Tourismus leidet als Teil der Gesellschaft
Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) stellt in seiner Erklärung darauf ab, dass gute regionale und internationale Küche essenziell für die touristische Aufenthaltsqualität sei. Dabei wären in den letzten Monaten bereits Preissteigerungen notwendig gewesen, um die massiv gestiegenen Kosten bei Personal, Energie und Lebensmitteln aufzufangen. „Schon jetzt sehen wir, dass sich manch einer den Urlaub nicht mehr leisten kann“, sagt Sven Liebert, Generalsekretär des BTW. „Wird das Essen gehen zu teuer, schwächt dies die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Städte und Regionen als attraktive Tourismusstandorte.“ Die Folgen würden sich nicht nur in einem ausgedünnten Angebot zeigen. Auch könnten (noch mehr) Gäste wegbleiben, touristische Einnahmen einbrechen. „Das schwächt die gesamte Tourismuswirtschaft und setzt die Axt an die wirtschaftliche Erholung, die wir dringend brauchen“, so Liebert.
Wenn Deutschland touristisch attraktiv bleiben wolle, müsse für die notwendige Infrastruktur gesorgt werden, zu der nicht nur Mobilitäts- und digitale Infrastruktur gehörten, sondern eben auch und vor allem attraktive gastronomische Angebote. Hierbei gehe es nicht um die Sorgen und Nöte einer einzelnen Branche. Unter dem Wegbrechen von Cafés und Restaurants würde die gesamte Gesellschaft leiden.
Deutschland als Tagungsstandort Nummer eins in Europa vor dem Abstieg?
Dem Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) bereitet die Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie Sorgen, weil sie sämtliche Bereiche der Veranstaltungsbranche tangieren würde – von Tagungen, über Messen und Kongresse bis hin zu Events. Der Preisanstieg könne bedeuten, dass Veranstaltung entweder von vornherein nicht mehr stattfänden oder gar nicht bzw. schlecht besucht würden. „Das ist Gift für eine Branche, für die nach den Schließungen während der Coronajahre und den Kostensteigerungen durch die Energiekrise sowie die massive Inflation an finanzielle Erholung bisher nicht zu denken war“, kritisiert EVVC-Präsidentin Ilona Jarabek.
„Die Politik setzt mit dieser Entscheidung auch unsere Position als Kongress- und Tagungsstandort Nummer eins in Europa aufs Spiel“, betont Jarabek. „In 23 Ländern Europas gilt ein reduzierter Steuersatz in der Gastronomie, dort wird steuerlich kein Unterschied zwischen dem Essen aus dem Supermarkt, der Lieferung von Essen und dem Essen im Restaurant gemacht. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer würde uns im internationalen Wettbewerb massiv schaden.“
Abwärtsspirale nach Corona-Schock
Von Seiten des Bundesverbandes der Deutschen Incoming-Unternehmen e.V. (BVDIU) heißt es, dass sich vor allem der Incoming- und der Geschäftsreisesektor noch gar nicht vom Coronaschock erholen konnte – und hier nun noch größerer Schaden drohe. Wenn internationale Gäste aus Amerika oder Asien nach Europa, dann reisten sie „nicht zwingend“ nach Deutschland. Werde es hierzulande im Vergleich zu teuer, gäben die Gäste ihr Geld eben in einem unserer Nachbarländer aus. „Ein immenser Verlust für die gesamte Volkswirtschaft“, mahnt Tobias Reinsch, Generalsekretär des BVDIU. Eine große Schließungswelle in der Gastronomie würde Deutschland als Reisedestination zudem unattraktiver machen und weitere Gäste würden wegbleiben – „ein Teufelskreis!“, so Reisch.