Der Safe Stop Assist soll helfen, in Fällen, in denen der Fahrer aus medizinischen oder anderen Gründen sein Fahrzeug nicht mehr steuern kann, schwere Unglücke zu verhindern. Im Fall der Fälle bringt das aktive Interventionssystem das Fahrzeug selbsttätig zum Stehen. Die dahinterstehende Technologie basiert auf einem komplexen Zusammenspiel mehrerer hochentwickelter Assistenzsysteme.
„Es kommt immer wieder vor, dass der Fahrer durch unvorhergesehene Ereignisse plötzlich nicht mehr handlungsfähig ist“, so Barbaros Oktay, Head of Bus bei MAN Truck & Bus. „Erfahrungen zeigen, dass Busse in solchen Fällen nicht selten von der Fahrbahn abkommen oder mit anderen Verkehrsteilnehmern kollidieren.“ Die Folgen könnten verheerend sein. Hier setze der Safe Stop Assist an. Das System greift auf die Fahraktivitätserkennung eines aktiven Spurführungssystems sowie auf Funktionen des abstandsgeregelten Tempomaten ACC Stop & Go zurück und überwacht mit Hilfe eines im Fahrzeugbug integrierten Sensors und einer hinter der Frontscheibe positionierten Kamera kontinuierlich die Einhaltung der Fahrspur. Außerdem werden Abstand, Position und Relativgeschwindigkeit vorausfahrender Objekte gescheckt. „Alle erfassten Daten werden gebündelt und ausgewertet“, erläutert Heinz Kies. „Auf diese Weise kann der Safe Stop Assist den Status der Fahreraktivität ableiten – und damit eben auch eine mögliche Inaktivität.“
Dreistufige Interventionskaskade
Erkennt das System, dass der Fahrer nicht mehr aktiv ist, greift es in einer dreistufigen Warn- und Bremskaskade in das Fahrgeschehen ein. In der ersten Stufe wird der Fahrer mittels Warnsymbol und Textmeldungen im Display sowie leichter Vibration des Lenkrads aufgefordert, die Lenkung zu übernehmen. Tut er das nicht, kommt zusätzlich zu den optischen und haptischen Warnmeldungen auch eine akustische Warnung hinzu. Darüber hinaus führt das Assistenzsystem stärker werdende Teilbremsungen durch. Führt auch das zu keinerlei Reaktion des Fahrers, leitet der Safe Stop Assist einen Nothalt ein und bremst den Bus innerhalb der Systemgrenzen in der eigenen Fahrspur bis zum Stillstand ab. Auch auf kurvenreichen Strecken. „Natürlich kann der Fahrer, wenn möglich, jederzeit die Kontrolle wieder übernehmen“, so Kiess. „Durch einen Kick-Down lässt sich ein Nothalt, der vom System eingeleitet wurde, umgehend abbrechen.“
Wird der Nothalt nicht abgebrochen, aktiviert das System automatisch die Warnblinkanlage, um nachfolgende Verkehrsteilnehmer zu warnen. Unmittelbar nach Fahrzeugstillstand sorgt der Safe Stop Assist außerdem dafür, dass der Bus nicht wegrollen kann: Er schaltet in den Getriebemodus „Neutral“ und legt selbsttätig die elektronische Feststellbremse ein. Des Weiteren werden die Türen entriegelt und die Innenbeleuchtung eingeschaltet, damit im Notfall komplikationslos Hilfemaßnahmen eingeleitet werden können.