Hamburg sei untrennbar verbunden mit Wasser, Hafen und weite Welt. „Ich kenne keine andere Stadt, die so eng mit dem Wasser verbunden ist wie Hamburg“, schwärmt er. Er muss es schließlich wissen, denn über 20 Jahre seines Lebens hat Frankender Schifffahrt gewidmet.
Der gebürtige Hamburger hat Reiseverkehrskaufmann gelernt bevor er dann für ein paar Jahre in See stach. Seine Verbundenheit mit Hamburg und dem Wasser führt Fred Franken mit dem schwimmenden Bus fort. Ein langgehegter Traum. „Die Idee stammt nicht von mir“, erklärt er. Ein ähnliches Konzept habe er vor etwa 19 Jahren in Singapur erstmals entdeckt. Die Singapurer hätten allerdings ein Landungsfahrzeug aus dem Vietnamkrieg umfunktioniert in ein touristisches Gefährt. „Ich stand damals vor einem Hotel und habe auf jemanden gewartet, als dieses Fahrzeug an mir vorbeifuhr mit 30 heiteren Australiern drauf“, erinnert er sich. „Dann war mir eigentlich recht schnell klar, dass so etwas nach Hamburg gehört.“ Wieder zurück in Deutschland hatte der Alltag ihn wieder voll im Griff, bis ihm dann vor etwa viereinhalb Jahren, als er sich beruflich verändern wollte, die Idee vom schwimmenden Bus wieder packte.
Klassische Stadt- und Hafenrundfahrten mit etablierten Rundfahrtunternehmen gibt es in Hamburg zu Genüge: Doppelstockbusse und Barkassen. Doch der Amphibienbus ist einzigartig nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit. Der schwimmende Bus ist ein Highlight auf der Straße und auf der Elbe. Ein optischer Hingucker. „Das ist ein Schiff, das auf der Straße fährt und ein Bus, der im Wasser schwimmt“, beschreibt Fred Franken sein Fahrzeug. Der obere Teil des Fahrzeugs sieht aus wie ein Bus, der untere wie ein Boot. Gebaut wurde das Amphibienfahrzeug in Budapest nach den Vorstellungen von Fred Franken und Jan Peter Mahlstedt, dem zweiten Geschäftsführer des Unternehmens.
In Budapest sind Amphibienbusse bereits seit sechs Jahren in Einsatz. „So ein Fahrzeug kann man nirgendwo in der Welt bestellen“, betont Fred Franken. Es gebe zwar eine Handvoll Anbieter, die sich diese Kompetenz zuschreiben, „aber das war keine Option für uns“, sagt er. Eigentlich wollten die beiden Geschäftsführer lediglich Betreiber eines solchen Fahrzeugs sein, doch bereits nach wenigen Wochen seien sie eines Besseren belehrt worden: Sie mussten das Fahrzeug selber bauen. Technisches Know-how haben sich die Hamburger von ihrem Budapester-Partner erworben. Man habe dafür ein Joint-Venture gegründet und das Fahrzeug konzipiert und gebaut.
Der Bus erfüllt sowohl die technischen Anforderungen der Binnenschiffsuntersuchungsordnung (BinSchUO), sowie die der Straßen-Verkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). „Das sind zwei Fahrzeuge in einem. Im Grunde genommen stecken ein vollwertiger Bus und ein vollwertiges Binnenschiff dahinter“, erklärt der Geschäftsführer. Verwendet wurde für das Fahrzeug ein MAN-Bus-Chassis. In den Rahmen wurde quasi ein Schwimmkörper aufgebracht, vergleichbar mit einer Wanne, der für den nötigen Auftrieb im Wasser sorgt. Dieser wurde entsprechend angepasst. Das Fahrzeug verfügt über insgesamt drei Motoren: Außer dem normalen Motor für den Landantrieb gibt es je zwei weitere Systeme mit Motor und Jet-Antrieb.
Das Team von Hafencity Riverbus besteht aus zehn Personen. Gesteuert wird der Amphibienbus von Kapitänen mit Kapitänspatent und Busführerschein. „Solche Leute gibt es tatsächlich“, versichert Fred Franken. „Das war uns vorher auch nicht bewusst“, muss er gestehen. Insgesamt gibt es drei solcher Kapitäne und einen zusätzlichen Busfahrer. Mit an Bord sind außerdem ein Tourguide und ein Matrose. Der Bus bietet für insgesamt 36 Fahrtgäste Platz. Das Unternehmen Hafencity Riverbus bietet mit seinem schwimmenden Bus eine außergewöhnliche Reise durch Hamburg: eine amphibische Stadtrundfahrt. Die Stadtkreuzfahrt, so betitelt das Unternehmen sein Rundfahrtprogramm, dauert ca. 75 Minuten – eine halbe Stunde davon schippert der Bus auf der Elbe. Die Tour geht los am Brooktorkai mitten in der Hafencity durch das Unesco Weltkulturerbe Speicherstadt, der Hafencity, und dann in Richtung Rothenburgsort. „Die Gegensätze alt und neu sind nirgendwo in Hamburg so groß wie hier, wo die Stadtrundfahrt beginnt“, schwärmt Fred Franken. Über eine Rampe geht es dann in die Elbe. Von dort aus schippert der Bus elbabwärts zurück unter den Elbbrücken hindurch bis zum Brooktorhafen in der Speicherstadt. Man habe für den Amphibienbus eine Strecke auserkoren, „die sich für uns als sinnvoll erwiesen hat, auch vom zeitlichen Rahmen“, erläutert Franken. „Wir sind weder Anbieter einer vollwertigen Stadtrundfahrt mit den klassischen Sehenswürdigkeiten, noch bieten wir eine klassische Hafenrundfahrt“, so Franken weiter. Dafür gebe es ja bereits andere Anbieter. „Wir sind das kleine Stück dazwischen“, sagt er und ergänzt: „Dafür sind wir aber der einzige Anbieter, der Hamburg auf diese Art und Weise erlebbar macht.
Gastronomie an Bord wird nicht angeboten. „Zu aufwendig“, sagt Franken. Wenn gewünscht, könne man für Gruppen vor Fahrtbeginn Getränke anbieten. Danach gibt es ein Einlaufbier. Das Angebot gilt für gebuchte Charter-Touren. Die Riverbus-Touren würden sehr gut angenommen. Theoretisch könnten Fred Franken und sein Geschäftspartner Jan Peter Mahlstedt mehr Touren anbieten. Doch erst müsse das junge Unternehmen am Ende des Jahres eine erste Bilanz ziehen. „Dann sehen wir weiter, wie das nächste Jahr hinsichtlich der Touren geplant wird“, erklärt Fred Franken. Man habe in den vergangenen sechs Monaten sehr viel gelernt. Vieles, was man noch besser und anders machen könne. Darauf wollen sich Fred Franken und sein Team zunächst einmal fokussieren. Askin Bulut