Die drei Dossiers „Lenk- und Ruhezeiten“, „Entsenderegeln für das Transportgewerbe“ sowie „Kabotage-Regeln für den Güterverkehr“ wurden alle ohne die busreisespezifischen Änderungsanträge angenommen. Sowohl der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) als auch der RDA Internationale Bustouristik Verband kritisieren die Entscheidung.

Eine Mehrheit der Abgeordneten richte sich damit erneut gegen die umweltfreundliche Bustouristikbranche sowie die Interessen von Reisenden und Fahrern, erklärt man seitens des BDO. Kernproblem bleibe weiterhin die Gleichbehandlung von Personen- und Güterverkehr. Für den Bereich Entsendung stehe eine Analyse der verabschiedeten Einigung zwar noch aus, im Bereich „Lenk- und Ruhezeiten“ sei jedoch ein Kompromiss angenommen worden, der die Besonderheiten der Bustouristik sowie der Fahrer und Fahrgäste gleichermaßen ignoriere.

„Wir alle im Personenverkehrssektor unterstützen das Ansinnen, die problematischen Arbeitsbedingungen im Güterverkehr zu verbessern. Dabei dürfen aber die berechtigten Interessen der Menschen im Bussektor nicht über Bord geworfen werden. In Zeiten von Overtourism und Klimawandel ist es Irrsinn, den Bus zu belasten. Jetzt hoffen wir, dass der Rat verhindert, dass diese Fehlentscheidung wirklich Realität wird“, macht BDO-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard deutlich. Zwar gebe es eine Revisionsklausel, welche die Kommission auffordert, in zwei Jahren zu prüfen, ob nicht geeignetere Regelungen für den Personenverkehr erlassen werden können. Dies sei aber nicht einmal der Spatz in der Hand, sondern ein hohles Lippenbekenntnis, da alle Lösungen bereits auf dem Tisch lagen und hätten beschlossen werden können, so der BDO.

„Das Europäische Parlament wird mit dem Rat in Verhandlungen gehen, ohne irgendwelche Verbesserungen für die Bustouristik zu fordern“, kritisiert man seitens des RDA. Es werde weder eine Erweiterung der 12-Tage-Regelung auf den nationalen Verkehr noch die Möglichkeit einer Verlängerung der Fahrzeiten um eine Stunde zweimal pro Woche oder die Aufsplittung der Pausenzeiten in dreimal 15 Minuten fordern. Ebenfalls sei mit der gestrigen Entscheidung das Erhalten der derzeitigen Regelung, eine verkürzte Wochenarbeitszeit an eine Tagesruhezeit von mindestens neun Stunden anhängen zu können, abgelehnt worden.

„Die europäische Bustouristik ist enttäuscht, dass vom EP Verbesserungen für die Reisegäste für diesen umweltfreundlichen Wirtschaftssektor nicht auf den Weg gebracht wurden. Die Verhandlungen zwischen Rat und Parlament dürften sich aber als schwierig erweisen, weil vor allem die osteuropäischen Mitgliedstaaten weiterhin weitreichende Änderungen am Mobilitätspaket I wünschen, bevor dieses in einer zweiten Lesung abgeschlossen werden kann“, nimmt RDA-Präsident Benedikt Esser Stellung. Seitens des RDA und der EACT (European Alliance for Coach Tourism) werde man sich weiterhin dafür einsetzen, dass die busspezifischen Änderungen in diesen Verhandlungen berücksichtigt werden.