Die Bezeichnung „Gimmler Reisen“ ist zugegebenermaßen etwas unvollständig, handelt es sich bei dem Unternehmen doch um die Werner Gimmler Wetzlarer Verkehrsbetriebe und Reisebüro GmbH. Die Bustouristik hat wesentlichen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg der Firma, in ihrer Grundstruktur ist der Betrieb aber so groß, dass er als Mobilitätsdienstleister der Stadt Wetzlar unter anderem auch sämtliche Fäden in Sachen ÖPNV in Händen hält, eine eigene Werkstatt betreibt und demnächst das komplette Fuhrparkmanagement Wetzlars verantwortet. Seit 23 Jahren leitet der 66-jährige Manfred Thielmann als Geschäftsführer die Geschicke des Unternehmens, das nächstes Jahr sein 80. Jubiläum feiert. Thielmann und sein Abteilungsleiter für Tourismus, der 56-jährige Touristikfachwirt Jens Bautz, haben auch das Projekt Podcast angestoßen. Und damit eine Idee aufgegriffen, die schon länger „in der Luft“ lag. „Aufgebracht wurde sie ursprünglich von einem unserer Medienpartner“, erinnert sich Jens Bautz. „Einmal im Jahr setzen wir uns mit ihnen zusammen und planen unseren Marketing-Mix.“ Ein solches Jahresgespräch mit der Siegener Zeitung wurde zur Geburtsstunde des „Gimmler Podcasts“. Professionalität stand dabei für Jens Bautz und Manfred Thielmann an erster Stelle bei der Umsetzung des Projekts.
Professioneller Podcast – professionelle Wirkung
„Wir haben lange nachgedacht und uns umfassend ausgetauscht“, erzählt Thielmann. „Im Frühjahr 2025 waren wir bereit, zu starten.“ Fünf Folgen wurden zunächst vorproduziert, drei davon sind bereits erschienen. Zu finden sind sie im „Gimmler Reisen“ Youtube-Kanal, von wo aus die Podcasts überall eingebunden werden können – in den Sozialen Medien, auf der Homepage und sogar in den Anzeigen, die in den Printmedien im Einzugsgebiet geschaltet werden. „Auch wenn die Anzeigen allgemein gehalten werden, so können wir darin immer auch Bezug zu den Podcasts nehmen, je nachdem, welche Reise wir speziell bewerben wollen“, so Bautz. „In die Anzeige wird dann ein QR-Code eingefügt, der direkt zum Podcast auf unserer Homepage führt – und wo es mit nur einem Klick weiter zur jeweiligen Reisebeschreibung und Buchungsmöglichkeiten geht.“
Jeder Podcast greift im Rahmen eines professionell geführten Interviews eine Destination nebst Reiseprogramm auf. Die Interviews führt eine ausgebildete Radio-Moderatorin. „Sie hat eine tolle Stimme, ein sehr angenehmes
Timbre“, findet Manfred Thielmann. Jede Folge wird mit einer eigenen Melodie zur Wiedererkennung „eingeläutet“, dann folgt eine kurze Anmoderation und anschließend das Gespräch. „Für die ersten fünf Podcasts haben wir einen unserer Ruheständler engagiert, Dieter Roser. Dabei war uns wichtig, dass die ‚Chemie‘ zwischen ihm und der Moderatorin stimmt.“ Tatsächlich kommen die beiden im „Duett“ ausgesprochen sympathisch durch den Äther. „Roser ist 40 Jahre lang für ‚Gimmler Reisen‘ Bus gefahren, durch ganz Europa. Ursprünglich wollte er gar nicht im Beruf bleiben“, berichtet Jens Bautz. „In einem der Podcasts erzählt er das sogar. Er wollte Europa bereisen und dann wieder etwas anderes machen. Er hatte nur nicht damit gerechnet, ‚süchtig‘ nach Busfahren und Reisen zu werden, wie er es ausdrückt. Mit seiner eigenen Begeisterung für die Destinationen, über die er spricht, macht er Lust auf unsere Reisen.“
Mithilfe der Podcasts und vor allem über die sogenannten Neuen Medien erreicht das Gimmler-Unternehmen leichter mehr potenzielle Kunden und auch neue Zielgruppen. Um den Erfolg des Podcasts wirtschaftlich darzustellen, setzt Manfred Thielmann, der vor seiner Zeit bei Gimmler Wirtschaftsdezernent der Stadt Wetzlar war, auf Daten, Zahlen und Dokumentation.
Potenzial ausschöpfen, Zielgruppen hinzugewinnen
Eine vorläufige Auswertung der ersten fünf Podcasts liegt bereits vor und lässt Thielmann und Bautz über weitere Folgen nachdenken. Zumal das Unternehmen über eine ganze Reihe von Mitarbeitern verfügt, die wie Dieter Roser hervorragende Gesprächspartner abgeben würden. „Wir haben Fahrer, die echte Nordkap-Profis sind, England, Irland und Schottland kennen wie ihre Westentasche, Frankreich, die Bretagne, Kroatien … und die auch unsere Reisen verkörpern und unser Unternehmen gut repräsentieren können“, meint Jens Bautz. Dass Bautz und Thielmann intensiv an einer zukunftsfähigen Positionierung des Gimmler-Unternehmens arbeiten, ist bei allem Weitblick auch eine Folge der Corona-Pandemie. „Die Corona-Jahre haben uns dazu veranlasst, alles noch einmal intensiver und aus anderen Perspektiven zu betrachten.“ Die desbezüglichen Aktivitäten bleiben längst nicht auf den Reisesektor beschränkt. Im Bereich städtisches Fuhrparkmanagement wird beispielsweise gerade die Umstellung der Fahrzeuge auf alternative Antriebe geprüft. „Auch das liegt komplett in unserer Verantwortung bei Gimmler“, so Thielmann. Das Wort „Fuhrpark“ bezieht sich dabei nicht nur auf die Busse des Wetzlarer ÖPNV. Erfasst werden sämtliche Fahrzeuge der Stadt, auch die, die für Straßenreinigung und Müllabfuhr oder als Dienst-Pkw eingesetzt werden. Fast möchte man da die Zukunft als Delta bezeichnen, im doppelten Wortsinn: Als die Veränderung höchstselbst und den Weg, den Veränderung nimmt – über jenes Netz, das alles mit allem verbindet. Und vielleicht macht es Schule, der Zeit eine Nasenlänge voraus zu sein.
Judith Böhnke