Die neue Ausstellung geht vom 13. November 2019 bis 13. April 2020 den symbolischen und kulturhistorischen Bedeutungen von Farbe nach und schlägt den Bogen von Newton über Goethe, Runge und die Grimms bis zur Typberatung unserer Tage. Zu der Zeit, als die Brüder Grimm und der Däne Hans Christian Andersen ihre berühmten Märchensammlungen publizierten, erlebte die naturwissenschaftliche Forschung rund um die Physik der Farbe und das menschliche Sehen ebenso eine Blütezeit: Philipp Otto Runge und Johann Wolfgang von Goethe publizierten zeitgleich 1810 ihre Farbforschungen – und sie dichteten bzw. sammelten Märchen.
„Das Zusammentreffen von Forschung und Phantasie in der Romantik nimmt die Ausstellung zum Anlass, um der Bedeutung von Farben im Märchen nachzugehen: Warum trägt Rotkäppchen ausgerechnet Rot, und weshalb wirkt ein blauer Bart befremdlich?“ sagt Peter Stohler, Geschäftsführer und Programmleiter der Grimmwelt Kassel. In der Märchenwelt sind Farben zugleich selten und doch überall zu finden: Rotkäppchens berühmte Kopfbedeckung, die nicht minder bekannten Haare von Schneewittchen, Rapunzel und Blaubart oder sehr materiell im Goldklumpen von Hans im Glück.
„Die symbolische und kulturhistorische Bedeutung von Farben hat sich oft über Jahrhunderte hinweg entwickelt. Ob bei den Brüdern Grimm, Andersen oder Goethe: Farben werden nicht zufällig gesetzt, sondern haben eine tiefere Bedeutung“, so Sabine Schimma, Kuratorin der Ausstellung. Doch diese Bedeutung ist keineswegs immer eindeutig und kann abhängig vom konkreten Auftreten der Farben sehr unterschiedlich ausgelegt werden. „Mit der Ausstellung wagen wir dieses Experiment: Wir präsentieren die Symbolik der einzelnen Farben an Beispielen historischer Grafiken und Buchillustrationen und machen sie für den Besucher erfahrbar in Simulationen wie Frau Holles Goldregen oder dem Unendlichkeitsspiegel der blauen Blume der Romantik“, erklärt Schimma weiter. Und die Ausstellung bietet noch eine weitere Ebene: spannende Farbversuche des 19. Jahrhunderts mit Prismen und farbigen Schatten als unterhaltsame Mitmachstationen für Klein und Groß. Die farbenfrohe Kombination aus Märchenbildern, Spielen und Experimenten der damaligen Zeit garantiert eine kurzweilige Entdeckungsreise in ein bisher wenig untersuchtes Thema.