„Die wirtschaftliche Lage ist ernst – wir brauchen jetzt verlässliche Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und faire Regeln“, so der Fiebig in seiner Eröffnungsrede vor den rund 500 teilnehmenden Branchenvertretern. Die Branche stehe unter Druck: Schwache Konjunkturaussichten, steigende Preise und eine zunehmende Bürokratielast setzten nicht nur den Reiseanbietern, sondern auch den Kunden zu. Die geplante Überarbeitung der EU-Pauschalreiserichtlinie liegt dem DRV besonders schwer im Magen. Die angedachten Änderungen – darunter die Ausweitung von Stornorechten und Einschränkungen beim Vertrieb individuell zusammengestellter Reisen – könnten erhebliche wirtschaftliche Folgen haben.
„Die Vorstöße des Europäischen Parlaments gehen nicht allein an die wirtschaftliche Substanz der Reisebüros, sie rütteln am Selbstverständnis des Vertriebs“, so Fiebig. Deutschland sorge für mehr als 40 Prozent aller EU-Pauschalreisen, für die meisten anderen EU-Länder sei die Pauschalreise als Produkt hingegen eher unbedeutend. Die Bundesregierung müsse daher darauf hinarbeiten, den für die Branche in Deutschland vitalen Kern des Geschäfts zu erhalten.
Entlastung beim Reisesicherungsfonds
Positiv wurde auf dem Hauptstadtkongress die Entwicklung des Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) hervorgehoben. Durch die stabile finanzielle Ausstattung seien bereits Beitragssenkungen möglich geworden. „Das ist ein klares Statement für die Unternehmen, die das Vermögen des Fonds mit aufgebaut haben“, meinte Fiebig. „Hiervon profitieren am Ende auch die Kunden.“ Perspektivisch seien sogar noch deutlichere Entlastungen denkbar. Dennoch seien mehr Flexibilität und höhere Gerechtigkeit hinsichtlich bonitätsabhängiger Sicherheitsleistungen wünschenswert. Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz solle hierüber Aufsicht führen.
Fiebig sprach außerdem die steigende Preissensibilität der Reiselustigen in Deutschland an. Die Nachfrage nach Reisen sei nach wie vor hoch, doch die Menschen leisteten sich tendenziell kürzere Reisen als früher, buchten günstigere Ziele und ließen einen starken Trend zum Frühbuchen erkennen. Besonders gefragt seien All-Inclusive-Angebote, Fernreisen und Kreuzfahrten. Auch hier läge die organisierte Reise klar im Trend: „Die Reisenden schätzen die Sicherheit und Verlässlichkeit der Pauschalreise.“
Klimafreundlichkeit muss bezahlbar sein
Neben wirtschaftlichen Themen forderte der Verbandspräsident mehr politische Unterstützung beim Thema Nachhaltigkeit. Vorgaben von Seiten der EU allein reichten nicht aus, um Mobilität und Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden. „Wir brauchen ein Hochfahren der industriellen Produktion zu tragbaren Preisen“, forderte der Fiebig. Ohne bezahlbare und gleichzeitig klimafreundliche Mobilität stehe die gesellschaftliche Akzeptanz des Reisens auf dem Spiel. „Tourismus ist insbesondere in den Zielgebieten, die vom Tourismus abhängig sind, Jobmotor und schafft wirtschaftliche und damit gesellschaftliche Stabilität. Diese positiven Effekte müssen wir im Blick behalten, ohne die notwendige Balance zu verlieren.“