Am 06. Juni wurde der Doppelgelenkbus in der hessischen Landeshauptstadt der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Fahrzeug des Typs „lighTram® 25 OPP“ ist in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Hess von den Basler Verkehrsbetrieben leihweise zur Verfügung gestellt worden. Es handelt sich also um einen Bus, der bereits im praktischen Linienbetrieb in der Schweiz zum Einsatz kommt. Auch in anderen Städten wie in Nantes (Frankreich) und Brisbane (Australien) sei das Fahrzeug bereits unterwegs.

Angetrieben wird das emissionsfreie Fahrzeug rein elektrisch. Da gleich zwei Achsen des Doppel-Gelenkbusses mitgelenkt werden, sei das Fahrverhalten nahezu identisch mit dem eines normalen 18 oder 19 Meter langen Gelenkbusses, so ESWE. Allerdings müssten viele Haltestellen an die neue Überlänge angepasst werden. 
„Wir wollen uns ein möglichst genaues Bild über die konkreten Einsatzmöglichkeiten eines solchen Fahrzeugs in unserem Liniennetz machen“, erläutert der technische Geschäftsführer von ESWE Verkehr, Jan Görnemann. „Der Test erfolgt praxisnah und ergebnisoffen. Unsere Fahrerinnen und Fahrer, unser Betriebsrat sowie unsere Werkstattmitarbeiter werden ebenso involviert wie die städtischen Behörden. So sind beispielsweise das Tiefbauamt und die Straßenverkehrsbehörde ebenfalls mit dabei.“

 

Die Naherschließung enger verwinkelter Stadtteile sei mit den Doppel-Gelenkbussen nicht geplant

Zu den möglichen künftigen Einsatzmöglichkeiten von Doppelgelenkbussen im Wiesbadener Liniennetz erklärt Görnemann: „Sollten sich diese Fahrzeuge als für Wiesbaden passend erweisen, würden diese ausschließlich auf den im neuen Nahverkehrsplan zu definierenden Hauptachsen eingesetzt werden. Hier könnten sie mittelfristig eine Alternative zu bisherigen Diesel-Gelenkbussen mit möglichst viel Fahrgastkapazität sein.“ Die Naherschließung enger verwinkelter Stadteile sei mit den 25 Meter langen Fahrzeugen nicht geplant. Dafür hätte das Verkehrsunternehmen seine 120 Solo-Batteriebusse aus dem Hause Mercedes-Benz.

Bis dann möglicherweise erstmals Doppelgelenkbusse im Liniennetz von ESWE Verkehr zum Einsatz kommen könnten, würde es jedoch noch etwas dauern. Neben den konkreten Planungen für Wiesbaden müsste zunächst ein europaweites Ausschreibungsverfahren durchgeführt werden. Unterdessen schreitet die technische Entwicklung insbesondere im Bereich der Batterietechnik weiter voran, sodass sich in Zukunft womöglich größere Reichweiten realisieren lassen. Nicht zuletzt werde auch die Frage nach weiteren Betriebshofflächen für ESWE Verkehr von entscheidender Bedeutung bei der Anschaffung von Doppel-Gelenkbussen sein. Schon jetzt ist das Depot in unmittelbarer Bahnhofsnähe zu klein, und wie die Hess-Busse geladen werden können, ist derzeit völlig unklar.

Unabhängig vom konkreten Bustyp brauche Wiesbaden dringend mehr Platz für den ÖPNV, so Görnemann weiter. Das hieße mehr Platz für Fahrgäste in den Bussen, aber auch mehr Platz für die benötigte Infrastruktur, die Abstellung der Fahrzeuge oder für längere, barrierefreie Haltestellen. „Nur mit mehr Platz für den ÖPNV werden wir in der Lage sein, den Busverkehr in der Landeshauptstadt weiter auszubauen und somit unseren Beitrag zu Erreichung der Klimaziele zu leisten“, erläuterte er.