Herbert Larcher, Geschäftsführer des Busunternehmens Larcher Touristik in Markt Schwaben, hat das 1945 gegründete Familienunternehmen in dritter Generation 1997 mit 35 Jahren übernommen und groß gemacht.

Er hat viel zu tun. „Die Auftragslage ist sehr gut“, bestätigt er. Es geht eigentlich noch mehr. Ihm sind aber aktuell die Hände gebunden. Es gibt kein Personal. Der Markt ist leergefegt. An Wachstum ist zurzeit nicht zu denken. „Wir sind froh, dass wir den Status quo erfüllen können“, sagt er. Denn neue Linienaufträge oder Buslinien, die durch Erweiterungsvorhaben der Aufgabenträger entstehen, muss Larcher aufgrund fehlenden Personals ablehnen. „Man muss quasi das Geld auf der Straße liegen lassen“, bedauert er die Situation.

„Den Zugang zum Personal hat man uns wesentlich erschwert“, beklagt Herbert Larcher und meint damit u.a. die strengen Prüfungskriterien und die unverhältnismäßig hohen Kosten für den Erwerb des Führerscheins. „Was will der Fahrer?“, fragt er. „Er will fahren.“ Doch durch die erforderliche Grundqualifikations-Prüfung ausschließlich in Deutsch werde Busfahrern aus nicht-deutschsprachigen Ländern der Weg in den Arbeitsmarkt blockiert. Herbert Larcher engagiert sich in der IHK im Regionalausschuss für den Landkreis Ebersberg. Zudem sitzt er im Prüfungsausschuss von Fachkraft im Fahrbetrieb sowie Fach- und Sachkundeprüfung für Omnibusunternehmer. Er kennt die Problematik in diesem Bereich sehr gut und hat wenig Verständnis für die aktuellen gesetzlichen Vorgaben. In München gibt es laut Larcher 7.500 Busfahrer, davon üben aber lediglich 2.500 ihren Beruf aus. Die meisten arbeiten in anderen Bereichen, wo die Bezahlung besser sei. „Der Verdienst ist definitiv zu niedrig für diese Qualifikation und für die Anforderungen, die heutzutage an einen Omnibusfahrer gestellt werden“, räumt er ein.

Da die meisten Anwärter für den Beruf des Busfahrers mittlerweile aus dem Ausland kommen und der deutschen Sprache nicht mächtig sind, hat Larcher Touristik eine Deutschlehrerin festangestellt, die drei Mal in der Woche Deutsch unterrichtet. Ein weiteres Problem, vor dem der Busunternehmer steht, ist das Thema Wohnraum. Die Fahrer brauchen eine Bleibe. Also müssen Zimmer her. Und im Münchner Raum erschwingliche Wohnungen zu finden, ist eine große, fast nicht zu bewältigende Herausforderung. „Wir schaffen Wohnraum und bieten Zimmer an“, erklärt Larcher. Er ist überzeugt, dass die Personalsituation nicht einfach und auch nicht schnell zu lösen ist. „Es fehlen politische Rahmenbedingungen“, betont er.
Den größten Geschäftsbereich bei Larcher Touristik macht der Schulbus- und Linienverkehr aus. Herbert Larcher bedient mehrere Buslinien in den Landkreisen Ebersberg und Erding. Sein größter Auftraggeber ist der Münchner Verkehrsverbund (MVV). Busvermietung und Shuttleservice sind weitere Standbeine des Unternehmens. Vom Reiseverkehr mit eigenem Reiseprogramm hat sich Larcher bereits vor einer ganzen Weile verabschiedet. „Das war im Nachhinein die richtige Weichenstellung“, so Larcher. Der Schulbus- und Linienverkehr ist sein Ding.

Herbert Larcher ist Pragmatiker. Seine Schritte sind stets wohlüberlegt. „Ich habe mich nie an Ausschreibungen beteiligt, die zu bewältigen für mich eine Nummer zu groß waren“, beschreibt er seine Vorgehensweise. Ihm kam es immer auf die Überschaubarkeit an: „Schließlich muss der Betrieb mit allem, was dazu gehört, wachsen. Mit Augenmaß.“

Als Herbert Larcher 1997 als alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer das Unternehmen übernahm, standen acht Busse im Fuhrpark und das Unternehmen bediente eine einzige Linie. Heute beschäftigt Larcher 73 Mitarbeiter, im Fuhrpark stehen 47 Fahrzeuge und der Fokus liegt auf Linienverkehr: Von den im vergangenen Jahr gefahrenen 2,1 Mio. Kilometern fielen allein 85 Prozent auf Linien- und Schülerverkehr. Larcher hat seinen Betrieb über die erfolgreiche Teilnahme an Ausschreibungen, überwiegend MVV-Verkehre, in diesem Geschäftsfeld stark erweitert. 2010 übernahm er das Busunternehmen Moser Reisen, das aus Nachfolgegründen seinen Betrieb aufgeben musste. Moser Reisen betrieb überwiegend Schülerverkehre und war nur zehn Kilometer vom Larcher-Standort entfernt. Damit übernahm Larcher die 43er Sonderverkehrslinie – „das Filetstück damals“, sagt er rückblickend – und optimierte so sein Angebot im Schulbus- und Linienverkehr für die Landkreise Erding und Ebersberg. 2013 begann der Bau eines zweiten Betriebshofs in Forstern. Im August 2014 wurde dieser fertiggestellt und bezogen.
Herbert Larcher ist jetzt 57 Jahre alt und hat sich natürlich auch schon Gedanken gemacht über seine Nachfolge. Seine eigenen Kinder haben kein Interesse am Familienunternehmen bekundet. Sein Stiefsohn Thomas Harant wird das Unternehmen weiterführen. Der 28-Jährige arbeitet bereits seit vier Jahren als Leiter Vertrieb und Organisation im Unternehmen mit. Es ist alles bereits geregelt. Thomas Harant wird 2020, wenn Larcher Touristik sein 75-jähriges Jubiläum begeht, in die Geschäftsführung mit einsteigen. Zwei Jahre lang gibt es dann eine Doppelspitze. 2023, so ist der Plan, wird Herbert Larcher mit 60 Jahren aus der Geschäftsleitung ausscheiden, bleibt aber als Gesellschafter im Unternehmen. Er möchte nicht mehr der Frontmann sein, sagt er. „Wir harmonieren ganz gut zusammen. Wir ergänzen uns sehr gut“, sagt Larcher zufrieden. Mit seinem Vater war es damals nicht einfach, den Generationenwechsel zu vollziehen. „Er war nicht offen für Neuerungen. Den Fehler mache ich nicht“, versichert er. Larcher hält große Stücke auf seinen Nachfolger. Askin Bulut