Am 10. August 2022 wird die Auszeichnung für herausragende Leistungen im interreligiösen Bereich in Oberammergau von Rabbiner Noam Marans, AJC-Direktor für interreligiöse Beziehungen, an Christian Stückl übergeben. Der gebürtige Oberammergauer, der seit 1990 Intendant des weltberühmten Passionsspiels ist, setzte sich unnachgiebig dafür ein, antijüdische Bilder und Darstellungen aus der Inszenierung zu entfernen. Im Vorfeld der diesjährigen Passionsspiele erklärte Christian Stückl: „Es besteht kein Zweifel: In Oberammergau, im Stück, hat Antisemitismus keinen Platz - und er hat auch keinen Platz im Leben der Darsteller.“
Seit den 80er-Jahren arbeitet Stückl eng mit dem AJC zusammen, zuletzt auch mit der AJC Oberammergau Academic Advisory Group, die sich aus christlichen und jüdischen Wissenschaftlern aus den Vereinigten Staaten zusammensetzt. Der Rabbiner Marans und der Pastor Peter A. Pettit, Pfarrer an der St. Paul Lutheran Church in Davenport, Iowa, schrieben im Mai: „Stückls bleibendes Vermächtnis wird seine umsichtige Darstellung des jüdischen Charakters und des historischen Kontextes der Person Jesu sein. Das Stück zeigt nicht mehr das veraltete Bild von Juden, die den Gründer des Christentums ermorden.“
Viermal leitete Christian Stückl die Inszenierung und veränderte sie vor allem dadurch, dass er hervorhebt, dass Jesus und seine Jünger Juden waren und klarstellt, dass nur der römische Pontius Pilatus – und nicht die Juden – Jesus zum Tode verurteilen konnte. Darüber hinaus führte er eine Pilgerfahrt der Hauptdarsteller nach Israel in die Vorbereitung der Inszenierung des Stückes ein, fügte ebenso eine kritische und inzwischen beliebte Szene hinzu, in der Hunderte das Sh'ma Yisrael, das zentrale jüdische Gebet, singen, während Jesus ein Tora-Faksimile in die Höhe hält. Stückl nutzt regelmäßig die Passionsspiele als Plattform für den deutsch-jüdischen und christlich-jüdischen DialogSeit Gründung im Jahr 1906 ist das AJC als weltweit führende jüdische Interessenvertretung die wichtigste jüdische Stimme im interreligiösen Dialog. Ebenfalls war sie weltweit die erste jüdische Organisation, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Kontakt mit der Bundesrepublik Deutschland aufnahm.