Die Befragung wurde im Rahmen der Fördermaßnahme für mehr Klimaschutz im Tourismus „LIFT Klima“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) realisiert. Partner in dem Projekt waren neben Futouris und dem NIT das Institut für nachhaltige Entwicklung (ZENAT) sowie der Deutsche Reiseverband (DRV).
Für die Untersuchung befragten die Studienmacher 2.000 Kunden und mehr als 430 Reisebüromitarbeiter. Beide Zielgruppen gaben an, zur Klimawirkung von Reisen nicht gut informiert zu sein. Mehr als 80 Prozent der befragten Expedienten habe jedoch eine „sehr positive“ Einstellung zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die Kunden wiederum gaben immerhin eine „eher positive“ Einstellung an, wobei ihr Fokus mehr auf der Sozialverträglichkeit als auf der Umweltfreundlichkeit lag. 36 Prozent der befragten Kunden gaben an, den Klimafußabdruck ihrer Reise bereits möglichst gering zu halten.
Ralf Hieke, Reisebüroinhaber, Futouris Vorstand und DRV-Vizepräsident äußerte sich zu den Ergebnissen in der Form, dass die Ergebnisse zeigen, „dass im Reisevertrieb bessere Informationen zu klimafreundlicheren Reisen ankommen müssen“. Man wolle daher ab 2024 in den Informations- und Buchungssystemen die Klimafußabdrücke der Angebote sichtbar machen und eine große Schulungs- und Sensibilisierungsoffensive starten.
Auch der Vertrieb fühlt sich uninformiert
Über die Hälfte der befragten Reisebüromitarbeiter denken, dass sie durch die Empfehlung umweltfreundlicher Reisen zur Verringerung von Umweltproblemen beitragen können, da Kunden ihren Empfehlungen durchaus folgen. Die Mitarbeiter selbst fühlen sich allerdings nicht gut informiert, wenn es um die Klimawirkung einer bestimmten Reise geht. Dies zeige einen hohen Informationsbedarf zum Thema Klimaschutz bei Reisen im Vertrieb, schlussfolgerten die Studienmacher.
Am häufigsten wünschen sich Reisebüromitarbeiter Informationen zur Klimawirkung im Buchungssystem, weit über die Hälfte hält das Material der Reiseveranstalter für angemessen oder hätte gern aktive Angebote für Webinare. Sie gaben an, dass in den meisten Beratungsgesprächen keine klimarelevanten Informationen angesprochen werden, obwohl Kunden sich dies wünschen würden. Eine aktive Nachfrage durch Kunden erfolgt laut den Expedienten allerdings kaum.
Als Gründe geben die Reiseverkäufer verschiedene Faktoren an – die für ein Verkaufsgespräch aufgewendete bzw. zur Verfügung stehende Zeit erscheint vielen als Hemmnis. Dass fast 70 Prozent der Kunden im Reiseverkaufsgespräch noch nie auf Klimaschutz angesprochen wurden, überraschte die Macher der Studie daher nur wenig.
„Klima-interessierte“ Kunden wollen mehr Informationen
Dabei sei die Mehrheit der Kunden (77 Prozent) offen, Informationen zum Klimafußabdruck von Reisen zu erhalten. Knapp die Hälfte wünsche sich sogar ausdrücklich, bei der Beratung aktiv auf das Thema angesprochen zu werden – zumal das Beratungsgespräch im Reisebüro einer der optimalen Kommunikationskanäle sei, wenn es darum gehe, Informationen zum Klimafußabdruck von Reisen zu kommunizieren. Die Beratung solle „auf jeden Fall“ mit schriftlichen Informationen für zu Hause ergänzt werden. Aus Kundensicht gehörten hierzu „insbesondere“ Angebotsinformationen per E-Mail oder Ausdruck.
„Die Ergebnisse zeigen, dass der Großteil der Beratungsgespräche im Reisebüro derzeit erfolgt, ohne dass Informationen zum Klimafußabdruck angesprochen werden“, sagt Friedericke Kuhn, NIT-Projektleiterin. „Dem gegenüber steht ein sehr großer Anteil an informationsoffenen Kundinnen und Kunden.“ Insbesondere bei den klimainteressierten Reisebüro-Kunden gäbe es großes ungenutztes Beratungspotential. Hier könne durch die Vermittlung von Informationen zum Klimaschutz sowohl die Qualität der Beratungsgespräche gesteigert als auch ein „klimafreundlicheres Buchungsverhalten“ erreicht werden.
Sowohl Expedienten als auch „klimainteressierte“ Reisebüro-Kunden wünschen sich gemäß den Ergebnissen der Studie eine klare Kennzeichnung zum Klimafußabdruck bei Urlaubsreisen. Knapp die Hälfte beider Zielgruppen möchte den Klimafußabdruck von Urlaubsreisen als Buchungskriterium angeben können. Entsprechend soll die Kennzeichnung auf allen Buchungskanälen zu finden sein.