„Die vielfältigen nachhaltigen Wirkungen des Bustourismus sind den touristischen Akteuren noch zu wenig bewusst“, sagte Andrea Möller vom Beratungsunternehmen DWIF-Consulting, die bei der Jahrestagung des Landesverbands Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) am Mittwoch, 20. November, die ersten Zwischenergebnisse einer Studie zum Thema Bustourismus präsentierte.
„Wachstumschancen Bustourismus Bayern“ lautet der Namen der Studie, die vom Tourismusministerium gefördert wird und die aufzeigen soll, welche wirtschafts- und umweltpolitischen Potentiale der Bustourismus bietet und wie bayerische Städte und Destinationen davon profitieren können.
LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl und Andrea Möller von DWIF bei der Präsentation der ersten Studienergebnisse Foto: Thomas Burgert
Ein großer Vorzug des Busses sei, dass er ein sehr nachhaltiger Verkehrsträger ist, sagte Andrea Möller, wobei Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang sehr umfassend verstanden wird und sowohl ökologische wie auch wirtschaftliche und soziale Aspekte umfasst. So ist der Bus nicht nur ein umweltfreundliches Verkehrsmittel, sondern er bringt Gäste auch in kleinere und mittelgroße Gemeinden, zudem sorgt er für ein Gemeinschaftserlebnis und somit für Teilhabe. All dies seien Vorzüge, die in der Öffentlichkeit oft noch nicht ausreichend bekannt und gewürdigt würden, so Möller.
Der typische Busreisegast
In ihrer Präsentation zeigte Möller eine Reihe sehr interessanter Zahlen auf, die man für die Studie erhoben hat. Etwa die Zahl von 7,3 Millionen Bustagesreisen in Bayern im Jahr 2023. Die in München vorgestellten Werte sind Zwischenergebnisse der Studie, das endgültige Ergebnis der LBO-Studie soll dann im kommenden Jahr präsentiert werden.
So sei der typische Busreisegast eher Single, deutlich jünger als Durchschnitt der deutschen Bevölkerung – hier schlagen Jugendreisen und Klassenfahrten ebenso zu Buche wie beim nächsten Punkt, denn der durchschnittliche Busgast ist auch weniger einkommensstark. Zudem ist er häufiger wochentags unterwegs und vereist häufiger im Winterhalbjahr.
Zudem reisen Busreisegäste häufig in neue Destinationen, sagte Möller. So seien 67 Prozent der ausländischen Gäste, die mit dem Bus nach Bayern kommen Erstbesucher, eine sehr hohe Zahl. Jeder zweite Busreisegast könne zudem nicht auf Anhieb ein Wunschreiseziel nennen, führte sie weiter aus, die potenziellen Gäste sind also neugierig, was Busreiseveranstaltern die Möglichkeit gibt, hier für entsprechende Inspirationen zu sorgen. Was die Buchungswege angeht, so buchen 52 Prozent der Bustouristen direkt beim Busunternehmen, eine immer größere Rolle spielen aber Online-Buchungsplattformen, weshalb es immer wichtiger werde, hier präsent zu sein.
Ein weiterer Workshop zur LBO-Studie wird auf der Münchner Reisemesse Free am 19. Februar 2025 angeboten. Interessierte können sich beim LBO melden, sagte LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl.
Busbetriebe brauchen Planungssicherheit
Neben der Vorstellung der Zahlen aus der LBO-Studie standen bei der Jahrestagung vor allem verkehrs- und wirtschaftspolitischen Herausforderungen für das mittelständisch geprägte Omnibusgewerbe in Bayern im Mittelpunkt. Die Versammlung wurde von einer Fachausstellung begleitet, insgesamt kamen nach Angaben des LBO rund 250 Teilnehmer zu der Jahrestagung.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ging in seinem Grußwort auf aktuelle Themen wie das Deutschlandticket, die Elektrobusförderung oder generell die Finanzierung des ÖPNV durch den Bund ein und sagte unter anderem: „Mich stört, dass Busse nicht weiter gefördert werden. Er versicherte, dieses Thema in Berlin auch immer wieder ansprechen zu wollen.
LBO-Präsidentin Sandra Schnarrenberger adressierte an die Politik den Wunsch nach mehr Planungssicherheit für die Busunternehmen – und dies in allen Bereichen. Um erfolgreich zu sein, müssten die Betreibe auch langfristig planen können, dies sei aber nicht gegeben derzeit, so die LBO-Präsidentin. Mit Blick auf den ÖPNV könne ein Kostenindex – eine Art Bayern-Index – sowohl den Verkehrsunternehmen als auch den Auftraggebern die notwendige Planungssicherheit geben, schlug Schnarrenberger ein geeignetes Instrument vor.