„Wenn sich eine wachsende Zahl von Städten aus Finanznot gezwungen sieht, ihre Bus-Fahrpläne auszudünnen, kann die erhoffte Verkehrswende nicht gelingen“, so das Statement des Vorsitzenden des Landesverbandes Hessischer Omnibusunternehmen (LHO), Karl Reinhard Wissmüller, vergangenen Freitag bei einer Veranstaltung des Verbandes in Hanau im Main-Kinzig-Kreis. Wissmüller bezog sich auf Nachrichten aus Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden, wonach die Verkehrsgesellschaft Eswe das Angebot an Busfahrten unter Hinweis auf steigende Kosten und die aktuelle wirtschaftliche Lage jüngst zum wiederholten Mal massiv gekürzt hatte.

Mit einer drastischen Reduktion von Busfahrten an Sonn- und Feiertagen sowie im Abendverkehr werde es nicht gelingen, mehr Menschen zum Umstieg auf den umweltfreundlichen Nahverkehr zu bewegen, betonte Wissmüller. „Wenn der Umstieg hin zu klimafreundlicher Mobilität in Hessen funktionieren soll, brauchen wir nicht weniger, sondern deutlich mehr gut vernetzten Busverkehr.“ Wenn Städte und Landkreise im ÖPNV moderne Fahrzeuge und emissionsfreie Flotten erwarteten, müsse mit Bund und Ländern auch eine langfristig sichere Finanzierung auf den Weg gebracht werden. Die bei der Verkehrsministerkonferenz diskutierte dauerhafte Finanzierungszusage für das „Deutschlandticket“ müsse die Herausforderungen langfristig absichern – auch und gerade, wenn das mit steigenden Kosten und Investitionen für modernere Fahrzeuge und Infrastruktur verbundenen sei.

In Deutschland fehle es Busunternehmen an verlässlichen Rahmenbedingungen. „Einmal getroffene Entscheidungen werden kurzfristig revidiert – Planungen von Unternehmen stehen auf der Kippe“, so der LHO-Vorsitzende. „Busunternehmen benötigen aber eine langfristige und planbare Finanzierungsgrundlage.“ Im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung Hessens sei die Absicht formuliert, die Verkehrsverbünde mit einer besseren Finanzierung aus Landesmitteln auszustatten. Das unterstütze der LHO. Die Mittel müssten erhöht werden, um den ÖPNV auf Dauer verlässlich zu halten und Leistungskürzungen zu vermeiden – denn diese wären nicht nur für die Fahrgäste, sondern auch für Busunternehmen von Nachteil.

Hoffnungsschimmer: Runder Tisch zur „Fachkräftesicherung im Busverkehr“

Der Fahrermangel bleibt ein nachhaltiges Problem, das die Finanznot noch verschärft. Deutschlandweit werden – soll die Verkehrswende erfolgreich sein – bis zum Jahr 2030 bis zu 65.000 Fahrer gebraucht. Und das nur, um jene Kollegen zu ersetzen, die altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden. Eine Ausweitung des ÖPNV-Angebots, das – wie von der Politik angepeilt – auf eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen abzielt, würde zusätzlich bis zu 90.000 Fahrer erfordern. „Auch in Hessen werden beim Fahrpersonal in den kommenden Jahren mehrere tausend Stellen unbesetzt bleiben, wenn es hier keine raschen Lösungen gibt“, warnt Wissmüller.

Der LHO begrüßt deshalb die Aktivitäten des Hessischen Verkehrsministeriums, den Runden Tisch „Fachkräftesicherung im Busverkehr“ wieder zu reaktivieren. Ende April soll dieser in Wiesbaden stattfinden. Wichtig sei darüber hinaus, die im europäischen Vergleich hohen Führerscheinkosten zu senken, was durch die Reduzierung der Pflichtfahrstunden und durch ein Zusammenlegen von Führerscheinausbildung und Berufskraftfahrerqualifikation zu erreichen wäre. Auch beim Anerkennen von Führerscheinen aus Drittstaaten und der Zulassung weiterer Fremdsprachen bei Führerscheinausbildung und Qualifikationsprüfung gebe es Möglichkeiten, dem Mangel beim Fahrpersonal gegenzusteuern.