Einer Studie zufolge wären dafür jährlich etwa 31 Millionen Euro zusätzlich nötig. Die Grünen-Fraktion hatte die Studie zur ihrer sogenannten Mobilitätsgarantie in Auftrag gegeben. Der Gedanke hinter dieser sei, dass alle Menschen im ländlichen Thüringen mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mobil sein sollen können, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion Laura Wahl am Donnerstag (10. Dezember 2020) in Erfurt. „Ein günstiger ÖPNV nützt nichts, wenn kein Bus vor der Tür fährt“, sagte Wahl.
Grundidee hinter der Studie sei es, auf die bestehenden Bus- und Bahnstrukturen im Land mit Takt- und Rufbussen aufzusetzen. Damit sollten Lücken geschlossen werden und vor allem mit Rufbussen auch die Orte bedient werden, die bislang kaum oder gar nicht an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden sind.
Die 31 Millionen Euro kämen zu bereits bestehenden Ausgaben für den Nahverkehr dazu: So koste aktuell der Zuschussbetrag für den gesamten Thüringer Regionalbusverkehr 85 bis 90 Millionen Euro im Jahr. Die Zusatzkosten ergeben sich der Studie nach aus dem erweiterten Angebot mit Takt- und Rufbussen.
Die Studienmacher untersuchten die ÖPNV-Situation im Unstrut-Hainich-Kreis und rechneten die Ergebnisse für alle 17 Landkreise in Thüringen hoch. Die Autoren gehen auch deshalb von einer Schwankung bei dem errechneten Zuschussbetrag von 20 Prozent mehr oder weniger aus.
Die Mobilitätsgarantie sei in erster Linie als Daseinsvorsorge gedacht, aber auch um den Autoverkehr auf dem Land verringern zu können. Ziel sei es, dass junge Menschen nicht mehr von Elterntaxis abhängig seien müssen, älter Leute auch von ihren Heimatdörfern aus mobil sein können und dass „Menschen sich vielleicht dazu entscheiden, nicht noch ein Zweitauto zu brauchen“, sagte Wahl.
Die Studie arbeite mit einem Angebotsmodell, das allerdings zwischen 22 und 5 Uhr morgens keine Versorgung vorsieht. Auch an Wochenenden und Feiertagen sind Einschränkungen vorgesehen.
Mit der Mobilitätsgarantie für ganz Thüringen und der Idee für ein Zwei-Euro-Ticket, mit dem Bus und Bahn im ganzen Freistaat genutzt werden sollen können, waren die Grünen bei der Landtagswahl 2019 angetreten. Die Mobilitätsgarantie wurde auch Teil des Programms der rot-rot-grünen Minderheitsregierung.
Wahl räumte ein, dass das Projekt in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr umzusetzen sei. Bei einer erneuten Regierungsbeteiligung der Grünen im kommenden Jahr sei es aber das Ziel, zwei Landkreise als Pilotregionen für die Mobilitätsgarantie zu gewinnen. Bislang soll am 25. April 2021 ein neuer Landtag gewählt werden.