Anderthalb Stunden nach dem Unfall blinkt die Signalampel vor dem Bahnübergang noch vor sich hin, obwohl sie halb abgeknickt ist: In dem Dorf Westerhausen bei Osnabrück hat ein Güterzug am Mittwoch trotz Vollbremsung das Heck eines Gelenkbusses erfasst.

Für die Menschen im Bus ging das Unglück vergleichsweise glimpflich aus: Zwei der 15 Fahrgäste kamen ins Krankenhaus, einer von ihnen mit dem Rettungshubschrauber. Acht weitere Menschen wurden leicht verletzt. Der Zug hatte in der Nähe des Bahnübergangs gehalten, um Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen.

Sowohl der Busfahrer als auch der Lokführer erlitten einen Schock. Die Lok kam erst etwa 150 Meter hinter dem Bahnübergang zum Stehen. Der Bus aus Spenge in Nordrhein-Westfalen war nach Angaben der Polizei im Auftrag des Bahn-Konkurrenten Westfalenbahn unterwegs. Wegen zeitweiliger Bauarbeiten auf der Strecke zwischen Osnabrück und Melle war ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden. Ob dem Fahrer klar gewesen ist, dass er mit dem Heck des Busses noch auf den Gleisen stand - darüber könne nur spekuliert werden, sagte ein Polizeisprecher. Der Fahrer werde auch mit einem Strafverfahren rechnen müssen, etwa wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Eine junge Frau, die mit ihrem Kinderwagen in den Bus einsteigen wollte, erlebte das Unglück aus nächster Nähe. Zwei Menschen mit Fahrrädern seien in den Bus zugestiegen, mit ihrem Kinderwagen habe sie etwas länger gebraucht, erzählte die 36-Jährige. Der Bus habe mit dem Heck auf dem Bahnübergang gehalten: Nur ein Stück weit, es war nicht viel. Ich dachte, oh mein Gott, das Heck steht auf der Schiene." Als das rote Licht anging und sich die Halbschranken senkten, habe sie dem Busfahrer zugerufen, er solle weiterfahren, sagte die noch sichtlich schockierte Mutter.

Aber die Türen seien offen geblieben: Ich hörte es hupen und bin mit dem Kinderwagen schnell ein paar Meter weitergegangen." Dann habe es geknallt. Gott sei Dank sind alle auf ihren eigenen Beinen aus dem Bus herausgekommen», berichtete die Frau. Von anderen Fahrgästen aus dem Bus hörte sie anschließend, der Fahrer habe noch versucht, die Türen zu schließen, das habe aber nicht geklappt. Ich dachte, er hat mich nicht gehört. Ich rief immer nur: ,Vor, vor, fahren sie vor!'", erzählte die junge Mutter.

Auch Sandra Heuer, Inhaberin eines Frisiersalons in der Nähe des Bahnhofs, beobachtete den Unfall. Ich hörte den Zug hupen, sehr kräftig, langanhaltend. Da habe ich den Kopf aus der Tür gesteckt und sah, wie der Zug das Heck des Busses gerammt hat", erzählte die 46-Jährige. Sie ließ ihre Kundin unter der Frisierhaube sitzen, schickte eine Mitarbeiterin als Ersthelferin zur Unglücksstelle, wählte den Notruf und leistete dann auch Erste Hilfe. Es waren noch viele andere Ersthelfer hier aus dem Ort am Bahnübergang", sagte sie.

Die Strecke wurde mehrere Stunden lang in beide Richtungen gesperrt, wie ein Bahnsprecher sagte. Die Fernzüge wurden derweil über Bremen und Osnabrück umgeleitet, mit entsprechenden Verspätungen. Wegen Bauarbeiten der DB Netz AG sei die Strecke zeitweise für Züge gesperrt, sagte ein Sprecher der Bielefelder Westfalenbahn. Für die Zeitabschnitte, in denen kein Zug fahren könne, sei ein Schienenersatzverkehr per Bus eingerichtet worden. Für die Abwicklung des Ersatzverkehrs und die Einrichtung der Haltestellen sei allein das Busunternehmen verantwortlich.