„Die Verbesserung der Infrastruktur darf nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden, die Schifffahrt braucht mehr Wasser unter dem Kiel“, sagte Fabian Spieß, Referent des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).

Wenn die Verkehrswende hin zu dem nachhaltigen Verkehrsträger wirklich gewünscht sei, müssten Fahrrinnen vertieft, Schleusen in Stand gehalten und verlängert sowie Engpässe beseitigt werden. Die Schifffahrt habe als einziger Verkehrsträger noch freie Kapazitäten.

Die niedrigen Pegelstände mit Tiefstwerten in Rhein, Elbe und Donau haben zu deutlichen Einbußen beim Gütertransport geführt. Einige Konzerne wie BASF hatten deshalb auch Produktionsprobleme. Im Rheingebiet inklusive Lahn, Main, Mosel, Neckar und Saar wurden laut der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt von Januar bis August rund 109 Millionen Tonnen an Gütern befördert - etwa 1,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Da das Niedrigwasser erst Ende Juni einsetzte, dürften die Einbußen bis zum Jahresende noch größer ausfallen. „Es ist von einem erheblichen Rückgang der transportierten Gütertonnen auf dem Rhein auszugehen“, schätzt Claudia Thoma, Sprecherin der Bundesbehörde.

Nach Angaben des BDB mussten große und schwere Schiffe wie Container-Transporter oder Tankschiffe ihren Betrieb zeitweise einstellen. Auch die Fahrgastschifffahrt, die auf die Sommersaison angewiesen ist, musste Kreuzfahrten absagen oder konnte für Touristen attraktive Ziele in deutschen Großstädten teils nicht mehr ansteuern.

Die Generaldirektion sieht die Rhein-Schifffahrt durch wachsenden Verkehr, größere Schiffe und rückläufige Lagerkapazitäten bei den Verladern anfälliger gegenüber längeren Niedrigwasser-Phasen. „Um sich zukünftig darauf vorzubereiten, bedarf es neuer Überlegungen nicht nur bei der Infrastruktur, sondern bei allen Partnern in der Logistikkette“, sagte Behörden-Sprecherin Thoma.

Als großes Hemmnis für den Abbau des Sanierungsstaus sieht der BDB die fehlenden Stellen für den Unterhalt und Ausbau des rund 7.400 Kilometer langen Binnenwasserstraßen-Netzes. Im Schnitt würden 500 Ingenieurs-Stellen mehr benötigt, um die Bundesmittel verbauen zu können. Der Verband vertritt etwa 300 von über 800 Unternehmen der gewerblichen Binnenschifffahrt, darunter viele Reedereien.

Inzwischen hat sich die Lage an einigen Rhein-Abschnitten wieder etwas entspannt. „Schon jetzt können viele Schiffe wieder mit voller Ladung fahren“, sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes Duisburg in Nordrhein-Westfalen, das für den Teil des Flusses bis zur niederländischen Grenze zuständig ist. Wegen der niedrigen Pegelstände war die Versorgung vieler Tankstellen mit Diesel und Benzin in den vergangenen Wochen immer wieder ins Stocken geraten.