Heizung, Scheibenwischer, Stauumfahrung – auf seiner Jungfernfahrt vom Fernbusbahnhof am Frankfurter Flughafen zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) nach Mannheim wurde der erste vollelektrische Fernbus von Flixbus in Deutschland direkt einmal über das ursprünglich geplante Maß hinaus geprüft.

„Nein, nervös hat mich das nicht gemacht“, gibt sich Detlev Barbis, der den Bus auf seiner offiziellen Einweihungsfahrt lenkte, am Ziel in Mannheim gelassen.

Ohne den Einsatz von Heizung und Scheibenwischer sowie die Streckenumleitung habe der Bus auf der eigentlichen Route natürlich einen geringeren Verbrauch. „Aber er hat jetzt immer noch 38 Prozent Restladung“, berichtet Barbis. Hersteller BYD gibt die Gesamtreichweite für den zwölf Meter langen C9 mit 200 Kilometern an. Der Bus hat nach Herstellerangaben eine Ladezeit von 2,5 bis 3 Stunden und eine Batteriekapazität von 207 kWh.

Ab dem morgigen Donnerstag (25. Oktober 2018) startet der erste vollelektrische Fernbus von Flixbus in Deutschland in den Testbetrieb und wird viermal täglich zwischen Frankfurt und Mannheim verkehren und dabei auch Heidelberg anfahren. Ein bis zweimal am Tag und über Nacht soll der Bus aufgeladen werden. Während sich die Ladestation in Mannheim direkt am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) befindet, soll das Fahrzeug in Frankfurt zunächst an einer temporären Ladestation aufgeladen werden.

„Wir haben 18 Monate an diesem Projekt gearbeitet. Das ist ein Meilenstein für Flixbus“, erklärte Fabian Stenger, Geschäftsführer Flixbus DACH. Die Strecke Frankfurt-Mannheim habe man für den Testbetrieb gewählt, weil man zum einen natürlich die Reichweite des Busses beachten musste, zum anderen aber auch eine für Kunden attraktive Strecke nutzen wollte. Darüber hinaus habe Mannheim auch die nötige Ladeinfrastruktur bieten können. „Wir wollen zunächst sehen wie die Rückmeldungen der Kunden und Fahrer sind und Erfahrungswerte sammeln“, äußerte sich Stenger. Weitere vollelektrische Fernbusse auf anderen Strecken seien daher aktuell nicht geplant. Für den chinesischen Hersteller BYD habe man sich entschieden, weil man einen Bus auf die Straße bringen wollte, der in Deutschland zulässig ist und über die nötige Reichweite für den normalen Betrieb verfügt. „Das war eine große Herausforderung. Aber mit BYD haben wir einen zuverlässigen Partner gefunden.“ Um eine Zulassung als Überlandbus zu bekommen, hätten allerdings noch Details, wie Haltewunschknöpfe, ein eigener Platz für Rollstuhlfahrer und ein Stehplatz, nachgerüstet werden müssen.

Laut Studie der Organisation „Atmosfair“, mit der Flixbus bereits seit längerer Zeit kooperiert, spare der E-Bus von Flixbus während seines Betriebs 100 Prozent der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu einem Dieselbus ein, was 82 Tonnen CO2-Emissionen im ersten Jahre entspreche. „Wir hoffen, dass endlich einmal eine Lawine für den Klimaschutz losgetreten wird. Unser Motto lautet: vermeiden vor reduzieren vor kompensieren. Der E-Fernbus ist daher ein wichtiger Beitrag innerhalb der Transformation hin zu einer dekarbonisierten Gesellschaft“, machte Klimaforscher und Atmosfair-Schirmherr Mojib Latif bei der offiziellen Einweihung deutlich.

Den nach eigenen Angaben zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnenen Strom für den E-Bus bezieht Flixbus von der Energiegenossenschaft Greenpeace Energy. „Es genügt nicht, nur auf Autos mit Elektromotor umzusteigen. Damit die Fahrzeuge klimafreundlich sind, müssen sie mit sauberem Strom betrieben werden“, erklärte Henrik Düker, Politik und Kommunikation Greenpeace Energy.

Für die neue Farbe des E-Busses habe man sich durch die Kooperation mit den Partnern Atmosfair und Greenpeace Energy inspirieren lassen. Je nach Lichteinfall verändert die Aquamarine-Folierung ihre Farbe von Grün zu Blau und symbolisiert so den Stromfluss. Dabei soll der blaue Ton die reingehaltene Atmosphäre widerspiegeln und der grüne Ton für den Ökostrom von Greenpeace Energy und die FlixBus-Markenfarbe stehen.