Über Schülerstreiche könnten Simone Hagen und ihr Team jedenfalls einiges berichten. Mit zu den kuriosesten gehört vielleicht der einer Schulklasse, die an der Rückscheibe eines Busses ein Schild mit der Aufschrift „Hilfe, wir werden entführt!“ anbrachte.

Simone Hagen ist Abteilungsleiterin Klassenfahrten, Sommer, Stadt und Meer bei dem Paketer Alpetour, der sich als Spezialist für Klassenfahrten auf dem Markt etabliert hat. Als „Südtiroler Ferienwerk“ begann man bereits in den 1950er Jahren Jugendfreizeiten in die beliebte Reiseregion zu organisieren. 1961 wurde schließlich von Karl Knötig die Alpetour Touristische GmbH gegründet, die inzwischen von seinen Söhnen Gunther und Winfried Knötig geführt wird. Schnell wurde im Anschluss das Geschäft ausgebaut und das Angebot um neue Reiseziele erweitert. „Im Jahr 1956 hatten wir neun Gruppen und jetzt im Jahr 2019 kommen wir auf 9.000“, bringt Simone Hagen die Erfolgsgeschichte von Alpetour auf den Punkt. Auf Klassenfahrten hat sich das Unternehmen schließlich verstärkt in den 1990er Jahren spezialisiert.

Simone Hagen, die zunächst eine Bankausbildung abschloss und schließlich aufgrund ihres großen persönlichen Interesses für das Reisen zusätzlich ein Studium des Tourismusmanagements in München absolvierte, ist seit 2002 bei Alpetour beschäftigt. Zunächst war sie dort als Produktmanagerin für Sport- und Erlebnisreisen tätig, seit 2010 ist sie Abteilungsleiterin. Insgesamt sind im Bereich Klassenfahrten rund 70 Mitarbeiter für Alpetour im Einsatz.

Die Organisation von Klassenfahrten setzt natürlich auch eine intensive Zusammenarbeit mit Busunternehmen voraus, zumal Alpetour überwiegend Reisen mit dem klimaschonenden Verkehrsmittel anbietet. „Mit dem Bus zu reisen, ist schon sehr praktisch. Man wird direkt vor der Schule abgeholt, kommt unmittelbar am Hotel an, kann das Gepäck bequem ein- und ausladen und hat auch vor Ort mehr Flexibilität für Ausflüge. Deswegen ist der Bus ja auch sehr beliebt“, berichtet Hagen.

Mit den Busunternehmen laufe die Zusammenarbeit auf zweierlei Weise ab. „Zum einen fragen sie bei uns ihre Unterkünfte und Programme an, wenn sie zum Beispiel von örtlichen Schulen einen Auftrag bekommen. Zum anderen haben wir aber auch Kunden beziehungsweise Schulen, die direkt bei uns buchen und für die wir dann ein Busunternehmen für den Transport organisieren“, informiert die Abteilungsleiterin.

Für diesen Zweck betreibt Alpetour zusätzlich auch die Online-Plattform www.alpebus.de. Dort schreibt der Paketreiseanbieter Schülerfahrten aus, für die Busse gesucht werden. „Busunternehmer können sich dann auf die Ausschreibungen melden und damit auch Auslastung und Streckenplanung für ihre Busse optimieren“, erklärt Hagen. Das spare einerseits häufig Kosten, andererseits trage das natürlich auch zum Klimaschutz bei.

Diesem misst Alpetour ohnehin eine große Bedeutung bei. Zum Start der neuen Verkaufssaison, also seit zwei Monaten etwa, arbeitet das Unternehmen mit Climate Partner zusammen. „Wir haben gemerkt, dass den Jugendlichen das Thema Umweltschutz einfach wichtiger geworden ist“, so die Abteilungsleiterin. Während sie im letzten Jahr noch gesagt hätte, dass es den Klassen am wichtigsten ist, möglichst schnell anzukommen und fliegen zu können, spüre man jetzt schon, dass der Klimagedanke deutlich in den Vordergrund gerückt sei.

Bei Alpetour haben Schulklassen deshalb auch ab sofort die Möglichkeit, die CO2-Emissionen ihrer Klassenfahrt zu kompensieren und aktiv zum Umweltschutz beizutragen. Mit Hilfe von Climate Partner werden dazu die CO2-Emissionen, die durch Anreiseart, Reisekilometer, Reisedauer, Teilnehmerzahl, Unterkunft und Verpflegung entstehen, berechnet und durch die entsprechende finanzielle Unterstützung eines Klimaschutzprojekts ausgeglichen. Alpetour bietet hierfür drei Projekte im Kongo, Papua Neuguinea und Peru zur Auswahl.

Häufig nachfragt werde, neben dem Bus, vor allem für Städte-reisen aber auch die Bahn. Je nach Reiseziel oder Gruppengröße käme man allerdings nicht umhin, das Flugzeug als Verkehrsmittel zu nutzen. „Eine 15-Personen-Gruppe kann sich keinen Bus nach Rom leisten. Wir versuchen aber, nach Möglichkeit auch aus Umweltaspekten kleine Gruppen zu bündeln und zum Beispiel in einem Bus fahren zu lassen. Aber das ist leider nicht immer möglich“, bedauert Hagen. Oftmals sei es natürlich auch eine Kostenfrage. „Wenn die Schüler die Möglichkeit haben zu fliegen und das noch 50 bis 60 Euro günstiger ist als Bus oder Bahn, wollen das viele so machen. Dann ist es vielleicht gar nicht mal so relevant, wo es hingeht, sondern da zählt der Preis. Das ist eine Sache, da müsste eigentlich generell mal das ganze Preisgefüge überdacht werden.“

Neben dem Klimaaspekt legen Schulklassen inzwischen vor allem Wert auf eine ordentliche, möglichst trendige und stylishe Unterkunft. Von dem Veranstalter werde aber auch erwartet, dass man flexibel und kulant ist. „Aber das gehört auch zu unseren Stärken. Wir haben inzwischen langjährige Erfahrung und unsere Produkte sind ausgereift. Wir versuchen immer so kulant zu sein wie möglich und auch kurzfristige Wünsche umzusetzen, wenn es irgendwie geht. Außerdem sind wir für unsere Kunden 24 Stunden am Tag erreichbar. Wenn vor Ort mal eine Panne oder Ähnliches auftritt, können sie immer auf uns zählen“, macht Simone Hagen deutlich.

Anita Faltermann