Das neue Batteriesystem soll künftig in allen MAN Elektrobussen und auch den Elektrotrucks verbaut werden. Es gilt als effizienter und leichter und verfügt über eine höhere Energiedichte sowie verbesserte Entladetiefe. Dadurch braucht der Stadtbus trotz gleichbleibender oder sogar gesteigerter Reichweite weniger Batteriepacks, was Platz für mehr Fahrgäste schafft. Bis zu 96 Prozent der Batterien lassen sich wiederverwerten. Die Lebensdauer beläuft sich nach MAN-Angaben auf bis zu 14 Jahre und eine Million Fahrkilometer. Wer sich für mehr Details interessiert, sollte sich den Fachvortrag von Christoph Matousek, Launch Manager Bus bei MAN, am Dienstag, den 17. Juni, nicht entgehen lassen: Um „The New MAN Energy Pack – lifelong energy, one reliable partner“ geht es ab 11.30 Uhr in der Expo Session B. Sie ist – wie auch der Stand von MAN – in Halle A4 des Congress Center Hamburg zu finden.

Dort stehen Wissbegierigen auch MAN eMobility Experten zur Verfügung, die helfen, den gesamten Prozess der Umstellung auf Elektromobilität aus der Perspektive einer 360° Analyse zu betrachten. Ihr Ziel ist, den Umstieg mit möglichst wenig Aufwand für die Betreiber zu gewährleisten. Nach dem Umstieg stehen die Experten den Kunden mit Expertise und digitalen Tools zur Seite.

 

Zwei Batterie-Strategien

„Damit jeder Unternehmer den für sich idealen eBus bekommt, bieten wir auch weiterhin zwei Batterienutzungsstrategien für den Lion‘s City E an“, verspricht Heinz Kiess, Leiter Produktmarketing Bus bei MAN. „Neu ab dem Modelljahr 2025 ist, dass man beide Nutzungsstrategien individuell mit der gewünschten Batteriekapazität kombinieren kann.“ Den Kunden werde damit maximale Flexibilität geboten. Für besonders hohe Tagesreichweiten von bis zu 380 Kilometern gebe es die „Maximum Range“-Strategie: Dank einer erweiterten Entladetiefe von bis zu 90 Prozent lasse sich pro Ladung genug Energie für größere Distanzen entnehmen. Für Betreiber, die während der kompletten Einsatzdauer ihrer vollelektrischen Busse eine konstant zuverlässige Reichweite benötigen, eigne sich die Batterienutzungsstrategie „Reliable Range“: Kontinuierlich angepasst an die Alterung der Batterie erweitere sich die Entladetiefe ausgehend von 65 Prozent über die Lebensdauer immer weiter. So garantiere sie über die gesamte Nutzungsdauer hinweg eine gleich hohe Reichweite von bis zu 270 Kilometern unter günstigen Bedingungen. „Damit ist der Lion‘s City E für alle Linien und alle Einsatzszenarien im Stadtverkehr optimal geeignet“, so Kiess.

 

Automatisiert unterwegs mit MINGA & BeIntelli

Eine weiteres Schwerpunktthema, in das MAN-Interessierte auf dem UITP-Summit Einblick erhalten können, ist die Automatisierung. Unternehmensangaben zufolge arbeitet MAN bereits seit Jahren an fahrerlosen Bussen. Ein vollautomatisiertes MAN-Fahrzeug soll ab 2030 auf den Markt kommen. Um neue Technologien nutzbar zu machen, setzt MAN auf Pilotprojekte, darunter das Forschungsvorhaben „MINGA“, dessen Teil MAN seit 2023 ist. MINGA (Münchens automatisierter Nahverkehr mit Ridepooling, Solobus und Bus-Platoons) wird von rund einem Dutzend Partnern aus Verwaltung, Forschung und Industrie unterstützt. Als Nutzfahrzeugpartner des Betreiberunternehmens MVG beziehungsweise der Muttergesellschaft Stadtwerke München (SWM) stellt MAN einen automatisierten und vollelektrischen Lion’s City E zur Verfügung, der mit einem Automated Driving System (ADS) ausgestattet wird. Geplant ist, dass im Jahresverlauf 2026 der Pilotbetrieb startet und der Linienbus automatisiert im Realbetrieb getestet wird. Ein Sicherheitsfahrer wird an Bord sein.

„Wesentliche Teile des MINGA-Projektes sind für uns die Entwicklung der komplexen Schnittstelle zwischen Fahrzeug und ADS sowie die Integration der Systeme in unsere Elektronikarchitektur“, sagt Michael Roth, Head of Product Strategy Bus bei MAN Truck & Bus. Die neue im Modelljahr 2024 eingeführte Elektronikplattform erleichtere diese Integration. MINGA baut auf früheren Projekten wie @CITY („Automated Cars and Intelligent Traffic in the City“) auf. Im Fokus dieses vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Vorhabens stand mit dem Heranfahren an Bushaltestellen bereits eines der busspezifischsten Fahrmanöver. Gemeinsam mit 14 Partnern entwickelte MAN über vier Jahre hinweg automatisierte Fahrfunktionen und demonstrierte 2022 die Ergebnisse auf dem Aldenhoven Testing Center.

Ein weiteres MAN-Projekt ist „BeIntelli“, das gemeinsam mit dem DAI-Labor der TU Berlin und der IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr zur Umsetzung kommt. Ziel ist, ein intelligentes Verkehrssystem mit automatisierten Fahrzeugen erlebbar zu machen. Ein automatisierter MAN Elektrobus, ausgestattet mit einem Automated Driving System (ADS) vom Zentrum für Erlebbare KI und Digitalisierung (ZEKI), ist aktuell mit Sicherheitsfahrer im Testbetrieb im Berliner Stadtzentrum unterwegs. Der sogenannte „Erklärbus“ verfügt über 60 Sensoren (u. a. Kameras, Radar, 3D Lidar) sowie Bildschirme und weitere Kommunikationskomponenten, damit Fahrfähigkeiten, -entscheidungen und Technologien visualisiert und den Fahrgästen erklärt werden können. Der Fokus von MAN liegt bei dem Projekt auf der Aktuatorik – insbesondere der elektrischen Lenkung – sowie der Integration von ADS-Hardware und -Software in die Fahrzeuge.

 

Vollautomatisierter MAN-Stadtbus ab 2030?

MINGA und BeIntelli sollen den MAN-Experten richtungweisende Erkenntnisse für die künftige Entwicklung liefern. „Insbesondere das Forschungsvorhaben MINGA ist für uns ein wesentlicher Schritt im Hinblick auf einen ,Proof of Concept‘ auf der Linie“, so Michael Roth. Nach Abschluss der Konzeptphase sollen Feldversuche mit Kunden starten. Das Interesse von Verkehrsunternehmen an autonomen Bussen sei groß, heißt es aus dem Unternehmen. Deshalb wolle man bei MAN Fahrzeuge in verschiedenen Märkten und Einsatzszenarien testen.

Die Entwicklung eines vollautomatisierten Fahrzeugs (SAE Level 4) stelle dabei besondere Anforderungen an dessen sicherheitstechnische Ausgestaltung, heißt es. Alle sicherheitsrelevanten Systeme – vom ADS über Bremsen und Lenkung bis zur Kommunikation – müssten redundant abgesichert sein. „Wenn wir das erreicht haben, können wir in definierten Betriebsbereichen auch ohne Sicherheitsfahrer fahren“, so Roth. Im Laufe der Feldversuche sollen Technik und Systeme weiter verbessert und auf die Bedürfnisse von Kunden und Fahrgästen abgestimmt werden. Neben den Fahrfunktionen werde das gesamte Ökosystem für automatisierte Busmobilität mitgedacht. Ziel ist, ab 2030 ein vollautomatisiertes Fahrzeug auf den Markt zu bringen.