Ausgeliefert werden sollen die Schiffe zwischen 2027 und 2031. Der Auftrag sei der größte in der rund 200-jährigen Geschichte der Werft – auf welchen Betrag er sich beläuft, teilte das Unternehmen nicht mit.

Der Vertrag zur Lieferung der Schiffe wurde bereits in der vergangenen Woche unterzeichnet. Zuletzt war die Meyer Werft in die Schlagzeilen geraten, weil sie ankündigte, deutlich über 300 Stellen abbauen zu wollen, weil bis Ende 2027 mehr als 2,7 Milliarden Euro Finanzierungsmittel aufgebracht werden müssen. Diese Mittel dienen der Vorfinanzierung verschiedener Schiffe, denn rund 80 Prozent des Kaufpreises werden von den Auftraggebern erst nach Auslieferung der Meereskreuzer bezahlt. In Auftrag gegeben wurden die Schiffe vor der Corona-Pandemie, ohne dass in den Verträgen Klauseln zur Preisanpassung an die seitdem drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vorgesehen worden waren.

Die Situation hat die Meyer Werft in die schwerste Krise ihrer gesamten Unternehmensgeschichte gestürzt. Mit Banken, dem Bund und dem Land Niedersachsen laufen bereits Gespräche über die Rahmenbedingungen einer möglichen Rettung der Werft. Sanierer Ralf Schmitz hatte Ende Juli verlautbart, dass frisches Geld bis 15. September 2024 zur Verfügung stehen müsse, um eine Insolvenz abzuwenden. Ebenfalls im Juli hatte sich die Geschäftsführung der Meyer Werft mit Betriebsrat und IG Metall auf ein Restrukturierungskonzept geeinigt. 340 der über 3.000 Stellen sollen demnach abgebaut werden. Ein neu zu schaffender Aufsichtsrat und ein ebenfalls neu einzusetzender Konzernbetriebsrat sollen geschaffen und der Unternehmenssitz von Luxemburg nach Deutschland zurückverlegt werden.

 

Rettungspläne bereits angelaufen

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies wertet den Disney-Großauftrag als gutes Zeichen. Die Bestellung offenbare die ausgezeichnete Auftragslage der Meyer Werft, deren Kundenstruktur „absolut solide“ sei. Zudem boome das Kreuzfahrtsegment, was für die weitere Neuaufstellung der Werft zuversichtlich stimme. Ähnlich äußerte sich der Betriebsratsvorsitzende der Werft, Andreas Hensen: „Diese neuen Aufträge sind für den Betriebsrat sowie alle Kolleginnen und Kollegen ein weiteres starkes und positives Signal für die Zukunft der Arbeitsplätze in Papenburg.“

Nach Angaben der Meyer Werft stehen nun zehn Kreuzfahrtschiffe, ein Forschungsschiff sowie der Stahlbau von vier Offshore-Konverterplattformen im Auftragsbuch. „Unser Auftragsbuch wächst mit den neuen Aufträgen auf über elf Milliarden Euro“, so Inhaber Bernard Meyer. „Mit 95 Prozent Exportanteil entwickeln wir uns positiv gegen den aktuellen Deutschlandtrend.“

Die Disney Cruise Line ist ein treuer Kunde der Meyer Werft. Schon in den Jahren 2010 und 2011 hatte die Meyer Werft mit der „Disney Dream“ und der „Disney Fantasy“ zwei Kreuzfahrtschiffe für die Disney Cruise Line gebaut. Sie Schiffe waren zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung die größten jemals in Deutschland gebauten Ozeanriesen. 2022 war die „Disney Wish“ das erste Kreuzfahrtschiff der amerikanischen Disney-Flotte, das mit umweltfreundlichem Flüssigerdgas angetrieben wird. Die Schwesterschiffe „Disney Treasure“ und „Disney Destiny“ sind aktuell in Papenburg im Bau und werden 2024 und 2025 übergeben.