Was gab den Anstoß für die Studie und für welche Zielgruppe ist diese gedacht?
Christoph Schartau: Die Umstellung auf saubere bzw. emissionsfreie Antriebe stellt eine große Herausforderung für Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger des ÖPNV in Sachsen-Anhalt dar. So muss jedes Verkehrsunternehmen zunächst die für sich vorteilhafteste Antriebsart auswählen und sich im Anschluss vor allem mit der Errichtung von Lade- bzw. Tankinfrastruktur, Betriebshof- und Werkstattanpassungen sowie geänderten betrieblichen Abläufen auseinandersetzen. Angesichts der anstehenden grundsätzlichen Entscheidungen für eine Antriebstechnologie und daraus folgenden Aufgaben wurde daher die vorliegende Studie in Auftrag gegeben, um eine aktuelle Wissensgrundlage zu schaffen. Die Studie ist außerdem Teil der Wasserstoffstrategie des Landes Sachsen-Anhalt und wurde in diesem Rahmen ausgeschrieben und beauftragt. Zielgruppen waren daher neben Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen auch die Landesverwaltung und Stakeholder im Wasserstoffbereich.
In der Studie werden auch Kostenbetrachtungen verschiedener Szenarien angestellt. Wie erfolgte dies?
In der Kostenbetrachtung wurden die Mehrkosten emissionsfreier Antriebe gegenüber dem Dieselbusbetrieb für drei Betrachtungsfälle ermittelt, wobei diese typische Busverkehre in Sachsen-Anhalt abbilden. Berücksichtigt wurden unter anderem die Investitionskosten für Fahrzeuge und Infrastruktur sowie Kosten für deren Betrieb, für Werkstattanpassungen und Schulungen. Hierbei wurde kein Fahrzeugmehrbedarf, jedoch Mehraufwände an Leerkilometern und Fahrpersonalstunden für Batterieelektrobusse angenommen.
Und zu welchem Ergebnis ist man hier gekommen, etwa bei einem Vergleich verschiedener Antriebsarten wie batterieelektrischer Antrieb und Brennstoffzelle?
Unter den getroffenen Annahmen zeigt sich im Ergebnis, dass die Mehrkosten eines Batterie-Solobusses gegenüber einem Dieselbus bei 1,34 bis 1,52 Euro/km liegen. Für Brennstoffzellen-Solobusse betragen die Mehrkosten bei einem Wasserstoffpreis von 9,5 Euro/kg bereits 1,63 bis 1,97 Euro/km. Wird ein Wasserstoffpreis von 13,5 Euro/kg zugrunde gelegt, steigen diese sogar auf 1,95 bis 2,29 Euro/kg. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch für Gelenkbusse, wobei die Mehrkosten um 52,8 bis 57,5 Prozenthöher ausfallen.
Auf die Kostenbetrachtung folgend wurde eine Potenzialanalyse emissionsfreier Antriebe für die bestehenden Busverkehre in Sachsen-Anhalt durchgeführt. Dafür stellte ein Großteil der Verkehrsunternehmen Umlaufplandaten zur Verfügung. Die übrigen Unternehmen wurden durch repräsentative Ersatzunternehmen abgebildet.
Aufgrund der Erkenntnis, dass Brennstoffzellen-Busse höhere Mehrkosten gegenüber Dieselbussen verursachen, wurde untersucht, welche Umlaufpläne bereits heute batterieelektrisch bedient werden könnten. Von den analysierten Umlaufplänen stellten sich 74 Prozent als uneingeschränkt bedienbar heraus, bei weiteren 16 Prozent müsste während Pausenzeiten (> 30 min) auf dem Betriebshof nachgeladen werden. Bei neun Prozent der Umlaufpläne müsste ein Neuzuschnitt erfolgen, damit diese batterieelektrisch bedienbar werden würden. Damit bleibt nur ein Prozent der analysierten Umlaufpläne, welche derzeit nicht batterieelektrisch betrieben werden könnten. Die Studie schlussfolgert daraus, dass für Brennstoffzellen-Busse in Sachsen-Anhalt somit kein bzw. nur ein sehr geringes Einsatzpotenzial besteht.
Wie unterstützt das Land Sachsen-Anhalt Verkehrsunternehmen bei der Umstellung der Busflotten?
Mit der Studie hat das Land eine Wissensgrundlage bzgl. emissionsfreier Busantriebe und Handlungsempfehlungen vorgelegt. Des Weiteren können sich sowohl die Verkehrsunternehmen als auch die Aufgabenträger an das Kompetenzzentrum „Intelligente Verkehrssysteme, grüne Mobilität und Logistik“ der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH wenden, welches beratend zur Seite steht.