Das wird auch weiterhin so bleiben. Die Weichen für die Zukunft sind gestellt, die wichtigsten Schritte auf diesem Weg bereits gemacht und die Unternehmensnachfolge ist geregelt. Die Segel sind auf Wachstumskurs gesetzt – sowohl im Reise- wie auch im öffentlichen Personennahverkehr. Volles Tempo voraus.

Seine Leidenschaft für die „Fortbewegung auf Rädern“ wurde Richard Eberhardt von seinen Großeltern, die 1909 ihr Transportunternehmen mit Pferdekutschen begannen, in die Wiege gelegt. „Dazu kam mein stetiges Interesse an Technik, das bis zum heutigen Tag anhält“, erklärt der erfolgreiche Unternehmer. Seine Eltern gründeten 1931 den heutigen Omnibusbetrieb und das Reiseunternehmen Eberhardt in Engelsbrand. Richard Eberhardt übernahm die Geschäftsführung im elterlichen Betrieb im Januar 1975 gemeinsam mit seinem älteren Bruder Herbert. Unter ihrer Führung hat sich der Familienbetrieb zu einer Unternehmensgruppe entwickelt, die in verschiedenen Geschäftsfeldern tätig ist. Die Hauptgeschäftsfelder sind der ÖPNV und die eigenveranstaltete Touristik. Im Omnibusbetrieb und im Reisebereich beschäftigt das Familienunternehmen an verschiedenen Standorten über 460 Mitarbeiter – Tendenz steigend. Im Fuhrpark hält die Firma Eberhardt 140 Busse.

Stillstand ist für Richard Eberhardt ein Fremdwort. Die Veränderungen im Bussektor findet er deshalb auch spannend. Ihn reizt das neue Zeitalter im Bussektor: „In der heutigen On-Demand-Wirtschaft muss man immer am Ball sein“, betont er. Gemeinsam mit seinem Sohn Philipp rüstet er das Familienunternehmen für eine digitale Zukunft. Dabei geht es vor allem um die Digitalisierung der Geschäftswelt, wodurch sich u.a. Prozesse, Planung, Zusammenarbeit, Visualisierung, Controlling etc. stark verändern. Darauf richten die Eberhardts akribisch ihr Unternehmen aus. Im Fokus stehen Themen wie etwa IT-Optimierung – Stichwort mobiles und Cloud-basiertes Arbeiten – Mitarbeiterführung, Gewinnung und Bindung neuer Fahrer etc. „Ich stelle mich den Herausforderungen und lerne“, so Eberhardt. „Ich lerne vor allem über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Chancen, Risiken und Möglichkeiten müssen neu bewertet und vielleicht auch in einer Art miteinander verbunden werden, dass wirklich Neues entstehen kann. Ein einfach nur ‚weiter so‘ hat keine Perspektive mehr“, ist er überzeugt. Man dürfe nicht nur auf neueste Fahrzeuge mit neuster Technik setzen, betont Eberhardt, sondern müsse auch innerbetriebliche Prozesse optimieren und die Digitalisierung und Effizienz im Unternehmen voranbringen. „Erfolg ist nicht geschenkt, er muss täglich neu erarbeitet werden“, unterstreicht der erfahrene Unternehmer.

Intensiv auseinandergesetzt hat er sich in den vergangenen Jahren auch mit der Nachfolge im Unternehmen. „Das Ergebnis ist eine geregelte Übernahme durch meinen Sohn Philipp, der sich dabei auf kompetente und langjährige Mitarbeiter verlassen kann. Er brachte sich mit jugendlichem Elan ein und wird einen verantwortlichen Platz haben“, sagt Eberhardt. Philipp Eberhardt verantwortet derzeit die Kernbereiche Flottenmanagement und IT und ist für Controlling-Bereiche sowie für alle behördlichen Belange zuständig.

Er steht für eine neue Generation, die nicht unbedingt auf traditionellen Wegen ihren Platz im elterlichen Betrieb gefunden haben. Er selbst bezeichnet sich mehr als „self-made-Allrounder“, der in den vergangenen Jahren Stufe für Stufe den Betrieb von der Pike auf gelernt hat. Seit 2010 arbeitet er im Familienunternehmen und hat entsprechend alle Fachbereiche im Betrieb durchlaufen.

Und wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn? „Zielorientiert, transparent, fair“, beschreiben beide. Also konfliktfrei? „Konflikte müssen sein, wenn wir die nicht hätten, würde etwas verkehrt laufen. Auch bei uns werden Konflikte mitunter emotional ausgetragen“, gesteht Richard Eberhardt und ergänzt: „Wir sind ein Familienbetrieb, da wird von allen Klartext gesprochen, aber zum Schluss finden sich alle am gleichen Tisch wieder ein – ohne Verletzungen – und wir finden immer eine gemeinsame Lösung.“

Die Reiseveranstaltung hat Eberhardt dieses Jahr unter dem Dach der Eberhardt Travel GmbH gebündelt und nach Dresden verlagert (Bus Blickpunkt berichtete). D.h. die Reiseveranstaltung weltweit wird maßgeblich dort produziert. In Engelsbrand konzentriert man sich auf die Busbetriebe. Im Reisegeschäft habe das Unternehmen im vergangenen Jahr ein zweistelliges Wachstum generiert, verrät Eberhardt. Für seinen „hervorragenden Kundenservice“ wurde Eberhardt Travel sogar mit dem Deutschen Servicepreis 2019 des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) ausgezeichnet. Das Portfolio von Eberhardt Travel ist facettenreich: Kreuzfahrten, Flugreisen, Singlereisen, Incentives, Aktivreisen etc. Der Bus ist dabei ein Teil des Produktportfolios, aber bei weitem nicht mehr der Hauptanteil. „Die Bustouristik wird individueller“, stellt Richard Eberhardt fest. Sie müsse spektakulärer und kundenorientierter werden, sagt er. „Wir müssen begreifen, dass der Kunde im Mittelpunkt steht und nicht unsere Fahrzeuge.“

Gewachsen ist in den letzten Jahren auch der ÖPNV-Bereich innerhalb der Eberhardt-Gruppe – und das, trotz der EU-Ausschreibungspolitik, die den eigenwirtschaftlichen Verkehrsbetrieb auf den Kopf gestellt hat. Die Situation biete Chancen und Risiken. Sie biete aber auch kleinteiligere Erträge, verdeutlicht Eberhardt. Er schaut aber optimistisch in die Zukunft der Branche und ist zuversichtlich: „Trotz der unverkennbar mittelstandsfeindlichen Politik, die wir gegenwärtig auf fast allen Ebenen erleben, werden Familienunternehmen Bestand haben. Wir werden eine Renaissance zur Rückkehr unserer Werte erleben. Und das gibt mir Hoffnung für die nächsten Generationen.“ Askin Bulut