Trauerschleife
Trauerschleife

Busse halten, das RBB-Fernsehen unterbricht sein Programm, Stille vor dem Brandenburger Tor: Mit einer Schweigeminute hat Berlin am Montag der Terroropfer von Paris gedacht.

Vor der französischen Botschaft auf dem Pariser Platz versammelten sich nach Polizeiangaben bis zu 800 Menschen, darunter zahlreiche Politiker. Um 12.00 Uhr hielten sie mehrere Minuten lang inne. Bei der Polizei wird derweil über die richtige Ausrüstung im Kampf gegen den Terror diskutiert. Bei größeren Einsätzen sollen Bundespolizisten ab sofort Maschinenpistolen tragen.

Vor der französischen Botschaft war davon am Montagmittag noch nichts zu sehen. Besondere Sicherheitsmaßnahmen seien für die Schweigeminute nicht getroffen worden, sagte ein Polizist. Hunderte Menschen gedachten dort unter Tränen der Terroropfer, legten Blumen nieder.

Einige hielten Transparente mit dem zum Friedenssymbol stilisierten Eiffelturm hoch. Zwischen die Blumen hatten sie ein Olivenbäumchen gestellt und Legosteine in den Nationalfarben Deutschlands und Frankreichs zusammengesteckt. Auch iranische Regimekritiker beteiligten sich hier an der europaweiten Schweigeminute. Muslime trauerten mit, betonten sie.

Vor dem Berliner Abgeordnetenhaus wurde die französische Flagge auf halbmast gesetzt, im Foyer versammelten sich Landespolitiker und Verwaltung. Schulen unterbrachen den Unterricht, S-Bahnen ihre Fahrt. „Das Gute ist stärker als das Böse", stand auf elektronischen Bahnhofs-Anzeigen. Wie verunsichert auch die Berliner nach den Pariser Attacken mit mindestens 129 Toten sind, zeigen Polizeieinsätze. Sechs- bis siebenmal wurden Beamte nach Angaben einer Sprecherin am Montag wegen verdächtiger Gegenstände gerufen - unter anderem zum Kudamm, an den Gendarmenmarkt und zu einer Bushaltestelle. Zunächst wurde allerdings nichts Gefährliches gefunden.

„Die Menschen reagieren sensibler", sagte Polizeipräsident Klaus Kandt dazu in der RBB-„Abendschau". Bislang gebe es jedoch keine Hinweise auf Bezüge von den Pariser Attentätern nach Berlin. Kandt warnte davor, in Panik zu verfallen. Der Berliner Vorsitzende der konservativen Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Bodo Pfalzgraf, forderte Schutzwesten und moderne Waffen für Streifenpolizisten. „Die ersten Einsatzkräfte vor Ort werden immer normale Streifenpolizisten sein, deren Ausstattung für terroristische Anschlagsszenarien völlig unzureichend ist", sagte er. Polizeipräsident Kandt sieht dies skeptisch, will jedoch die Ausrüstung von Spezialeinheiten kritisch überprüfen.

Die liberalere Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte ebenfalls bessere Schutzwesten verlangt, will sich bei der Frage der Bewaffnung aber auf die Spezialeinheiten konzentrieren. «Die operativen Spezialkräfte der Berliner Polizei müssen mit vollkommen veralteter Ausrüstung auskommen», beklagte die Landesvorsitzende Kerstin Philipp. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte die Debatte zur Ausrüstung der Polizei angestoßen. Die Attentäter in Paris hätten zum Teil mit militärischen Waffen operiert. Sicherheitsbehörden müssten mit solchen Tätern auf Augenhöhe umgehen können.