Während MAN Truck & Bus im ÖPNV und Verteilerverkehr die Entscheidung für batterieelektrische Fahrzeuge als determiniert betrachtet, sieht der Hersteller in Wasserstoff eine „ergänzende Option als alternativer Kraftstoff“ für den Fernverkehr. Entsprechend sollen den aktuell laufenden Vorentwicklungsprojekten folgend bereits im kommenden Jahr Prototypen-Fahrzeuge aufgebaut werden. Hierbei soll sowohl der Einsatz einer Brennstoffzelle als auch eines H2-Verbrennungsmotors erprobt werden, teilten die Münchner im Rahmen der Vorstellung ihres Elektro- und Wasserstoff-Roadmaps mit. Allerdings muss sich der Bus zunächst einmal hintenanstellen. Vortritt hat der Lkw. Für 2021 kündigt MAN die ersten Prototypen an. Ab 2023/24 sei die Erprobung von H2-Trucks im Praxiseinsatz geplant.
Zur Forschung und Entwicklung von wasserstoffbasierten Fahrzeugantrieben hat MAN Truck & Bus eine Kooperationsvereinbarung mit der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Technischen Hochschule Nürnberg (THN) geschlossen. Durch diese Zusammenarbeit auf dem sogenannten „Wasserstoff-Campus“ soll die vorhandene Infrastruktur genutzt werden, um eine praxisbezogene und anwendungsnahe Forschung und Entwicklung zu ermöglichen. Dabei soll der gegenseitige Know-how-Austausch die Forschung an Wasserstoffantrieben beschleunigen. Die Arbeit auf dem Wasserstoff-Campus soll die gesamte Wertschöpfungskette der Antriebsform abdecken: von der umweltfreundlichen Erzeugung des Wasserstoffs über die Distribution und Infrastruktur, der Energiewandlung zurück zu Strom bis hin zur Anwendung der Technik beim Kunden im Fahrzeug.
Die FAU soll dabei den Schwerpunkt auf die Grundlagenforschung setzen, die THN ihre Stärken im Gebiet der anwendungsnahen Forschung einbringen und der Nutzfahrzeughersteller MAN für die Umsetzung der Forschungsergebnisse bei Wasserstoff-Brennstoffzellen und -Verbrennungsmotoren in Lkw und Bussen sorgen. Im Zuge dieses Projekts soll die Metropolregion Nürnberg im Rahmen der von der bayerischen Staatsregierung formulierten Wasserstoffstrategie „Wasserstoff.Bayern (H2.B)“ zu einem europäischen Kompetenzzentrum für Wasserstoffantriebe werden. Neben FAU und TH sind hier das Helmholtz Institut für Erneuerbare Energie (HI-ERN), der Energie Campus Nürnberg (EnCN), der Nuremberg Campus of Technology oder die beiden Fraunhofer Institute IIS und IISB institutionelle Forschungspartner in der Region.
Frederik Zohm, Vorstand Forschung & Entwicklung der MAN Truck & Bus SE, sagt: „Wir stehen als Nutzfahrzeughersteller vor dem größten Wandel unserer Branche seit der Erfindung des Dieselmotors. Heute geht es um die erfolgreiche Industrialisierung von alternativen Antrieben wie dem batterieelektrischen-Antrieb, der Brennstoffzelle oder dem Wasserstoffverbrennungsmotor.“
Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), erklärt: „Unsere Gesellschaft braucht neue, nachhaltige Formen der Mobilität – nur wenn Wissenschaft und Industrie eng zusammenarbeiten, kann eine solche Verkehrswende gelingen.“
Niels Oberbeck, Präsident der TH Nürnberg, sagt: „Die Zusammenarbeit von MAN, FAU und TH Nürnberg ist der Idealtyp einer Kooperation entlang der gesamten Innovationskette, von der Grundlagenforschung über die anwendungsorientierte Forschung bis zum Transfer in die Praxis. Mit diesem Modell werden wir einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der bayerischen Wasserstoffstrategie und zum Gelingen des Technologiewandels in der Antriebstechnik leisten und so gemeinsam einen gesellschaftlichen Mehrwert erzeugen.“