Zuletzt war er gemeinsam mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz zu Gast in der ZDF-Sendung „Wir und das Virus – Gesichter der Pandemie“.

Er war es auch, der gemeinsam mit seinem Reiseveranstalter-Kollegen Rainer Maertens am 29. April 2020 die erste Bus-Demo der Branche in Dresden organisierte. Daraus entwickelte sich dann kurze Zeit später eine bundesweite Aktion, die die gesamte Reisebranche mobilisierte. „Meine ganz persönliche Strategie seit Anbeginn der Corona-Krise ist, auf die Probleme in der Busreisebranche aufmerksam zu machen“, erklärt Lang. Er betreibt Lobbyarbeit – regional und sogar überregional – nicht nur für sein Unternehmen, sondern für die gesamte Branche, wie er berichtet. Doch die verzerrte Wahrnehmung der Politik von der Busreisebranche hält sich hartnäckig. Entscheidungen würden aus Endkundensicht getroffen. Ein klares Indiz dafür, wie René Lang findet, dass noch immer Gesetze verabschiedet und Regelungen auf den Weg gebracht werden, die völlig praxis- und realitätsfern sind – Stichwort Insolvenzsicherungsfonds. Er wirft der Politik bei der Öffnungsperspektive für die Reisebranche eine Verweigerungshaltung vor. Man weigere sich überhaupt über eine Perspektive zu sprechen.

Bevor René Lang im Jahr 2004 die Geschäftsführung des Unternehmens Lang GmbH übernahm, absolvierte er 1996 seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr, startete eine Karriere in der Offizierslaufbahn und wurde zum Hauptmann sowie Kompaniechef befördert. Seine Karriere bei der Bundeswehr hing er an den Nagel, als die Zukunft des von seinen Eltern 1990 gegründeten Busunternehmens zur Debatte stand. Er und sein fünf Jahre jüngerer Bruder, der ebenfalls seine berufliche Existenz außerhalb des elterlichen Betriebs aufgebaut hatte, fackelten nicht lange und beschlossen, in das Familienunternehmen zurückzukehren und den Betrieb zu übernehmen. Gesagt getan. In zweiter Generation wurde der Betrieb neu ausgerichtet und der Schwerpunkt von Schüler- und Personennahverkehr in Richtung Reiseverkehr verlagert. Aus Busunternehmen Lang GbR wurde Reiseveranstalter Lang GmbH.

Bei Lang Reisen gilt die Devise: Fokussierung auf das Hauptgeschäft. „Damit waren wir im Sommer 2020 erfolgreich. Wir konnten unser Reiseprogramm wieder zügig hochfahren und auch relativ lange am Laufen halten“, berichtet der 44-Jährige. Der Aufwand, durch intensive Kommunikation auf allen Kanälen und mit einem gut durchdachten sowie gezielten Marketing die Kunden zum Buchen zu animieren, habe sich am Ende ausgezahlt. „Wir haben noch bis in den Oktober rein Silvesterreisen verkauft, die aktiv gebucht wurden“, erzählt der Lang Reisen-Chef. Man habe zwar dann weit über 700 Kunden absagen müssen, „aber, wenn wir hätten fahren dürfen, wären wir mit der Anzahl der Buchungen imstande gewesen, eigenständig wirtschaften zu können“, sagt Lang.

„Ohne die Sonderpositionen in der Überbrückungshilfe für die Reisebranche gäbe es mein Unternehmen heute unter den gegebenen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen nicht mehr“, ist sich Lang sicher. Er kritisiert: „Stand heute kann man sagen, wir kämpfen gegen die politische Arbeitsverweigerung.“ Während Länder wie Österreich, Dänemark, Portugal Spanien, Holland, Griechenland etc. klare Öffnungsperspektiven für einen Neustart aufzeigten und sich stark für einen Impfnachweis als Voraussetzung fürs Reisen machten, sei Deutschland aktuell weit entfernt davon. Und das hat enorme Auswirkungen auf die gesamte Reisebranche. Denn je länger sich der Lockdown hinzieht und die Räder bei den Busreiseveranstaltern stillstehen, umso kürzer wird die Saison für dieses Jahr. „Selbst wenn wir 100 Prozent der monatlichen Kosten erstattet bekommen, was machen wir, wenn wir im September wieder fahren dürfen, die 100-Prozent-Kostenerstattung ausläuft und wir direkt in die Nebensaison reinstarten? Wenn wir erst im September zum Rollen kommen, ist nicht mehr viel Saison da, in der wir Rücklagen bilden können“, gibt der Busreiseveranstalter zu bedenken.

Zu den wichtigsten Learnings aus der Krise für sein Unternehmen gehört u.a. das Vorhaben, zukünftig mehr Rücklagen zu bilden. „Wir haben in den vergangenen Jahren jeden Cent, der übrig war, in das Unternehmen investiert“, erzählt Lang. Das soll sich ändern. „In Zukunft heißt es für uns, die eine oder andere Investition zurückzustellen, mehr auf Eigenkapital zu achten, vielleicht auch zu versuchen, die eine oder andere Investition primär aus Eigenmitteln zu stemmen, um weniger vom Kapitaldienst abhängig zu sein“, verrät er. Vom technischen Fortschritt will er sich nicht mehr mitreißen lassen. „Die Fahrzeuge sind das, was viele als den Kern ihres Unternehmens betrachten. Wir sind sehr technikverliebt an die Sache herangegangen und dachten, dass die Kunden bei uns Reisen buchen, weil ein neues Fahrzeug auf dem Betriebshof steht“, erläutert Lang weiter. „Wir definieren uns viel zu sehr über den Bus und über die Technik, aber deutlich zu wenig über das Reiseerlebnis.“

Für die Busreisebranche wünscht er sich, dass die Wege, die während der Corona-Krise eigeschlagen wurden – sei es in Bezug auf die Politik oder Behörden, Institutionen o.Ä. – auch in Zukunft weiter beschritten werden. „Wir müssen aktiv dranbleiben“, betont Lang, „damit wir im Falle einer ähnlichen Krise nicht wieder bei null anfangen und erklären müssen, wer wir eigentlich sind, was wir machen und wie unser Business funktioniert. Wir müssen dafür sorgen, dass man unsere Branche als wichtigen Wirtschaftszweig, der 365 Tage im Jahr mehrere Millionen Menschen in Deutschland und in Europa in Brot und Lohn hält, endlich anerkennt.“

In Zukunft wird René Lang gemeinsam mit seinem Bruder versuchen, ihr Unternehmen noch breiter aufzustellen; dabei soll der Fokus immer auf die Touristik gerichtet bleiben. Und allen Widrigkeiten zum Trotz: „Wir sind Reiseveranstalter, wir wollen und werden es auch bleiben“, zeigt sich Lang kämpferisch.

Das Gespräch führte
Askin Bulut