Wenn sich Kräfte vereinen und Synergien gebündelt werden, entstehen neue Chancen, Möglichkeiten und Multiplikatoren. Deshalb lautet die Devise von Philipp Fulgraff (Reise mit Fulgraff), Markus Reimann (Reimann Reisen Hagen), Turgay Afan (Afan Reisen) und Sascha Meurer (Meurer Touristik) – die sich kurz FRAM nennen: „Vernetzte Zusammenarbeit, gemeinsam sind wir stark“.

Wer erinnert sich nicht an den öffentlichkeits- und medienwirksamen Auftritt der Reisebusbranche im Rahmen der Busdemos in 2020, die so manche Städte Deutschlands zum Beben brachten. Die Idee zu der eng verzahnten Zusammenarbeit zwischen den vier Busunternehmern ist quasi mit der ersten Busdemo entstanden und über die folgenden Demos dann auch immer weiter ausgebaut worden. Initiator war Sascha Meurer, der die anderen drei Busunternehmer unabhängig voneinander seit vielen Jahren kennt. Ein Treffen hier, ein Grillfest da – schnell erkannte das Unternehmer-Quartett die Chancen, die aus einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und einem Erfahrungsaustausch mit gleichgesinnten, engagierten Berufskollegen entstehen können: Statt gegeneinander, miteinander arbeiten und von gegenseitigem Austausch sowie Know-how profitieren. Bereits kurze Zeit später erwies sich das Miteinander als effizient und profitabel für jeden Einzelnen.

Heute, über ein Jahr später, berichten die Unternehmer in einer Video-Konferenz mit dem Bus Blickpunkt, dass sie neue Geschäftsfelder erschlossen haben und sich durch die enge Verzahnung von Tätigkeitsfeldern an größere Projekte herantrauen. „Wir schieben uns so viele Fahraufträge wie möglich zu“, erzählt Sascha Meurer. „Wir trauen uns durch die Zusammenarbeit an Dinge heran, die jeder einzelne von uns normalerweise alleine nicht stemmen könnte“, verdeutlicht Meurer. Unter anderem stellen sich die Busunternehmer gegenseitig Fahrzeuge zur Verfügung. Auch wenn mal ein Bus auf der Strecke bleibt, ist Unterstützung garantiert.

Philipp Fulgraff ist Experte, wenn es u.a. um gute Hotelempfehlungen, Gastronomie, Destinationen, Regionen etc. geht. Der Vollblut-Touristiker sitzt nach wie vor selber hinter dem Steuer seiner Reisebusse und kennt alles persönlich. Man solidarisiert sich untereinander, wenn zum Beispiel in den Hotels etwas nicht rund läuft oder es Probleme gibt. Man tauscht sich auch über Themen wie Fahrzeuge, Ersatzteile, Preise, Banken, Finanzierung aus und es wird auf Missstände aufmerksam gemacht. Die Kommunikation findet sowohl innerhalb der FRAM statt als auch über die Whatsapp-Gruppe, die die Busunternehmer vor rund einem Jahr ins Leben gerufen haben (wir berichteten). Dazu später mehr.

Den Rivalitätsgedanken hat die FRAM-Connection gänzlich abgelegt. „Wir haben erkannt, es ist genug Arbeit für alle da – mehr als wir sie sogar zu viert bewältigen können“, sagt Markus Reimann. Man müsse sich von dem Gedanken befreien, dass man sich gegenseitig was wegnehmen könnte, so Reimann weiter. Vertrauen sei dabei oberstes Gebot, betont Philipp Fulgraff. Schlussendlich handele man nach dem Konrad-Adenauer-Prinzip: „Man kennt sich, man hilft sich“, bringt es Turgay Afan auf den Punkt.

„In der Corona-Krise haben wir gerade auch durch unsere Zusammenarbeit zusätzliche Geschäftsfelder erschlossen, die uns Freude bereiten. Know-how und Erfahrung aus der FRAM ermöglichen und eröffnen neue Blickwinkel sowie eine innovative Art der Zusammenarbeit. Das Miteinander funktioniert unfassbar gut und es macht Spaß, in die Zukunft zu blicken“, resümiert Markus Reimann die Vorteile für sein Unternehmen.

Heutzutage sei der Austausch mit den Busunternehmerkollegen wichtiger denn je, sagen die Unternehmer unisono. „Durch den Dialog haben wir viel mehr Nutzen. Es gibt viele Themen, an die man selber engstirnig herangeht und oft durch einen Tunnelblick betrachtet. Doch wenn man sich untereinander austauscht, bekommt man einen ganz anderen Blickwinkel oder eine andere Sicht auf die Dinge. Im Dialog kriegt man heraus, was bei einem gut oder schlecht läuft. Man kann vergleichen und das Beste rausholen“, unterstreicht Markus Reimann den Nutzen einer vernetzten Zusammenarbeit. So könne man Einfluss nehmen auf viele Dinge und dürfe sich „nicht austricksen lassen“. Gerade die Corona-Krise habe gezeigt, „der neue Weg ist, miteinander zu sprechen, um mögliche Probleme zu lösen, die Unternehmen miteinander haben können – auch in einer Wettbewerbssituation“, so Reimann weiter. Dies könne teilweise auf Missverständnissen basieren, die man aber im Dialog einfacher aus dem Weg räumen könne.

Den Gedanken des konstruktiven Austauschs unter Busunternehmerkollegen haben die vier Busunternehmer aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz weiterentwickelt und das Ganze kulminierte in einer Whatsapp-Gruppe, die ausschließlich Busunternehmern vorbehalten ist. „Busunternehmen 2¾“ nennt sich diese Gruppe und hat aktuell über 90 Teilnehmer – Tendenz steigend. Allzu groß soll die Gruppe aber nicht werden. Hier wird sich unterhalten über alles, was nützlich, essenziell und von Interesse ist für das Alltagsgeschäft der Busunternehmer, und zwar schnell und unkompliziert. Man kommt über die Whatsapp-Gruppe an Informationen, die man so nirgends bekommt oder sehr mühsam beschaffen müsste. So konnte man sich beispielsweise während der Lockdowns und generell in der Krise gegenseitig mit gezielten Informationen beliefern und schnell sowie unkompliziert Lösungen bieten.

Wie Turgay Afan, der die Whatsapp-Gruppe intensiv betreut, berichtet, wird von vielen in der Gruppe die Gründung einer Interessengemeinschaft gewünscht. Aus der Whatsapp-Gruppe soll nun eine Interessengemeinschaft werden.

Askin Bulut