MAN Truck & Bus hat seinen Reisebus Lion’s Coach nach 15 Jahren komplett überarbeitet und Anfang dieser Woche der Presse vorgestellt. Nötig geworden ist die Rundumerneuerung nicht zuletzt aufgrund der verschärften Umsturzrichtlinie ECE R66.02, die für alle ab 09. November 2017 neuzugelassenen Busse der Klassen II und III gilt.
Im Rahmen der Veranstaltung, zu der der Hersteller nach Warschau eingeladen hatte, wurde auch offiziell bekannt gegeben, dass der MAN Lion’s Regio ab Inkrafttreten der Umsturzrichtlinie eingestellt wird.
Es war rauszuhören, dass der Lion’s Regio auf dem preissensiblen Markt für Überlandfahrzeuge nicht gerade ein Verkaufsschlager war. Er war schlichtweg zu teuer für diesen Markt, folglich haben die Verkaufszahlen nicht gestimmt. Weitere Investitionen wollte der Hersteller nicht tätigen, denn auch der Lion’s Regio hätte, wie alle anderen Busse, aufgrund der neuen Umsturzrichtlinie komplett erneuert werden müssen. Stattdessen will MAN seinen Lion’s Intercity pushen. 2019 soll ein überarbeiteter Lion’s Intercity auf den Markt gebracht werden, war aus MAN-Kreisen zu hören – inklusive neuer Motorisierung und einer Low-Entry-Variante.
MAN Lion’s Coach
In seinem Stadtbus-Produktionswerk in Starachowice (Polen) präsentierte MAN seinen neu aufgesetzten Reisebus Lion’s Coach. Produziert wird er nach wie vor im türkischen Standort Ankara. Der Öffentlichkeit vorgestellt wird der neue Reisbus auf der Busworld (20.-25. Oktober 2017) in Kortrijk. Neu ist: die Gerippestruktur, das Design, außen wie innen, LED-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten. Der Basispreis für den Lion’s Coach beträgt, laut MAN, rund 250.000 Euro. Der Reisebus ist ab der Markteinführung in drei Längen erhältlich: 12.101 mm, 13.361 mm und 13.901 mm auf zwei bzw. drei Achsen. Zum Ende des Jahres 2017 soll als vierte Länge der 13-Meter-Zweiachser mit 13.091 mm hinzu – mit zusätzlichen sechs Plätzen und einem maximal zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 19,5 Tonnen. Bei dieser Variante kann der Lion’s Coach mit einem Rollstuhllift ausgestattet werden (optional), der auf der Vorderachse sitzt und damit sowohl die Hinterachse entlastet als auch den Kofferraum nicht einschränkt. Die Höhe misst standardmäßig 3.870 mm. Ohne Toilette finden im neuen MAN Lion’s Coach bei Drei-Sterne-Bestuhlung maximal 53, 57, 59 bzw. 63 Fahrgäste Platz. Das Gepäckvolumen beträgt dann je nach Modell zwischen 11,7 und 14,3 m3.
Ein Novum sind auch die Frontscheinwerfer, die erstmals – ebenso wie die serienmäßigen LED-Rückleuchten – komplett in LED ausgeführt sein können. Sowohl Abblend- als auch Fernlicht würden Herstellerangaben zufolge mit LED-Lampen um etwa 50 Prozent heller leuchten als mit Halogenlampen. Zudem würden mit dem LED-Licht eine breitere Verteilung, zugleich eine größere Reichweite des Lichts sowie eine erhöhte Lebensdauer erreicht. Besonders markant am neuen Scheinwerfer ist das markenspezifisch ausgeführte Tagfahrlichtband, das auch als Blinker fungiert.
Im Heck des neuen Reisebusses sitzt der optimierte Euro 6-Antriebsstrang: lange Achsübersetzung (i=2,73) und eine um 20 PS sowie 200 Nm erhöhte Leistung zeichnen diesen aus. In dem ab 460 PS (337 kW) standardmäßig verbauten Getriebe MAN Tip-Matic kommt eine neue Anfahr- und Schaltstrategie zum Einsatz, die auf die D26-Motoren angepasst ist. Außerdem sind weitere neue Funktionen enthalten: Die neue Getriebefunktion Smart-Shifting beispielsweise kombiniert einen neuen schnellen Schaltablauf in allen Gängen. Für den anspruchsvollen Einsatz in forderndem Gelände oder mit hoher Ausladung bietet der neue D26 eine Anfahroptimierung.
Darüber hinaus sind zahlreiche Assistenzsysteme verfügbar wie der topographiebasierte Tempomat MAN Efficient-Cruise mit der „Segelfunktion“ Efficient-Roll, Abstandsregeltempomat ACC, Spurhalteassistent LGS und MAN Attention Guard. Zur Ausstattung gehört zudem eine neue Stoßdämpfer-Generation. Die Aerodynamik soll um 20 Prozent verbessert worden sein gegenüber dem Vorgänger. Beispielsweise sorge die Freilauffunktion Efficient-Roll bei leichtem Gefälle für mehr Effizienz, indem das Getriebe automatisch in Neutralstellung „N“ schalte und der Bus mit möglichst wenig Reibungsverlusten im Triebstrang rolle, so MAN. Schon mit der bisherigen Efficient-Cruise-Generation hätte man bis zu sechs Prozent Sprit sparen können; mit den neuen Funktionalitäten isei eine weitere Steigerung der Treibstoffeffizienz verbunden.
Neuerungen auch im Interieur
Auch im Interieur hat der neue MAN Lion’s Coach einige Änderungen erfahren, so zum Beispiel das neue durchgängige LED-Leuchtenband im Deckenbereich. Generell hat man im Interieur mit hellen Farben gearbeitet, was ein großzügiges Raumgefühl erzeugt. Was die Servicesets angeht, so hat man hierbei großen Wert auf Funktionalität gelegt. So lassen sich unter anderem Luftstrom und -richtung stufenlos einstellen, sowie LED-Licht wie auch die Lautsprecherfunktion ein- und ausschalten. An allen Fahrgastsitzen lassen sich nun USB-Anschlüsse verbauen.
Der Fahrerarbeitsplatz wurde auch überarbeitet. Unter anderem wurden die Schalter neu positioniert und der Ablagebereich links vom Fahrer neu gestaltet. Außerdem ist das verbesserte beheizbare Fahrerfenster jetzt mit nahezu unsichtbaren Heizdrähten versehen. Optional kann dieses in Verbundscheiben-Sicherheitsglas ausgeführt sein, bei dem die Heizdrähte dann im Durchmesser nur noch 0,02 mm messen. Zudem gelange durch den UV-Filter in der zwischen den Scheiben verbauten Folie ein Prozent der UV-Strahlung ins Businnere.