Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) hat in seinem siebten Kreuzfahrtranking den europäischen Kreuzfahrtschiffen keine gute Umweltbilanz bescheinigt. Die beiden deutschen Anbieter Tui und Hapag-Lloyd Cruises belegen nun gemeinsam die Spitzenposition. Die Anbieter Aida und Costa Cruises landen auf hinteren Plätzen, weil sich ihre Angaben zu Abgassystemen aus dem Jahr 2016 „als Luftnummer" erwiesen hätten.
Aus Sicht der Umweltorganisation wird vor allem moniert, dass alle Reedereien weiterhin auf das giftige Schweröl als Kraftstoff setzen und keinen Rußpartikelfilter zur Minderung gesundheitsgefährdender Feinstaubemissionen einsetzen.
Die Schlusslichter im Umwelt-Ranking bilden die Branchenriesen Costa, MSC und Royal Caribbean, die keinerlei "relevanten Aktivitäten zum Schutz von Umwelt und Gesundheit" erkennen lassen, so die Nabu. Besser in der Rangliste abgeschnitten haben die Neubauten von Tui Cruises ("Mein Schiff 3", "Mein Schiff 4", "Mein Schiff 5", "Mein Schiff 6") sowie die "Europa2" von Hapag-Lloyd Cruises, die beide nunn auf den ersten Platz landen.
In der jetzt veröffentlichten Bilanz wird aber bemängelt, das insbesondere Costa, MSC und Royal Caribbean sich bei ihrer Flotte „komplett dem Umwelt- und Klimaschutz“ verweigerten. Der einstige Branchenprimus in Sachen Öko-Umrüstung Aida Cruises wird dafür kritisiert, dass sie den „medienwirksamen Ankündigungen“ für Investitionen in Abgassysteme keine Taten haben folgen lassen.
Aus Sicht der Umweltorganisation ist erst ab 2018 Besserung in Sicht, wenn die ersten mit Flüssiggas (LNG) betriebenen Schiffe in See stechen sollen, deren Luftschadstoffausstoß deutlich geringer ist als derjenige von Schweröl und Marinediesel. Auch das Risiko einer Ölpest in sensiblen maritimen Ökosystemen, wie etwa auch der Arktis, wäre damit künftig gebannt. Jedoch beträfe dies nur Neubauten und nicht die bestehenden Kreuzfahrtschiffe, also den wesentlich größeren Teil der Flotte.
In einer ersten Stellungnahme zum Nabu-Ranking, hat der Kreuzfahrtverband Clia den Ansatz der Umweltschutzorganisation kritisiert. So würde etwa die Abgastechnik bereits den geforderten gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Auch würden zusätzliche Maßnahmen ergriffen: Dazu zählen reibungsärmere Rumpfbeschichtungen, Luftblasenteppiche unter dem Rumpf und optimierte Rumpfformen sowie optimierte Fahrpläne und Fahrgeschwindigkeiten, um Treibstoff einzusparen. Zudem sei der Vergleich zwischen einem Pkw und einem Kreuzfahrtschiff, um den C02-Ausstoß zu veranschaulichen, nicht angemessen, da ein Schiff wesentlich mehr Passagiere transportiere als ein Auto. Und auch die Forderung der Nabu die Nutzung von Schweröl bei Kreuzfahrtschiffen zu senken, ist laut Clia bereits für die Nord- und Ostsee umgesetzt.