Ministerpräsident Stephan Weil sieht die Rückverlegung des Firmensitzes nach Deutschland als unbedingte Voraussetzung dafür an, dass öffentliche Gelder zur Rettung des Unternehmens fließen können. Als Grund für die Rettungsversuche wird angegeben, dass mehrere tausend Arbeitsplätze auch in Niedersachsen auf dem Spiel stünden. 2015 hatte die Meyer Werft ihren Firmensitz nach Luxemburg verlegt, um keinen Aufsichtsrat einrichten zu müssen.

Weil fordert auch den Bund auf, sich an der Rettung der Meyer Werft zu beteiligen. Derzeit laufen vertrauliche Gespräche mit den Beteiligten, berichtet die dpa. Notwendig seien außerdem Vereinbarungen mit Banken. Des Weiteren sei zu prüfen, wie die Kunden der Werft zum Unternehmen stehen. „Wir müssen sehr zügig wissen, woran wir miteinander sind“, zitiert die dpa den Ministerpräsidenten. 

Unterdessen soll in den Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat der Meyer Werft, der Gewerkschaft IG Metall Küste und der Geschäftsführung eine Einigung erzielt worden sein. Der Betriebsrat hatte angekündigt, den „Kahlschlag“ auf Kosten der Belegschaft nicht akzeptieren zu wollen. In Papenburg hatten 440 Stellen abgebaut werden sollen.

 

Update (vom 04.07.2024)

Am Nachmittag gab das Unternehmen im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt, dass es eine Einigung zum Thema Stellenabbau gebe. Diese sei jedoch nur ein erster Schritt, sagte der Konzernchef, Bernd Eikens, gegenüber der dpa. Die Einigung des Betriebsrates, der Gewerkschaft IG Metall und der Geschäftsführung des Unternehmens sieht unter anderem vor, 340 Arbeitsplätze abzubauen.  Der Stellenabbau solle demnach möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen. Im Gegenzug gibt es eine Mindestbeschäftigung für 3.100 Angestellte bis 2023. Zudem will der Kreuzfahrtschiffbauer seinen Firmensitz von Luxemburg zurück nach Deutschland verlegen. Damit könne in naher Zukunft ein Aufsichtsrat sowie ein Konzernbetriebsrat eingerichtet werden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hatte zuvor gegenüber der Deutschen Presseagentur gesagt, dass dieser Schritt eine zwingende Voraussetzung für eine staatliche Hilfe sei. 

 

Hintergrund

Die Meyer Werft gilt als einer der weltweit führenden Hersteller von Kreuzfahrtschiffen und steckt in der größten Krise in ihrer über 200-jährigen Geschichte. Die finanziellen Schwierigkeiten waren Anfang Juni bekannt geworden. Nach Angaben des Chef-Sanierers Ralf Schmitz hat die Werft einen „harten Sparkurs“ eingeschlagen. Grund für die Krise seien Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und allgemeine Preissteigerungen. Trotz voller Auftragsbücher fehlten 2,7 Milliarden Euro, da die Werft sämtliche Schiffsbauprojekte vorfinanzieren muss und die vor der Pandemie angeschlossenen Verträge keine Anpassungsklauseln für die drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise vorsähen. 80 Prozent des Kaufpreises für ein Schiff erhält die Werft erst bei Lieferung.

Nach Angaben von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) stehe auch im Raum, Kredite der Werft mit Bürgschaften abzusichern und das Eigenkapital der Werft zu erhöhen. Insgesamt arbeiten für die Meyer Gruppe rund 7.000 Menschen. 3.000 Stellen befinden sich im Werk in Papenburg, weitere in den Werften in Rostock und Turku (Finnland).