Knapp zwei Monate nach Antragseingang hat das Amtsgericht Schwerin das Insolvenzverfahren für die MV Werften offiziell gestartet. Das Verfahren sei eröffnet worden, hieß es vom Gericht am Dienstag in Schwerin. Insgesamt waren in der Landeshauptstadt für acht Gesellschaften der Gruppe Anträge eingereicht worden. Nun ist der Weg frei für die entsprechenden Transfergesellschaften, die früheren Angaben zufolge 1.834 Beschäftigte aufnehmen sollen.

MV-Werften-Betriebsrat Jörg Sens berichtete von einem rabenschwarzen Tag für die Kollegen, die nun in die Transfergesellschaften übergehen müssen. Gleichzeitig sei er aber auch dankbar, dass es gelungen sei, die Gesellschaft aufzustellen. Sie könne ein Lichtblick für die betroffenen Mitarbeiter sein und Perspektiven könnten für sie aufgebaut werden. „Wir wollen die Menschen hier in Mecklenburg-Vorpommern behalten, dafür werden wir kämpfen.“

Wie Insolvenzverwalter Christoph Morgen berichtete, ist er weiter auf der Suche nach Interessenten für die Standorte Wismar und Warnemünde. Dies erfolge in Absprache mit den Insolvenzverwaltern des asiatischen Unternehmens Dream Cruises, für die das Kreuzfahrtschiff „Global Dream“ hätte künftig unterwegs sein sollen. In dieses Paket gehöre auch die Wismarer Werft, wo das zu 75 Prozent fertige Schiff derzeit liegt. Gleichzeitig suche er aber auch nach Käufern, die sich nur für die „Global Dream“ interessierten. Zu den Interessenten gehöre auch der frühere Eigner und Chef von Genting Hongkong.

Es werde mit Investoren aus der ganzen Welt gesprochen, sagte Morgen. Deshalb würden auch die sogenannten Know-how-Träger in der Belegschaft weiter beschäftigt, um eine Perspektive für den Weiterbau zu haben.

Beim Standort Warnemünde sei er auf der Suche nach Interessenten, die in der Lage sind, das zweite Global-Schiff fertig zu bauen. Der Standort hätte eine sehr gute Perspektive, er liegt perfekt am tiefen Wasser zur Ostsee. „Ich bin überzeugt, dass über kurz oder lang wieder Arbeit entsteht“, betonte Morgen.

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) sieht nach der offiziellen Eröffnung des Insolvenzverfahrens bei den MV Werften weiter Chancen für die maritime Industrie in Mecklenburg-Vorpommern. „Die maritime Branche steht insgesamt im Land vor einem Umbruch. Der Strukturwandel bietet dabei Chancen zur innovativen und nachhaltigen Weiterentwicklung“, sagte Meyer. Diese liegen demnach bei den Erneuerbaren Energien, neuen Antriebstechnologien oder Kraftstoffen.

Stefan Schad von der IG Metall Küste berichtete, dass nahezu alle Mitarbeiter in die Transfergesellschaft gegangen sind. „Wenn wir Perspektiven haben, dann muss auch der Bund an dieser Stelle springen.“ Die maritime Industrie sei das Rückgrat des Landes, da dürfte es an ein paar Monaten mehr beim Wechsel auf einen neuen Investor nicht scheitern.

Die Bürgerschaft in Stralsund hatte am Montag bereits entschieden, das dortige Werftgelände zu kaufen. Im Laufe der Woche soll auch über die Zukunft der ebenfalls zur MV-Werften-Gruppe gehörenden Lloyd-Werft Bremerhaven entschieden werden. Diese Werft mit 230 Mitarbeitern sei liquide, sagte Morgen. Der Schiffs- und Jachtbauer Al Seer Marine aus dem arabischen Emirat Abu Dhabi hatte jüngst sein Kaufinteresse angemeldet. Sollte der Verkauf zustande kommen, werde der Insolvenzantrag für die Lloyd-Werft Bremerhaven zurückgezogen.