tut sich erst mal nichts: der niederländische Hersteller DAF liefert wieder Motoren der Euro 6 E “New-Generation” (11 und 13 Liter Hubraum) mit einer Leistungsskala von 270kW/367PS bis 390kW/530PS, die besonders auf niedrige Drehzahlen und hohe Effizienz getrimmt sind.

Alles in allem ist Van Hool in einer  sehr schwierigen Zeit für Reisebusse ein echter Coup gelungen mit einem sehr charaktervollen und klaren Design. Wenn jetzt noch der Van Hool Reisebusvertrieb in Deutschland etwas mehr Gas gibt, dürfte das ein echter Erfolg werden, der dem 75jährigen Jubiläum zur Ehre gereicht. Immerhin sind bereits rund 40 Busse vor der Präsentation verkauft worden!

 

 

Das Heck erinnert an den Reisebus EX und die neue A-Baureihe.       Foto: T. Wagner