Harsche Kritik übte Hörmann an der Klimapolitik der Bundesregierung. Damit mittelständische Unternehmen durch die Antriebswende, die ausschließlich auf Elektromobilität setze, nicht ausgebremst würden, forderte er von der Politik die Schaffung einer europaweiten Ladeinfrastruktur. Für die Reisebranche seien E-Fuels eine Lösung, die nicht ausgeklammert werden dürfe.
„Um eine angemessene Ladeinfrastruktur zu schaffen, muss der Gesetzgeber jetzt aktiv werden“, so Hörmann. „Damit unseren Bussen unterwegs nicht der Saft ausgeht, müssten allein am europäischen Autobahnnetz mindestens 20.000 Ladestationen aufgebaut werden.“ Zudem müssten laut Hörmann auch Hotels, Freizeitparks und stadtnahe Busparklätze mit Lademöglichkeiten ausgestattet werden.
Die Politik favorisiere derzeit eine Antriebswende mittels Elektromobilität. Mit welchen Herausforderungen die Busreiseveranstalter deshalb konfrontiert werden, ließ Hörmann anhand konkreter Beispiele durchblicken: Der Nürnberger Christkindlesmarkt werde jedes Jahr von rund 4.000 Reisebussen angefahren, im Schnitt 150 pro Tag. Dieser Zahl stünden nicht im Ansatz Lademöglichkeiten zur Verfügung. Gleiches gelte beim Blick auf Partyhochburgen wie Lloret de Mar mit ihren rund 130 Hotels.
„Mittelständische Busbetriebe sind durch die Elektrifizierung schon deshalb bedroht, weil die Fahrzeuge doppelt so teuer sind wie die Verbrenner“, betonte Philipp Hörmann. Die Politik müsse daher Investitionsprogramme für den Kauf der Busse und die Umstellung der Betriebshöfe auf den Weg bringen. Nicht zuletzt sei der Reisebus Teil der Lösung für den Umweltschutz. Nach der aktuellen Statistik der Umweltbundesamtes belaste der Reisebus die Atmosphäre nur mit 42 Gramm Treibhausgas pro Personenkilometer und schneide damit in der Ökobilanz nicht nur besser als Pkw und Flieger ab. Er sei auch klimafreundlicher als die Bahn. Zudem ersetze ein Reisebus rund 22 Pkw und trage damit zur Entlastung von Straßen und Städten bei.
Hörmann kritisierte auch die ideologische Fixierung der Politik auf die Bahn. Mit der Einführung einer Kerosinsteuer werde die Benachteiligung des Reisebusses im Wettbewerb der Verkehrsträger allerdings zumindest etwas reduziert. Mit Blick auf den Personalmangel in der Branche forderte der stellvertretende gbk-Vorsitzende außerdem, dass die Ausbildung von Busfahrern aus Nicht-EU-Ländern in Deutschland endlich anerkannt werden solle.
Mit der gbk verfüge die Busbranche trotz aller Schwierigkeiten über eine Interessensvertretung, die auf Qualität setze und damit Erfolgsgeschichte geschrieben habe. „Viele unserer Mitglieder können mittlerweile auf den Erfahrungsschatz einer rund 100-jährigen Firmengeschichte zurückblicken“, betonte Hörmann. Die Unternehmen hätten in der Vergangenheit zahlreiche Krisen bewältigt, kennen mittlerweile jeden Winkel in Europa und seien dank eines internationalen Netzwerks breit aufgestellt. „Deshalb können sie flexibel auf die Bedürfnisse von Familien, Senioren, Schulklassen und Vereinen reagieren.“
Standards bei Reisebus-Klassifizierung
gbk-Geschäftsführer Martin Becker präsentierte auf der Mitgliederversammlung die aktuelle Statistik des Verbands. Demnach zählt die gbk derzeit knapp 350 Mitglieder, die mehr als 700 Reisebusse klassifizieren. Mehr als die Hälfte dieser Fahrzeuge erfülle die Kriterien für den Vier-Sterne-Standard, rund ein Drittel sei mit der Fünf-Sterne-Plakette unterwegs. „Die Zahl der Fünf-Sterne-Busse, die mit dem Zusatzprädikat „Superior“ ausgezeichnet werden, ist auf fast acht Prozent angestiegen“, freute sich Becker. Mit dem Teambus des FC Augsburg habe die gbk im Frühsommer das Fahrzeug einer Fußballmannschaft der ersten Bundesliga mit dieser höchsten Sterne-Kategorie klassifiziert.
Der stellvertretende gbk-Vorsitzende
Philipp Hörmann | Foto: gbk
In seinem Geschäftsbericht erinnerte Becker auch an die gbk-Webinare, die im vergangenen Jahr auf positive Resonanz gestoßen seien.
In den Medien habe die gbk die Vorteile des klassifizierten Qualitätsbusses kommunizieren können, der allen Altersgruppen entspannte Reiseerlebnisse ermögliche. gbk-Pressesprecher Stefan Zibulla präsentierte ein Video des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung (RAL), das den hohen Komfort in einem Fünf-Sterne-Bus dokumentiert.