Für Fahrer von Bussen und Bahnen gehört Stress zum Berufsalltag. Allerdings macht Stress krank. Beim jährlichen Treffen des Koblenzer Forums – einem Branchenforum für den öffentlichen Nahverkehr – ergab eine Umfrage unter 140 Betriebs- und Personalräten von 50 Nahverkehrsunternehmen folgendes Ergebnis: Der Krankenstand im Fahrdienst von Nahverkehrsunternehmen beträgt im Schnitt 12,5 Prozent, mit Spitzwerten bis zu 21 Prozent. Im Vergleich dazu lag der durchschnittliche Krankenstand in der gesetzlichen Krankenversicherung über alle Branchen hinweg in 2017 bei rund 4,2 Prozent.
Immer wieder fallen als Folge der hohen Krankenquote Linien aus. In einer Zeit, in der die Mobilitätsansprüche weiter steigen, steht die Zuverlässigkeit des ÖPNV dadurch immer mehr in der Kritik. Dabei soll der Nahverkehr eine wichtige Rolle bei der Verkehrswende spielen. „Wenn aber mehr Menschen vom Auto auf Busse und Bahnen umsteigen sollen, brauchen wir dringend mehr Fahrerinnen und Fahrer und einen Ausbau der Infrastruktur, sonst ist das nicht zu leisten“, erklärt Thomas Wunder, Initiator des Koblenzer Forums.
Krankenquoten könnten aber auch durch innerbetriebliche Entlastungsmaßnahmen, wie beispielsweise keine überlangen Schichtzeiten, gesenkt werden. Das Beispiel der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) am Standort Heidelberg belege dies. Wunder und sein Team ließen im Rahmen des Projekts „Enoplan“, entlastungsorientierte Dienstplanung, Fahrer ihre Arbeitssituation selbst einschätzen und bewerten. „Auf dieser Grundlage haben Betriebsrat und Unternehmensleitung Entlastungsmaßnahmen erarbeitet und umgesetzt, die zu einem Rückgang der Krankenquote um sechs Prozent geführt haben“, so Wunder.