Flixbus wollte 2016 die letzten weißen Flecken von seiner Netzkarte tilgen und vor allem mittelgroße und kleinere Städte mit 20.000 bis 30.000 Einwohnern dazu holen. Diesem Ziel sind André Schwämmlein, Jochen Engert und Daniel Krauss nun ein gutes Stück näher gekommen.

Bereits gestern, also unmittelbar nach Bekanntwerdung der Fusion von Flixbus und Postbus, wurden erste Stimmen laut, dass mit dem neuen Fernbus-Monopol" steigende Preise einhergehen könnten. Flixbus dementiert eine Preiserhöhung. Andere, wie der Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Iges, Christoph Gipp, sehen in der Marktbereinigung eine Chance.

Flixbus, die Nummer eins im deutschen Fernbus-Markt, hat Postbus, die Nummer zwei, übernommen. Das Unternehmen, das 900 Orte in 20 Ländern anfährt, hat damit rund 120 neue Ziele dazugewonnen. Jetzt komme es darauf an, aus beiden Streckennetzen ein besseres zu machen, sagt Geschäftsführer Schwämmlein. Bislang parallel fahrende Linien auf Verbindungen wie München-Berlin - Flixbus bedient diese Strecke 20 Mal am Tag, Postbus 5 Mal - sollen zugunsten neuer Ziele reduziert werden. Wir wollen zum Beispiel die Küste häufiger anfahren und den grenzüberschreitenden Verkehr ausbauen, vor allem aber die Regionen stärken", sagt Schwämmlein. Profitieren sollen Kleinstädte, die bisher noch nicht an das Fernbus-Netz angeschlossen sind.

Ein Plan, der in der Branche mit Wohlwollen gesehen wird: Der Fernbus bietet in vielen Städten tatsächlich den einzigen Anschluss an den Fernverkehr, etwa in Bremerhaven", sagt Kai Neumann, Referent für Fernbusse beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO). Daher begrüßen wir sehr, dass der ländliche Raum gestärkt wird."

Der Zusammenschluss bietet große Chancen", sagt auch Christoph Gipp, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Iges. Gerade auf beliebten Strecken könnten Angebot und Nachfrage effizienter zusammengebracht werden. Das Verkehrssystem in Deutschland werde optimiert.

Für die Kunden kommt noch eine weitere gute Nachricht hinzu: Sie müssen auf absehbare Zeit nicht mehr Geld für ihr Ticket zahlen. Die Preise würden in naher Zukunft nicht steigen, sagt Schwämmlein. Sein Unternehmen setze stattdessen auf vollere Busse. Nach Iges-Zahlen liegt die Auslastung der Fahrzeuge im Schnitt bei 51 Prozent.

Neumann verweist darauf, dass die großen Fernbusanbieter an erster Stelle im Wettbewerb mit Autos, der Bahn und Fluggesellschaften stehen. Die Branche wird die Reisenden daher auch in Zukunft davon überzeugen müssen, dass der Fernbus das Verkehrsmittel der Wahl ist", sagt der BDO-Referent. Zuverlässigkeit, Service, Qualität und wettbewerbsfähige Preise seien die Kriterien, an denen sich der Fernbus messen lassen müsse.

Mit der Übernahme hat Flixbus seine unangefochtene Position im Fernbusgeschäft weiter gefestigt. Nach der Fusion mit dem britischen Konkurrent Megabus Ende Juni und dem Zusammenschluss mit Postbus hat das Unternehmen nun einen Marktanteil (gemessen an Fahrplankilometern) von 80 Prozent. Kartellrechtlich bereitet das Geschäft keine Probleme, da die geltende Umsatzschwelle von 500 Millionen Euro jährlich nicht erreicht wird.

Verlierer des Deals ist die Deutsche Bahn. Ihre Fernbusanbieter Berlin Linien Bus und IC Bus kommen zusammen auf einen Marktanteil von 14 Prozent. Das Geschäft entwickelt sich defizitär. Auch die Deutsche Post kam nicht über einen Marktanteil von 10 Prozent hinaus. Doch der Konzernvorstand war nicht bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um das verlustreiche Randgeschäft nach vorne zu bringen. Wir hätten viel in den Postbus investieren müssen", sagt ein Sprecher.

Postbus war im November 2013 als Kooperation mit dem ADAC an den Start gegangen. Der Autoclub stieg im November 2014 aus dem Projekt aber wieder aus, die Post betrieb das Geschäft alleine weiter. Dabei hatte die Post mit dem Club zusammen hochfliegende Pläne. Der Bus für Deutschland", hieß es damals hochtrabend. Zuverlässigkeit, gute Netzplanung, Nähe zum Kunden - Konzernvorstand Gerdes sparte nicht an Superlativen, um das Projekt zu befördern. Doch es half nichts.

Der Deal mit Flixbus sieht nun vor, dass der Bonner Konzern mit dem Marktführer eine Vertriebskooperation eingeht. Bis Ende des Jahres sollen Bustickets in den 5000 Partner-Filialen der Post erhältlich sein. Darüber hinaus wollen Flixbus und Post in der Logistik zusammenarbeiten. Derzeit testen die Bonner einen Express-Kurierservice zwischen Hamburg und Berlin, bei dem DHL-Pakete taggleich mit dem Fernbus versendet werden. Die Post prüft nun, wie sie diesen Service gemeinsam mit Flixbus ausweiten kann.