Seit heute (02. September) muss in Schleswig-Holsteins Reisebussen kein Mund-Nasen-Schutz mehr getragen werden, wenn man auf einen Sitzplatz sitzt und einen Mindestabstand von 1,5 Metern zum nächsten Fahrgast oder einer Gruppe bestehend aus zehn Personen einhält. Dies gehört zu den Änderungen, die das Jamaika-Kabinett in Kiel am 01. September mit einer neuen Corona-Landesverordnung beschlossen hat.

Die „10er-Regelung“ nach NRW-Vorbild besagt: „Gruppen von höchstens zehn Personen, die nicht durch besondere Merkmale verbunden sind, z.B. zehn Reisegäste, die sich vorher nicht kennen, dürfen nach den neuesten Corona-Schutzregeln ohne Mindestabstand von 1,50 Metern und Mund-Nase-Bedeckung in einer „10er Gruppe“ zusammensitzen. Zu Sitzplätzen von Personen außerhalb einer solchen Gruppe oder anderen Gruppen ist ein Mindestabstand von 1,50 Metern jedoch einzuhalten.“

Wie kam es dazu, dass diese Regelung auch in Schleswig-Holstein durchgesetzt werden konnte?

Der Schleswig-Holsteiner Busunternehmer Mathias Bölck (Reisedienst Bölck) betreibt seit Monaten Aufklärungsarbeit und steht in regem Kontakt mit Politikern auf höchster Ebene des Landes. Dazu gehören Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sowie Gesundheitsminister Heiner Garg. In zahlreichen Gesprächen und regem Schriftverkehr mit den hiesigen Politikern wurde Bölck nicht müde, zu erklären, warum die Regelungen zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz in Reisebussen absurd und auch gegenüber den Fahrgästen argumentativ nicht zu vertreten sind, wenn in anderen Bundesländern, im Speziellen in NRW, man auch ohne Maske im Bus sitzen kann.

So erklärt Bölck in einem Schreiben an Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg: „Für uns steht in diesem Moment die gesamte Existenz und damit auch der Arbeitsplatz von 50 Mitarbeitern auf dem Spiel. Wir sind nicht gegen die Maskenpflicht. Aber die Maske muss Sinn machen! In NRW besteht die Möglichkeit „10er Gruppen“ im Bus zu bilden mit einem Mindestabstand von 1,50 Metern zu den nächsten zehn Personen – und dies ohne Maske. Mit dieser Regelung könnten wir auch gut leben. Spätestens wenn wir unterwegs Gruppen aus NRW treffen, verstehen unsere Gäste die Sinnhaftigkeit der Maske nicht mehr.“

Bölck argumentiert weiterhin, dass seine Kunden nicht über Stunden mit einer Maske im Bus sitzen möchten, da das Tragen des Mund-Nasenschutzes ihr Wohlbefinden unverhältnismäßig beeinträchtige und sie aus diesem Grund die Reisen stornierten. Der engagierte Busunternehmer versucht anhand eines Praxisbeispiels deutlich zu machen, wie ad absurdum die Diskussionen um das Tragen einer Maske geführt werden:

„Vor Kurzem saß ich selber am Steuer. 1.150 Kilometer nach Österreich in 14 Stunden. Der älteste Fahrgast war 84 Jahre alt. Unterwegs hatte er, wie auch andere Gäste im Bus, immer wieder das Bedürfnis, die Maske abzusetzen. Nach unserer Ankunft in Österreich saßen wir dann alle ohne Maske zusammen im Restaurant. Ich hatte keine Argumente, warum die Gäste im Bus eine Maske tragen müssen, obwohl dort die Luft durch die leistungsstarke Klimaanlage alle zwei bis vier Minuten ausgetauscht wird, aber in einem unbelüfteten Restaurant keine Maske getragen werden muss.“

Bölck stellt außerdem in seinem Schreiben klar, dass Busreisen strickt zu trennen sind von Fahrten mit dem Fernlinienbus. Denn „in den Fernlinienbussen steigen an jedem Halt Reisende aus und andere wieder ein. Da kann ich die Maske sehr gut nachvollziehen.“