Mittlerweile sind beinahe Dreiviertel (73,5 Prozent) aller Stadtbuszulassungen solche mit alternativen Antrieben (insgesamt 5.980 Zulassungen im Halbjahr), darunter sind allerdings auch Erdgasbusse und Hybride, die derzeit ja zunehmend und ausschließlich in ihrer mildesten technischen Ausprägung verkauft werden, was viele Experten als “Etikettenschwindel” brandmarken. Studienautor Wim Chatrou sieht bei den Hybrid-Verkaftszahlen ein “launisches Muster”, nachdem das Allzeithoch von 2021 sich mittlerweile fast halbiert hat.
Insgesamt wuchs der europäische Stadtbusmarkt im ersten Halbjahr 2023 um 12,5 Prozent auf 6.773 Einheiten. Der Überlandmarkt wuchs derweil nur zaghaft um 6,6 Prozent (mit deutlich auf 422 Einheiten von Null weg steigendem Mild-Hybrid Anteil) auf 3.978 Einheiten. Endlich legt auch der Reisebusmarkt mit 47,8 Prozent auf 3.102 Busse zu, was aber vom Allzeithoch des Jahres 2019 mit 6.111 Bussen noch deutlich entfernt ist.
Elektrobusse weiter auf dem Vormarsch
Das absolute Volumen der BEV-Busse stieg von 1.385 im ersten Halbjahr 2021 auf 2.567 im ersten Halbjahr 2023, was einer Steigerung von 85 Prozent in zwei Jahren gleichkommt. An der Spitze liegt wiederum Solaris mit 421 Zulassungen mit sattem Vorsprung vor MAN mit 260 Zulassungen, BYD-Alexander Dennis mit 223 Zulassungen auf Platz 3. Bei MAN dürfte die deutlich gesteigerte Flexibilität im Angebot und Konfiguration sowie der neuen, 10,6 Meter kurze Lions City 10 E Grund für den starken Verkaufserfolg sein. BYD ohne ADL folgt auf den Fuß mit 203 Bussen, um dann von dem ebenfalls chinesischen Hersteller Yutong gefolgt zu werden. Interessant ist die Tatsache, dass Ebusco aus den Niederlanden auf Platz 9 mit 121 Bussen sogar Mercedes-Benz auf der 10 mit seinen 105 Bussen überholt hat. Newcomer auf den hinteren Rängen sind Mellor aus England (42 Busse) und Rampini aus Mittelitalien, die von ihren Mini-und Midibussen rund 25 absetzen konnten (siehe auch den Bericht im aktuellen Bus Blickpunkt). VDL Bus & Coach ist von einem der fest gebuchten vorderen Ränge auf einen Schlussplatz mit nur 25 Bussen abgerutscht, was an der Umstellung auf das neue Citea-Modell und den Anlauf der neuen Fabrik in Roeselare und den Hackerangriff zu erklären ist, den das Unternehmen noch verdauen muss.
In Deutschland konnte erstmals der niederländische Busbauer Ebusco auf das höchste Siegertreppchen steigen mit 114 Bussen, allerdings ist darunter nur eines der neuen 3.0er Modelle aus der Fertigung in Werk Deurne. MAN Truck & Bus belegt auch im Heimatmarkt erstmals den zweiten Platz mit 63 Bussen und hängt den mehrmaligen Erstplatzierten Daimler Buses mit 56 Einheiten deutlich ab. Bei den Zahlen muss man natürlich berücksichtigen, dass das erste Halbjahr keine echte "Stadtbus-Lieferzeit" ist, traditionell ist dies das zweite Halbjahr, das durch die "Jahresendrallye" beendet wird.
Erstmals folgt MAN Truck & Bus auf Marktführer Solaris bei den Elektrobuszulassungen. Quelle: CME Solutions
Das Vereinigte Königreich führt den reinen Batteriebusmarkt im ersten Halbjahr 2023 mit insgesamt 524 Elektrobussen (20,4 Prozent) deutlich an, was an den großen Zahlen für BYD und ADL liegen dürfte. Als starkes Land mit Elektromobilitätsfokus liegt Norwegen mit insgesamt 346 Elektrobussen (13,5 Prozent) an zweiter Stelle, gefolgt von Deutschland mit 279 Elektrobussen (11,6 Prozent). Auch Spanien kann mit 260 Zulassungen und einem Anteil von 9,2 Prozent erheblich Boden gutmachen. In der Langzeitbetrachtung von 2012 bis 2023 kann sich England also stabilisieren (15,5 Prozent), Deutschland büßt seinen zweiten Platz ein (13,8 Prozent), Frankreich, Niederlande und Schweden werden wiederum von Norwegen überholt.
Deutschland ist Wasserstoffchampion
Mit insgesamt 96 ist das Volumen fast doppelt so hoch wie im ersten Halbjahr 2022, in dem es nur 52 Wasserstoff-Registrierungen gab. Deutschland führt dabei mit 29 Bussen (30,2 Prozent) einen Bus vor Großbritannien und Frankreich. Der heimliche Star des Segments, der portugiesische Hersteller Caetano, der zuletzt von einer Bestellung der Stuttgarter SSB geehrt wurde, führt das erste Halbjahr 2023 mit 28 Zulassungen an, dicht gefolgt von Van Hool mit 26 Zulassungen vor allem seiner neuen A-Baureihe mit H2-Antrieb, die es in diversen Längen und Modellausführungen gibt. Zwei davon sind gerade erst in Gießen für die Fahma in den Workshop-Betrieb bei kleinen Privatunternehmen gegangen. Erstmals wurde ein Wasserstoff-REX eCitaro von Mercedes-Benz zugelassen, der über eine ähnliche Brennstoffzelle von Toyota wie Caetano verfügt. Es dürfte aber der erste Vorführer sein, der in Barcelona sein Debüt auf dem UITP Kongress feierte. Am 1. Juli sind insgesamt 466 Wasserstoff-Stadtbusse in Europa unterwegs, hier führt Van Hool (132 Busse) vor Solaris (117) und Wrightbus (97) und Caetano (68). Deutschland führt auch in der Langzeitbetrachtung von 2012 bis 2023 mit 167 Bussen vor England mit 109 Einheiten den Markt an. Van Hool ist in dieser Zeit nach wie vor Marktführer mit insgesamt 132 Wasserstoffbussen und einem Marktanteil von 28,3 %. An zweiter Stelle steht Solaris mit 117 Zulassungen (25,1 %), gefolgt von Wrightbus mit insgesamt 97 Bussen (20,8 %). Caetano liegt mit 68 Anmeldungen (14,6 %) auf dem 4. Platz. Man darf gespannt sein, wie sich der Wasserstoffmarkt weiterentwickelt, zumal es durchaus immer mehr kritische Stimmen zur Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff für den Verkehrssektor gibt.
In Deutschland führt Caetano das Ranking an mit 25 Bussen an, gefolgt von Van Hool mit drei Einheiten und Mercedes-Benz mit einem Bus, wohl der Messebus für Barcelona.
Der portugiesische Hersteller Caetano führt die Hitliste der Wasserstoffbus-Zulassungen an,
auch wegen seines Erfolges in Deutschland Quelle: CME Solutions
Dieser Artikel wurde am 23. August um 10:10 aktualisiert