Mit gerade mal 38 Jahren steht Claudia Bösch gemeinsam mit ihrem Lebenspartner, Tobias Gächter, an der Spitze des 1932 von ihrem Urgroßvater Johann gegründeten Busunternehmens. Dieser legte mit dem Kauf eines „Austro-Fiats“, einer ehemals österreichischen Nutzfahrzeugmarke, den Grundstein für den bis heute existierenden Familienbetrieb. Ur-
enkelin Claudia führt diesen nun in vierter Generation fort und übernahm die Geschäftsführung im Jahr 2017 von ihrem Vater Günter.

Auf exklusive Reisebusse hat man bei Bösch Reisen seit jeher großen Wert gelegt. So berichtet die Jungunternehmerin lebhaft, als wäre sie damals selbst dabei gewesen, von der Anschaffung des ersten Luxusreisebusses im Jahr 1975, der „sogar“ mit einem TV ausgestattet war. „Das war damals noch eine Sensation“, erzählt sie lachend. Mit einem weiteren Luxusreisebus, der erstmals über WC, Klimaanlage und Bordküche verfügte, im Jahr 1986, dem ersten Doppelstockbus – im Hause Bösch als „s´Tier“ bezeichnet – im Jahr 1991 sowie dem ersten Schlafbus im Jahr 1993 folgten immer wieder Marktneuheiten mit exklusiver Ausstattung, die bei den Kunden des Unternehmens für Aufsehen sorgten. Begeisterung löst nach wie vor regelmäßig der Klassiker im Fuhrpark der Böschs aus, ein Oldtimer-Bus des Typs Setra S6, der 1958 angeschafft, 20 Jahre nach seiner Stilllegung im Jahr 1977 restauriert wurde und inzwischen wieder eingesetzt wird. Eine weitere Rarität wird mit dem Allrad-Bus aus dem Hause Neoplan aktuell wieder hergerichtet. Bei diesem Spezialfahrzeug handelt es sich um eine Einzelanfertigung auf Basis eines Lkw-Fahrgestells, die künftig ebenfalls für spezielle Ausfahrten genutzt werden soll.

Jüngstes Mitglied im Fuhrpark von Bösch Reisen ist ein Teamliner/Businessliner von Neoplan. Das ist der erste Bus, den Claudia Bösch als Geschäftsführerin des Familienbetriebs gemeinsam mit ihrem Lebenspartner im Jahr 2019 angeschafft hat. Auf diesem wurde schließlich auch das neue Logo des Busunternehmens erstmals präsentiert. Modernen Standards angepasst wurde ebenso der Internetauftritt des Unternehmens. Der Digitalisierung misst Claudia Bösch nämlich einen sehr hohen Stellenwert bei, was auch an den professionell gestalteten Social Media-Auftritten auf Facebook und Instagram erkennbar ist. „Man muss einfach präsent sein. Wenn man dich nicht kennt, kann man dich auch nicht buchen, und die Werbung über die digitalen Kanäle ist einfach die kostengünstigste Variante, um auf sich aufmerksam zu machen“, bringt es die Jungunternehmerin auf den Punkt.

Bösch Reisen hat sich auf die individuelle Planung von Busreisen spezialisiert und bietet keine Katalogreisen an. Zu den Kunden gehören, neben festen Gruppen und Vereinen aller Art, vor allem auch Sportmannschaften und Firmen, für die das Busunternehmen spezielle Business-Lösungen anbietet. Das Lustenauer Unternehmen ist außerdem im Linienverkehr unterwegs. Mit fünf weiteren Busunternehmen aus Vorarlberg wurde 1999 die Rheintal Busverkehr GmbH gegründet, die im Auftrag von Landbus Unterland den regionalen ÖPNV bedient. Darüber hinaus betreibt Bösch Reisen einen Anhängerverleih und eine Waschanlage für Nutzfahrzeuge.

Wie in Familienunternehmen oft üblich, hat auch Claudia Bösch, die noch zwei ältere Schwestern hat, das Busunternehmer-Business von der Pike auf mitbekommen. „Ich habe schon als kleines Kind immer gesagt, ich mache den Busführerschein“, erinnert sie sich zurück. Im Alter von 21 Jahren setzte sie dieses Vorhaben dann direkt in die Tat um. Heute gibt es beinahe keine Aufgabe, die Claudia Bösch in dem Unternehmen nicht auch schon selbst übernommen hat. Angefangen mit Taxi- und Busfahrten über die Lohnabrechnung, Disposition, Programmgestaltung bis hin zur Leitung der Bereiche Personal, Vertrieb und Büro.

Dabei hatte Claudia Bösch nach dem Abschluss der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW) zunächst geplant, als Au Pair ins Ausland zu gehen. Letztendlich sind daraus allerdings nur fünf Wochen Australien geworden. Danach sei eigentlich alles ziemlich schnell gegangen. „Ich bin für eine Mitarbeiterin eingesprungen und seitdem geblieben. Irgendwie ist immer etwas Anderes gewesen und ich habe nie woanders gearbeitet“, so die Mutter eines siebenjährigen Sohnes.

Wenn man sich mit ihr unterhält, wird schnell deutlich, dass sie nicht nur eine ausgeprägte Leidenschaft für ihre Arbeit und die Fahrzeughistorie des Unternehmensfuhrparks hat, sondern ihr vor allem auch das Wohlbefinden ihrer Mitmenschen – seien es Kunden oder die eigenen Mitarbeiter – am Herzen liegt. „Es ist uns selbst zum Beispiel sehr wichtig, Freizeit mit Familie und Freunden verbringen zu können und das gestehen wir natürlich auch unseren Mitarbeitern zu“, verdeutlicht Bösch. Dadurch, dass man keine lange im Vorfeld geplante Katalogreisen anbiete, müsse man als Chauffeur bei Bösch Reisen sehr flexibel sein. „Aber wenn es der Betrieb zulässt und nicht so viel los ist, dann geben wir das auch gerne weiter.“ Die 38-Jährige legt großen Wert auf einen zwischenmenschlichen, auf gegenseitigem Verständnis beruhenden Austausch – auch beim Umgang mit ihren Kunden. „Das Schöne an meiner Tätigkeit als Busunternehmerin ist unter anderem das Miteinander und dass man den Leuten eine Freude machen kann, indem man ihre Reise organisiert.“ Selbstredend fand deshalb auch im neuen Logo Ausdruck, was Claudia Bösch und ihre Mitarbeiter ihren Kunden vermitteln wollen: Bewegte Momente.

Anita Faltermann