Busunfall (Foto: Guenter Harnich / pixelio.de)
Busunfall (Foto: Guenter Harnich / pixelio.de)

Zu einem verheerenden Busunfall mit zwei Bussen, davon einer ein Doppelstockbus, und einem Kleinbus kam es am 19. Juli um kurz vor 2.00 Uhr auf der Autobahn A 4 zwischen Dresden-Neustadt und Dresden-Altstadt.

Mindestens elf Todesopfer, so der bisherige Stand, sind zu beklagen.

Ein polnischer polnische Reisebus, ein Setra-Doppeldecker des polnischen Unternehmens Sinbad, war in der Nacht zum Samstag (19. Juli) gegen 2 Uhr morgens auf einen Bus aus der Ukraine aufgefahren. Durch die Wucht des Aufpralls schleuderte der Doppeldecker über die Autobahn und raste durch die Leitplanke auf die Gegenfahrbahn. Dort krachte er in den polnischen Kleinbus, stürzte etwa zehn Meter eine Böschung hinunter und überschlug sich. 69 Menschen wurden verletzt, 39 davon schwer, neun Opfer schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr. Der Busfahrer befand sich am Sonntagnachmittag im Krankenhaus und wurde polizeilich überwacht.

Die sieben Insassen des Kleinbusses sowie zwei Fahrgäste des Busses starben noch an der Unfallstelle.

Nach der Unfall-Tragödie bleibt der Fahrer des Unglücksbusses (polnischer Doppelstockbus) zunächst in Freiheit. Das Amtsgericht Dresden lehnte am Sonntag den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Erlass eines Haftbefehls ab. Das sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Katastrophe war eines der schwersten Busunglücke in Deutschland seit Jahren. Der Haftgrund Fluchtgefahr wurde vom Gericht nicht anerkannt. "Wir hatten es so gesehen, dass er sich aufgrund der hohen Starterwartung einem Gerichtsverfahren in Deutschland nicht stellen würde", sagte Haase. Der 44-Jährige werde der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung verdächtigt. Es gebe Hinweise darauf, dass er übermüdet am Steuer saß.

DPA-Bericht vom Ort des Geschehens

Zwischen Fahrzeugtrümmern liegen ein Domino-Spiel, ein Mini-Polizeiauto, Legosteine: "Das sind wohl Mitbringsel für die Familie", sagt Polizeihauptmeister Sven Korzus. Am Samstagmorgen, wenige Stunden nach dem schweren Busunglück, ist die Unfallstelle auf der A4 rund 500 Meter vor der Abfahrt Dresden-Neustadt ein Trümmerfeld. Und ein Bild des Grauens. Zwischen zerstörten Leitplanken liegt ein völlig zerfetztes Wrack, das einmal ein Kleinbus war, in dem neun Menschen saßen. Über die Fahrbahn verstreut liegen Trolleys, Taschen und Kartons zwischen Autositzen und -resten, Glassplittern, Essen, CDs mit polnischen Schlagern und Zeitschriften auf der Fahrbahn.

An der Mittelleitplanke lehnt ein zerbeultes Fahrrad, aus einem von Helfern aufgetürmten Berg Habseligkeiten auf dem Standstreifen ragen die Lenksäule und der zerfetzte Motor des polnischen Kleintransporters. Acht der neun Insassen hatten auf dem Weg in die Heimat keine Überlebenschance. Sie starben brutal, als kurz vor 2 Uhr nachts ein aus der Gegenrichtung schleudernder, ebenfalls polnischer, Doppeldecker durch die Mittelleitplanke brach, frontal in ihr Fahrzeug raste und es teilweise überrollte. Der Kleinbus war wohl ein Fahrservice, wie er von Zeitarbeitern genutzt wird, mutmaßt ein Beamter. Auch die diesmal neun Insassen waren zum Wochenende gen Osten unterwegs.

Am Sonntag erinnern nur noch Markierungen auf der Fahrbahn, plattgedrücktes Gras und abgerissene Leitplanken an die furchtbare Tragödie, die selbst erfahrene Retter wie Angela Otto vom Kriseninterventionsteam der Feuerwehr entsetzt. "Einen Unfall dieses Ausmaßes habe ich noch nie gesehen", sagt die 50-Jährige. Sie gehörte zu den vielen Helfern in der Nacht, betreute viele unter Schock stehende Opfer. "Die vielen Toten und Verletzten - es war ein Bild des Grauens."

Im polnischen Fernsehen berichteten Überlebende vom Schrecken in der Nacht. "Der Bus stürzte um, ich stürzte, ich weiß nicht wie es passiert ist", sagte eine Frau dem  Nachrichtensender TVN 24. "Alles ging so schnell." Die Frau, die im Doppeldecker in einer der hinteren Reihen saß, wurde von einem der beiden Reisebusfahrer aus dem umgekippten Fahrzeug gezogen. "Er hat mir das Leben gerettet." Mehr als zwölf Stunden hatte es gedauert, bis der silbergraue Reisebus am Fuße der Böschung wieder aufgestellt und abgeschleppt werden konnte: zerknautscht, ohne Fensterscheiben, mit zerfetzten Sitzen und Gardinen. "Diese Linienbusse pendeln regelmäßig quer durch ganz Europa", sagt Polizeisprecher Korzus.

Viele Insassen hatte der Horror-Crash - am Anfang stand ein Zusammenstoß des polnischen mit einem ukrainischen Bus, der sogar bis zur nächsten Raststätte weiterfuhr - aus dem Schlaf gerissen. "Sie standen alle unter Schock", sagt Betreuerin Otto. Aus dem Kleinbus, der auf der Gegenfahrbahn überrollt wurde, konnten nur zwei der neun Insassen lebend geborgen werden. Ein weiterer Mann starb später im Krankenhaus. 40 Insassen des Reisebusses krochen selbstständig aus dem Wrack, teils blutüberströmt, mit Prellungen, Schürfwunden oder Brüchen, wie Helfer berichten. Die anderen waren eingeschlossen und wurden von Rettungskräften geborgen - zwei davon nur noch tot.

Der Notruf ging um Samstagmorgen um 1:50 Uhr ein. 27 Rettungswagen rasten zur Autobahnbrücke über die Elbe, die Alt- und Neustadt verbindet. Den Rettern bot sich ein Bild der Zerstörung: Fotos zeugen von der Wucht des Aufpralls und dem Ausmaß der Tragödie. «Es ist ein Wunder, dass so viele lebend aus dem Bus herausgekommen sind», sagt ein Fotograf beim Anblick des Reisebuswracks.

Bis zum Morgengrauen waren 150 Feuerwehrleute und Rettungskräfte vor Ort, um Opfer zu bergen und Überlebenden zu helfen. Auch für die Helfer eine Ausnahmesituation, wie der Amtsleiter der Dresdner Feuerwehr, Andreas Rümpel sagt. Er kann sich an keine vergleichbare Katastrophe in 36 Dienstjahren erinnern. "Solche grausigen Bilder vergisst man sein Leben lang nicht mehr."