MAN-Jahreshauptversammlung in Hannover (Foto: MAN SE)
MAN-Jahreshauptversammlung in Hannover

Der Sprecher des Vorstands der MAN SE, Dr. Georg Pachta-Reyhofen, geht von einer Erholung des europäischen Nutzfahrzeugmarkts aus.

In seiner Rede auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Hannover sagte er vor den versammelten Aktionären: „Der europäische Nutzfahrzeugmarkt findet langsam wieder zurück in die Spur; er liegt deutlich über Vorjahresniveau.“ Zugleich berichtete er von einer sehr schwierigen Situation in Brasilien – einem der wichtigsten Märkte für MAN.

Das wirtschaftliche Umfeld habe sich weiter verschlechtert. „Die Lage dort blieb im ersten Quartal 2015 angespannt“, sagte er. Insgesamt bestätigte Pachta-Reyhofen aber den Ausblick für das Geschäftsjahr 2015: „Derzeit sieht es so aus, als würde die Weltwirtschaft 2015 trotz einiger Unsicherheiten etwas stärker wachsen, als dies 2014 der Fall war. Wenn keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, erwarten wir für die MAN Gruppe einen Umsatz auf Vorjahresniveau und ein stabiles Operatives Ergebnis. Die Operative Rendite wird in etwa der des Jahres 2014 entsprechen.“

Das 1. Quartal 2015 sei sehr unterschiedlich verlaufen. Während MAN Latin America erheblich weniger Aufträge erhalten habe, sei der Auftragseingang bei MAN Truck & Bus gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12% gestiegen. Auch im Geschäftsfeld Power Engineering habe der Auftragseingang zugelegt. Der Umsatz der MAN Gruppe lag mit 3,1 Mrd € in etwa auf Vorjahresniveau, das Operative Ergebnis sei aufgrund der Lage in Brasilien auf 34 Mio € gesunken.

Der Ukraine-Konflikt habe ebenfalls Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit des Nutzfahrzeug- und Maschinenbauunternehmens gehabt. Die Nachfrage nach westlichen Lkw sei in Russland in der Folge um rund 30% zurückgegangen. Dabei seien es weniger die Handelssanktionen gewesen, die MAN gebremst hätten. „Vielmehr leidet die gesamte russische Wirtschaft gegenwärtig an den Folgen des niedrigen Ölpreises und des ungünstigen Wechselkurses. Darüber hinaus an Finanzierungsproblemen und an der Unsicherheit, die sich in Folge der Ukraine-Krise wie Mehltau über viele Unternehmen gelegt hat“, sagte Pachta-Reyhofen. In diesem Zusammenhang appellierte er an die Politik, möglichst bald eine diplomatische Lösung des Konflikts zu erreichen: „Wir dürfen nicht vergessen: Der Wohlstand Europas gründet auf Frieden, gemeinsamen Werten und Verlässlichkeit.“

Seit dem Geschäftsjahr 2014 schüttet die MAN SE keine Dividende mehr aus. Stattdessen erhalten außenstehende Aktionäre auch 2015 die im Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Truck & Bus GmbH, Wolfsburg, festgeschriebene Barausgleichszahlung von 3,07 € pro Stamm- oder Vorzugsaktie für das volle abgelaufene Geschäftsjahr. Am 31. März 2015 hielt die Truck & Bus GmbH, eine 100%-ige unmittelbare Tochtergesellschaft der Volkswagen Aktiengesellschaft, 75,28% der Stimmrechte und 74,04% der Anteile am Grundkapital der MAN SE. Der Streubesitz liegt bei etwas unter 25%.

Für die Zukunftsfähigkeit von MAN, betonte Pachta-Reyhofen, sei es von großer Bedeutung, dass das Unternehmen technologisch weiter führend bleibe. Er wies in seiner Rede besonders auf den Trend der Digitalisierung hin. Sie zähle sowohl im Geschäftsfeld Power Engineering als auch bei Commercial Vehicles seit langem zum Alltag der meisten Kunden. Ihr Stellenwert werde weiter wachsen. MAN habe hier, z.B. mit MAN Telematics und vielen Assistenzsystemen, zahlreiche Innovationen im Markt.

Zudem forsche MAN beispielsweise am autonom fahrenden Lkw. Der Weg dorthin werde in mehreren Schritten erfolgen. Allerdings, betonte Pachta-Reyhofen, dürfe man nicht übersehen, dass Berufskraftfahrer heute Profis seien, die meist über große Erfahrung und langjähriges Wissen verfügen. Das ermögliche es ihnen, besondere Verkehrssituationen frühzeitig zu erkennen und einzuschätzen. „Lkw und Busse, die vollständig autonom etwa von München nach Hamburg fahren, werden noch etwas länger auf sich warten lassen. Vom komplexen Verteilerverkehr in der Großstadt ganz zu schweigen. Auch rechtliche Fragen sind hier bislang ungeklärt. Bis es soweit ist, sehen wir unsere Aufgabe darin, die Profis hinter dem Steuer mit Assistenzsystemen zu entlasten, ihre Sicherheit und die der Verkehrsteilnehmer zu erhöhen und die Wirtschaftlichkeit weiter zu verbessern“, sagte der Sprecher des Vorstands der MAN SE in Hannover. Den Beruf des Lkw-Fahrers hält er für einen „der meist unterschätzten und leider oftmals auch unterbewerteten Jobs in Deutschland.“