Rückblende: Im Dezember 1981 spitzen sich in Polen die Auseinandersetzungen zwischen der Gewerkschaft Solidarnosc und der Regierung zu. Er entschließt sich, nicht mehr nach Warschau zurückzukehren und holt seine Frau Solange und die die Kinder Malgorzata und Jan im folgenden Jahr nach. Jan ist damals drei Jahre alt. Sein Vater, Maschinenbauingenieur mit Diplom, findet eine Anstellung im Neoplan-Werk in Spandau und macht schnell Karriere. Anfang der 90er wird er Neoplan-Werksleiter in Spandau. 1994 geht er eigene Wege. Er gründet die Firma Neoplan Polska, verkauft Busse nach Polen und zieht eine eigene Busproduktion auf.

Marktführer in Polen
Die Fahrzeuge erhalten später den Namen Solaris. Im Jahr 2013 verkaufte Solaris 1.302 Busse weltweit. Das bisher beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. In Polen ist Solaris Marktführer. In Deutschland rangiert das Unternehmen bei Zulassungszahlen für Stadtbusse nach Daimler Buses und MAN auf Rang drei. Die Olszewskis stehen für eine der erfolgreichsten Unternehmensgründungen im nachsozialistischen Polen.

Gefrorenes Joghurt-Eis mit wenig Kalorien
Solaris-Niederflurbusse mit der prägnanten asymmetrischen Frontscheibe fahren mitunter auch durch die Berliner Friedrichstraße am U-Bahnhof Stadtmitte, wo Sohn Jan Olszewski seit Dezember 2012 mit seiner Frau Malgorzata das Restaurant „youghurt“, abgeleitet von Joghurt, betreibt. Die Idee dahinter: ein Fastfood-Restaurant für gesundes Essen. Der Name „youghurt“ wurde gewählt, da Joghurt als eines der gesündesten Lebensmittel weltweit gilt. Auch Joghurt-Eis, gefrorener Joghurt („Frozen Yoghurt“), ist im Angebot. Da bei diesem Produkt nicht Sahne wie beim gewöhnlichen Speiseeis verwendet wird, sondern Joghurt, ist der Fettgehalt des „Frozen Yogurt“ deutlich geringer. In den USA hat das Joghurt-Eis einen kleinen Siegeszug hinter sich. Jan Olszewski begegnete diesem leckeren Eis 2011 in Dubai. Er hatte damals gerade ein neues IT-System im elterlichen Betrieb, das vom Wirtschaftsmagazin „Forbes“ ausgezeichnet wurde, eingeführt und war als Solaris-Vertreter beim Weltnahverkehrskongress UITP dabei. Zurück kam er nicht nur mit Informationen über die neuesten Trends auf dem Stadtbusmarkt, sondern auch mit seiner Idee, „Frozen Yogurt“ in Deutschland zu starten. „Ich wollte schon immer mal etwas Eigenes machen“, sagt Jan Olszewski. Unterm Weihnachtsbaum 2011 eröffnete er seinen Eltern, dass er sich mit einem „Fastfood-Restaurant für gesundes Essen“ selbstständig machen wolle. Eine gelungene Weihnachtsüberraschung. Joghurt-Eis? Und das nach BWL-Studium in Dortmund, Paris und Sydney, MBA in Mailand und Toronto sowie Praktika in der Automobilbranche. Doch nachdem der Blutdruck der Eltern wieder normale Werte erreicht hatte, signalisierten sie Verständnis: „Mach das, nirgendwo lernt man soviel, wie auf dem Weg in die Selbstständigkeit.“ Die Suche nach einem bezahlbaren Standort gestaltete sich schwierig. In die neue „Mall of Berlin“ wollte er unbedingt rein, Traumlage an der Leipziger Straße in Berlin-Mitte. Doch er erhielt eine Absage.

Stammkundin überzeugte ihren Vater
Im Mai 2014 soll dieses größte Shopping Center Berlins in der Leipziger Straße 12 in Mitte mit 270 Geschäften und dem größten deutschen Gastronomiebereich („Food-Court“) eröffnet werden. Gleich um die Ecke, in der Friedrichstraße 194 bis 199, fand Jan Olszewski dann doch noch eine bezahlbare Immobilie für seinen geplanten Schnell-Imbiss. Und los ging`s. Mit Freude an Farbe und Frische wurde ein Restaurant in Weiß und Grün gezaubert, das schon clean aussieht. Neben „Frozen Yogurt“, Müslis, Waffeln, Ciabattas und Salaten gibt es auch Suppen. Alles Bio, alles gesund, alles aus der Umgebung von Berlin. Täglich frisch angeliefert. Auch für die Busgruppen muss es ja nicht immer die Currywurst-Bude in der Schönhauser sein. „70 Prozent der Kundschaft sind junge Frauen zwischen 15 und 35“, sagt Jan Olszewski. Und dann erlebte er Ende letzten Jahres so etwas wie eine Sternstunde. Ein Brief lag im Postkasten. Absender: die „Mall of Berlin“. Man wolle „Youghurt“ nun doch im „Food-Court“ der Mall platzieren. Wieso dieser Sinneswandel, fragte sich Jan Olszewski skeptisch? Einige Tage später kamen die Investoren ins „youghurt“ und besprachen die Details. Jan Olszewski erfuhr dabei auch den Grund des plötzlichen Sinneswandels. Die 15-jährige Tochter des Mall-Besitzers war inzwischen Stammkundin im „youghurt“ und die überzeugte ihren Vater: „Papi, dieses Restaurant musst Du unbedingt in die Mall aufnehmen.

"youghurt" jetzt auch in der "Mall of Berlin"
Und so kam es, dass die letzten Wochen für die Olszewskis den Hochdruck einer zweiten Unternehmensgründung hatten. Das neue Geschäft in der „Mall of Berlin“ einrichten, Personal einstellen, Lieferverträge, Ärger mit den Handwerkern. Inzwischen ist das zweite Geschäft in der „Mall of Berlin“ Wirklichkeit. „Direkt neben McDonalds“, freut sich Jan Olszewski und er ergänzt: „In diesem Jahr entscheidet sich alles. Wenn ‚youghurt` in der Mall brummt, dann werden wir auch noch ein drittes und viertes Lokal eröffnen.“ Eine Kette, think big, vielleicht wie Starbucks, das wär´s: „Ich wollte nie nur ein kleines Café, das so vor sich hin dümpelt“, sagt Jan Olszewski. Und wenn nicht? Dann weiß er, dass er bestimmt nicht so hart fallen wird wie andere. Die Türen bei Solaris sind für ihn jetzt vielleicht noch etwas weiter geöffnet. Mit der Gründung seines eigenen Unternehmens hat sich der Abstand zur Augenhöhe seiner Eltern deutlich verringert. Seine Mutter Solange, die an der Spitze von Solaris steht, besucht ihren Sohn gern in Berlin und ist sehr stolz. Jan Olszewski: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Mutter mich erst jetzt richtig anerkennt.“ (jw)